Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Von dort waren es nur noch ein paar Schritte zum Drover’s Lot. Ich ging nun ein wenig gebeugt und kniff die Augen zusammen, während ich mich durch das Gedränge schob. Nach ein paar Minuten erhaschte mein Ohr den unverkennbaren Klang eines südvintischen Akzents, und ich ging zu einigen Männern, die Säcke von einem Wagen luden.

»He«, sagte ich in dem gleichen Akzent. »Seid ihr nach Imre unterwegs?«

Einer der Männer wuchtete seinen Sack auf die Ladefläche, klopfte sich die Hände ab und kam zu mir. »Ja, das sind wir. Willst du mitfahren?«, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf und zog den Brief aus meinem Reisesack. »Ich hab hier einen Brief, der dahin muss. Ich wollte ihn eigentlich selbst überbringen, aber jetzt legt mein Schiff doch erst morgen ab. Ich hab ihn in Gannery von einem Seemann übernommen, hab einen ganzen Doppel-Bit dafür bezahlt«, sagte ich. »Er hatte ihn von einem adligen Fräulein bekommen, für einen Bit.« Ich zwinkerte dem Mann zu. »Soll wohl eine sehr eilige Sendung sein.«

»Einen Doppel-Bit hast du dafür bezahlt?«, fragte der Mann und schüttelte den Kopf. »Ganz schön dumm. So viel blecht doch kein Mensch für einen Brief.«

»Hoho«, sagte ich und hob einen Zeigefinger. »Du hast ja noch gar nicht gesehen, an wen der Brief geht.« Ich hielt den Umschlag so, dass er die Anschrift lesen konnte.

»Jakis?«, sagte er, und dann ging ihm sichtlich ein Licht auf. »Ist das etwa der Sohn von Baron Jakis?«

Ich nickte selbstgefällig. »Ja, und zwar der älteste Sohn. Ein so reicher Junge wird ordentlich was hinlegen für einen Brief von seiner Liebsten. Da ist eventuell ein ganzer Nobel drin.«

Er beäugte den Brief. »Könnte sein«, sagte er vorsichtig. »Aber schau mal, da steht bloß ›Universität‹, weiter nichts. Ich bin da oben schon gewesen, und der Ort ist nicht gerade klein.«

»Der Sohn von Baron Jakis wohnt in keiner Bruchbude«, sagte ich leicht gereizt. »Frag einfach nach der teuersten Unterkunft, da wird er anzutreffen sein.«

Der Mann nickte vor sich hin, und seine Hand bewegte sich schon unwillkürlich zu seinem Geldbeutel. »Ich denke schon, dass ich dir den abnehmen könnte«, sagte er widerwillig. »Aber höchstens für einen Doppel-Bit. Ich gehe damit ja sowieso schon ein ziemliches Risiko ein.«

»Jetzt gib deinem Herzen mal einen Ruck!«, jammerte ich. »Ich habe diesen Brief achthundert Meilen weit befördert! Das muss doch irgendwas wert sein!«

»Also gut«, sagte er und zog einige Münzen aus seinem Beutel. »Ich gebe dir drei Bits dafür.«

»Ein halbes Rundstück würde ich nehmen«, grummelte ich.

»Du nimmst drei Bits«, sagte er und streckte mir seine schmutzige Hand entgegen.

Ich gab ihm den Brief. »Denk dran, ihm zu sagen, dass er von einer adligen Dame kommt«, sagte ich und wandte mich zum Gehen. »Das ist ein reicher Schnösel. Hol so viel aus ihm raus, wie du nur kannst, das rate ich dir.«

Dann verließ ich den Platz, richtete mich wieder auf und nahm den Hut ab. Ich zog meinen Shaed wieder aus dem Reisesack und warf ihn mir um die Schultern. Ich pfiff ein fröhliches Lied, und als ich wieder bei dem kahlköpfigen Bettler vorbeikam, gab ich ihm seinen Hut zurück und die drei Bits obendrauf.

Als ich zum ersten Mal die Geschichten gehört hatte, die man sich an der Universität über mich erzählte, hatte ich erwartet, dass das schnell vorübergehen würde. Ich nahm an, es wäre nur ein kurzes Auflodern und würde sich bald wieder legen, wie ein Feuer, dem flugs der Brennstoff ausgeht.

Von wegen. Die Geschichten von Kvothe, wie er Mädchen rettete und mit Felurian schlief, mischten sich mit Bruchstücken der Wahrheit und den abstrusen Lügen, die ich selbst über mich in die Welt gesetzt hatte, um meinen Ruf zu festigen. Das alles zusammen ergab Brennstoff in Hülle und Fülle, und so verbreiteten sich die Geschichten wie ein Lauffeuer.

Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, ob mich das amüsieren oder ängstigen sollte. Wenn ich nach Imre ging, zeigten die Leute mit den Fingern auf mich und tuschelten. Bald war ich so berühmt-berüchtigt, dass ich nicht mehr unerkannt hinübergehen und mit anhören konnte, was man sich über mich erzählte.

Tarbean hingegen war vierzig Meilen weit entfernt.

Nachdem ich Drover’s Lot verlassen hatte, kehrte ich auf das Zimmer zurück, das ich mir in einer der netteren Gegenden von Tarbean genommen hatte. In diesem Teil der Stadt vertrieb der Wind vom Meer den Gestank und den Staub, und die Luft war rein und klar. Ich bestellte mir ein Vollbad und gab in einem Anfall von Verschwendungssucht, bei dem mir einige Zeit zuvor noch schwindelig geworden wäre, drei Penny dafür aus, dass der Portier meine Kleider in die nächstgelegene kealdische Wäscherei bringen ließ.

Anschließend ging ich, wieder sauber und wohlriechend, hinab in den Schankraum.

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Андрей Боярский

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