Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Kilvin nahm den Schürhaken zur Hand, der neben dem Ofen hing, und schlug damit in die Richtung meines Kopfes. Die ganze Bewegung geschah so beiläufig, dass ich überhaupt nicht darauf gefasst war und nicht einmal Zeit hatte, mich zu ducken oder auszuweichen.

Gut einen Meter vor mir hielt der Schürhaken unvermittelt inne, als wäre er an eine unsichtbare Barriere geknallt. Es gab dabei allerdings keinerlei Geräusch, und er prallte auch nicht in Kilvins Händen zurück.

Ich streckte vorsichtig eine Hand nach dem Haken aus und stieß an … nichts. Es war, als wäre die Luft dort vor mir mit einem Mal nicht mehr gasförmig, sondern fest.

Kilvin grinste mich an. »Diese Wehrsteine sind ganz besonders nützlich, wenn man gefährliche Experimente durchführt oder bestimmte Ausrüstungsgegenstände erprobt«, sagte er. »Sie schaffen auf irgendeine Weise eine thaumatische und kinetische Barriere.«

Ich fuhr weiter mit der Hand über das unsichtbare Hindernis. Es war nicht hart und nicht einmal fest. Wenn ich drückte, gab es ein klein wenig nach, und es fühlte sich rutschig an, wie Glas, das mit Butter bestrichen ist.

Kilvin sah mir mit leicht belustigtem Blick zu. »Ehrlich gesagt, Re’lar Kvothe, habe ich, bevor Elodin mit seinem Vorschlag kam, überlegt, deinen Pfeilfänger analog zu diesen Steinen Kleinwehr zu nennen.« Er runzelte ein wenig die Stirn. »Das trifft es natürlich nicht so ganz, wäre aber immer noch besser als Elodins melodramatischer Schwachsinn.«

Ich stemmte mich mit aller Kraft gegen das unsichtbare Hindernis. Es war solide wie eine Steinmauer. Bei genauem Hinsehen konnte ich winzige Verzerrungen in der Luft erkennen, als blickte ich durch eine leicht fehlerhafte Glasscheibe. »Das hier ist aber doch etwas viel Besseres als mein Pfeilfänger, Meister Kilvin.«

»Wohl wahr.« Kilvin nickte versöhnlich, bückte sich, um die Steine wieder aufzuheben, und murmelte dabei erneut etwas Unverständliches vor sich hin. Ich geriet kurz ins Wanken, als die Barriere verschwand. »Aber deine raffinierte Konstruktion können wir beliebig oft reproduzieren. Dieses Mysterium hier hingegen nicht.«

Er legte sich die beiden Würfel auf den Handteller. »Sie sind nützlich, aber denke stets daran: Ein Handwerker sollte vor allem klug und vorsichtig sein. Wir leisten unsere Arbeit im Bereich der Realität.« Dann schloss er die Finger über den Wehrsteinen. »Mysterien solltest du Dichtern, Priestern und Narren überlassen.«

Im Gegensatz zu meinen sonstigen Misserfolgen kam ich mit meinem Studium bei Meister Elodin recht gut voran. Seinen Worten nach fehlten mir nur noch etwas mehr Zeit und Hingabe, um in der Namenskunde größere Fortschritte zu machen. Ich gab ihm beides, und er machte einen seltsamen Gebrauch davon.

Wir verbrachten viele Stunden mit vollkommen rätselhaften Dingen. Er ließ mich ein Wasserglas Apfelschnaps trinken und dann Teccams Theophanie in einem Zug von vorne bis hinten durchlesen. Er ließ mich drei Tage lang eine Augenbinde tragen, was meinen Leistungen in den übrigen Seminaren nicht eben zuträglich war, Wil und Sim aber ohne Ende amüsierte.

Er ermunterte mich herauszufinden, wie lange ich wach bleiben konnte. Da ich mir so viel Kaffee leisten konnte, wie ich nur wollte, hielt ich fast fünf Tage lang durch. Gegen Ende jedoch war ich ziemlich außer mir und fing an, Stimmen zu hören.

Und dann war da auch noch der Zwischenfall auf dem Dach der Universitätsbibliothek. Davon hat ja offenbar jeder die eine oder andere Version gehört.

Ein mächtiges Gewitter war im Anzug, und Elodin befand, dass es mir nützen würde, mich diesem Sturm eine Zeit lang auszusetzen. Je näher, desto besser, sagte er. Und da er wusste, dass Lorren uns niemals aufs Dach der Bibliothek gelassen hätte, klaute Elodin einfach den Schlüssel.

Das brachte es dummerweise mit sich, dass, als der Schlüssel dann vom Dach fiel, niemand wusste, dass wir beide dort oben feststeckten. Die Folge war: Wir mussten die ganze Nacht auf dem nackten Steindach zubringen, mitten in einem tosenden Sturm.

Erst am nächsten Vormittag beruhigte sich das Wetter so weit, dass wir in den Hof hinab um Hilfe rufen konnten. Da es anscheinend keinen Reserveschlüssel gab, ließ Lorren die Tür, die aufs Dach hinaus führte, von einigen kräftigen Bibliothekaren aufbrechen.

Das wäre alles nicht weiter schlimm gewesen, hätte Elodin nicht, als es zu regnen begann, darauf bestanden, dass wir uns nackt ausziehen sollten, um das Gewitter buchstäblich mit Haut und Haaren zu erfahren. Unsere Kleider wickelten wir in ein Öltuch ein, das wir mit einem Ziegelstein beschwerten.

Doch der Wind war stärker als erwartet, riss den Stein mitsamt unserem Kleiderbündel fort und schleuderte alles wie einen Arm voll Laub in den Himmel. Auf diese Weise verloren wir den Schlüssel. Er steckte in Elodins Hosentasche.

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Андрей Боярский

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