Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Drei Viertel der Geschichten, die man sich an der Universität über mich erzählte, basierten auf albernen Gerüchten, die ich selbst in die Welt gesetzt hatte. Dass ich etwa acht Sprachen beherrschte oder im Dunkeln sehen könnte. Dass meine Mutter mich im Alter von drei Tagen bei Vollmond in einem Korb an einen Vogelbeerbaum gehängt und eine Fee einen mächtigen Zauber über mich gesprochen hätte, der mich immer beschützen würde. Und das hätte meine Augenfarbe von Blau zu Laubgrün verändert.

Ich weiß um die Wirkung von Geschichten. Niemand glaubte, dass ich bei einem Dämon eine Handvoll meines Blutes für einen Alar wie aus Stahl eingetauscht hatte. Trotzdem war ich der beste Duellant in Dals Seminar. An einem guten Tag konnte ich leicht zwei meiner Mitstudenten schlagen.

Dieser wahre Kern machte die Geschichten so wirkungsvoll. Auch wenn man sie selbst nicht glaubte, erzählte man sie vielleicht einem Studenten im ersten Trimester, nur um sich an seinem staunenden Gesicht zu weiden. Und wenn man ein Glas oder auch mehrere geleert hatte, geriet man womöglich selbst ins Grübeln …

Und so breiteten sich Gerüchte über mich aus und mein bescheidener Ruf wuchs, wenigstens im Umkreis der Universität.

Einige Gerüchte entsprachen auch der Wahrheit, und einen gewissen Anteil an meinem Ruf hatte ich mir redlich verdient. So hatte ich Fela aus einer Flammenhölle gerettet und war vor einer Zuschauermenge ausgepeitscht worden, ohne zu bluten. Ich hatte den Wind gerufen und Ambrose den Arm gebrochen …

Doch wusste ich, dass mein Ruf einem aus Spinnenfäden gewebten Mantel glich und größtenteils auf unsinnigen Märchen beruhte. Es gab weder Dämonen, die mit Blut handelten, noch gute Feen, die einen mit ihrer Zauberkraft beschützten. Und auch wenn ich manchmal so tat, wusste ich doch, dass ich nicht Taborlin der Große war.

Unter solchen Gedanken erwachte ich in Felurians Armen. Ich blieb noch eine Weile still liegen. Ihr Kopf ruhte leicht auf meiner Brust, eins ihrer Beine lag locker über meinen Beinen. Ich blickte zwischen den Bäumen hindurch zum dämmrigen Himmel empor. Die Sterne kannte ich nicht. Sie leuchteten heller als die am Himmel der Sterblichen und bildeten fremde Sternbilder.

Erst jetzt wurde mir klar, dass mein Leben eine neue Wendung genommen hatte. Bis dahin hatte ich so getan, als sei ich ein junger Taborlin. Ich hatte mich in ein Gespinst von Lügen gehüllt und mich als märchenhafter Held ausgegeben.

Jetzt hatte die Wirklichkeit mich eingeholt. Ich hatte etwas getan, das selbst zu einer Geschichte taugte und in jeder Beziehung so denkwürdig und wunderbar war wie das, was man sich über Taborlin erzählte. Ich war Felurian ins Reich der Fae gefolgt und hatte sie durch einen Zauber bezwungen, für den ich keine Erklärung hatte und den ich erst recht nicht steuern konnte.

Ich fühlte mich anders, irgendwie gefestigter. Nicht unbedingt älter oder weiser, aber ich wusste nun Dinge, die ich zuvor nicht gewusst hatte. Dass es zum Beispiel die Fae wirklich gab und dass sie zaubern konnten. Dass sich Felurian Männer mit einem Kuss unterwarf, dass sie mich mit ihrer Stimme kommandierte wie eine Marionette. Es gab hier viel für mich zu lernen. Seltsame, geheime Dinge von großer Wirkung, Dinge, die ich vielleicht nur hier lernen konnte.

Behutsam befreite ich mich aus der Umarmung der Schlafenden und ging zu dem nahen Teich. Ich spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht und schöpfte ein paar Handvoll zum Trinken.

Dann betrachtete ich die Pflanzen, die am Ufer wuchsen, pflückte einige Blätter, kaute sie und überlegte, wie ich Felurian auf das Thema lenken sollte, das mich als Nächstes interessierte. Die Minze reinigte und erfrischte meinen Atem.

Bei meiner Rückkehr zur Laube war Felurian aufgestanden und fuhr sich mit ihren weißen Fingern durch das schwarze Haar.

Ich brachte ihr ein Veilchen dar, das so dunkel war wie ihre Augen. Sie lächelte und aß es.

Ich beschloss, mich dem Thema vorsichtig zu nähern, um sie nicht unabsichtlich zu kränken. »Ich habe überlegt, ob du vielleicht bereit wärst, mich zu unterrichten.«

Sie strich mir zärtlich über die Wange. »aber habe ich nicht bereits damit begonnen, du süßer narr?«

Mir wurde ganz heiß vor Aufregung. Ich hatte nicht erwartet, dass es so einfach sein würde. »Und bin ich für die nächste Unterrichtsstunde bereit?«, fragte ich.

Ihr Lächeln wurde breiter, und sie betrachtete mich eingehend mit unergründlichem Blick unter gesenkten Lidern. »fühlst du dich denn bereit?«

Ich nickte.

»dein eifer ist lobenswert.« Ihre schwebende Stimme klang belustigt. »du bist zwar begabt und hast eine rasche auffassung, aber du musst trotzdem noch viel lernen.« Sie sah mir in die Augen, und ihr zartes Gesicht wurde ernst. »du darfst mir keine schande machen, wenn du zu den sterblichen zurückkehrst.«

Sie nahm meine Hand, zog mich in die Laube und zeigte auf die Kissen. »setz dich.«

Gehorsam setzte ich mich. Mein Kopf befand sich auf der Höhe ihres flachen Bauchs, und ich konnte den Blick kaum von ihrem betörenden Nabel abwenden.

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Андрей Боярский

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