Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Stolz und majestätisch wie eine Königin blickte sie auf mich herab. »amouen«, sagte sie und spreizte die Finger einer Hand. »so nennen wir den ›schweigenden hirsch‹. eine einfache lektion für den anfang, die dir bestimmt gefallen wird.«

Sie lächelte mich mit alten, wissenden Augen an. Und noch bevor sie mich wieder in die Kissen drückte und in meinen Hals biss, wusste ich, dass sie mich nicht im Zaubern zu unterrichten gedachte. Oder wenn doch, dann in einem Zaubern ganz anderer Art.

Ich hatte mir zwar eine Unterweisung anderer Art erhofft, doch muss ich gestehen, dass ich nicht übermäßig enttäuscht war. Von Felurian in die Künste der Liebe eingeführt zu werden überstieg den an der Universität gebotenen Lehrstoff bei weitem.

Ich meine damit nicht den schweißtreibenden Ringkampf, mit dem die meisten Männer – und leider auch die meisten Frauen – die Liebe verwechseln. Er hat natürlich auch seine Reize, aber Felurian machte mich auf verstecktere Qualitäten der Liebe aufmerksam. Wenn ich in die Welt der Menschen zurückkehre, sagte sie, dürfe ich ihr nicht als unfähiger Liebhaber Schande machen. Entsprechend umfassend war ihr Unterricht.

Einiges benannte sie mit Namen: so die Handgelenkfessel, den Ohrenseufzer, den Nackenbiss, das Lippenziehen, den Kuss der Kehle, des Bauchnabels und der – wie Felurian es ausdrückte – Blume der Frau, den Hauchkuss, den Federkuss und den steigenden Kuss. So viele verschiedene Arten des Küssens. Fast zu viele, um sie alle zu behalten. Aber nur fast.

Ich lernte das Wasserholen vom Brunnen, die Flatterhand, das Morgendliche Vogelgezwitscher, das Umkreisen des Mondes, das Efeuspiel und die Hasenjagd. Allein die Namen würden ein Buch füllen, doch ist hier, denke ich, nicht der richtige Ort dafür. Schade drum.

Ich will nicht den Eindruck erwecken, wir hätten die ganze Zeit nur mit unbeschwertem Liebesspiel verbracht. Natürlich war ich jung und Felurian unsterblich, aber auch wir hatten unsere körperlichen Grenzen. Die restliche Zeit amüsierten wir uns auf andere Art. Wir schwammen und aßen, ich spielte Felurian Lieder vor, und sie tanzte für mich.

Ich fragte Felurian verschiedentlich nach ihren Zauberkünsten, aber vorsichtig, denn ich wollte sie nicht dadurch kränken, dass ich in ihren Geheimnissen herumschnüffelte. Leider waren ihre Antworten nicht besonders aufschlussreich. Zauberei war für sie etwas so Natürliches wie das Atmen. Genauso gut hätte ich einen Bauern fragen können, wie Samen keimen. Ihre Antworten waren entweder hoffnungslos nichtssagend oder vollkommen unverständlich.

Trotzdem fragte ich weiter und sie antwortete, so gut sie es eben vermochte. Und gelegentlich meinte ich sogar etwas zu verstehen.

Doch die meiste Zeit erzählten wir uns Geschichten. Wir hatten so wenig miteinander gemeinsam, dass wir uns eigentlich nur über Geschichten austauschen konnten.

Man könnte meinen, ich sei Felurian in dieser Beziehung nicht ebenbürtig gewesen. Sie war älter als der Himmel, ich noch nicht einmal siebzehn.

Doch Felurian war, was Geschichten anging, nicht die Quelle, für die man sie hätte halten können. Mächtig und schlau? Gewiss. Tatkräftig und schön? Ohne Einschränkung. Bloß das Geschichtenerzählen gehörte nicht zu ihren vielen Talenten.

Ich andererseits war ein Edema Ruh, und die Edema Ruh kennen alle Geschichten der Welt.

Ich erzählte Felurian also die Geschichte vom Geist und der kleinen Gänsehirtin und die von Tam und dem Spaten des Kesslers, außerdem Geschichten von Holzfällern, Witwentöchtern und schlauen Waisenjungen.

Im Gegenzug erzählte Felurian mir Geschichten von allerlei komischen Gestalten, darunter »Die Hand am Herzen der Perle« und »Der Junge, der dazwischen kam«. Die Fae haben ihre eigenen Sagengestalten wie Mavin den Menschengestaltigen oder Alavin Allgesicht. Zu meiner Überraschung hatte Felurian noch nie von Taborlin dem Großen oder Oren Velciter gehört. Wer Illien war, wusste sie dagegen. Ich war sehr stolz darauf, dass ein Edema Ruh in die Geschichten eingegangen war, welche die Fae einander erzählen.

Natürlich zog ich auch in Erwägung, dass Felurian mir womöglich Auskunft über die Amyr oder die Chandrian geben konnte. Und wie viel angenehmer wäre es gewesen, von ihr die Wahrheit zu erfahren, als mich endlos durch alte Bücher in staubigen Bibliotheken quälen zu müssen!

Leider erwies sich Felurian nicht als die erhoffte Informationsquelle. Sie kannte zwar Geschichten über die Amyr, doch waren sie schon tausende Jahre alt.

Als ich sie nach den Amyr der jüngeren Zeit fragte, nach Kirchenrittern und den Ciridae mit ihren blutigen Tätowierungen, lachte sie nur. »menschliche amyr gab es nie«, sagte sie sofort. »die amyr, von denen du sprichst, hören sich an wie kinder in den kleidern ihrer eltern.«

Bei anderen hätte ich mit einer solchen Antwort gerechnet, von Felurian war sie besonders entmutigend. Immerhin war es interessant zu wissen, dass ich mit meiner Vermutung recht hatte, es müsste die Amyr schon lange gegeben haben, bevor sie Ritter der Tehlanerkirche wurden.

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Андрей Боярский

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