Felurian hörte mir andächtig zu. Gegen Ende des Refrains hätte ich nicht mehr sagen können, ob sie überhaupt noch atmete. Einige Schmetterlinge, die wir durch unseren Streit verscheucht hatten, kehrten gaukelnd zu uns zurück. Einer landete auf Felurians Hand und klappte ein, zwei Mal mit den Flügeln, als sei er neugierig, warum seine Herrin plötzlich so still war. Ich wandte mich wieder meiner Laute zu und ließ die Töne perlen wie Regentropfen, die auf Blätter niederfallen.
Dabei beobachtete ich Felurian aus dem Augenwinkel. Sie sah mich mit großen Augen an und lauschte gleichsam mit dem ganzen Körper. Die eine Hand hatte sie zum Mund gehoben und dabei den auf dem Handrücken sitzenden Schmetterling verscheucht, die andere hielt sie an die Brust gedrückt, während sie langsam Atem holte. Genau das hatte ich bezweckt. Trotzdem verspürte ich Bedauern.
Ich beugte mich erneut über meine Laute und ließ die Finger über die Saiten tanzen. Ich ließ die Akkorde wie Wasser in einem Flussbett dahinströmen, wie Atem, der an ein Ohr streicht. Dann gab ich mir einen Ruck und begann erneut zu singen.
Ich stockte in meinem Spiel, als müsste ich etwas überlegen. Felurian begann aus ihrer andächtigen Pose zu erwachen, da fuhr ich schon fort:
»was?« Ich hatte mit der Unterbrechung gerechnet, trotzdem erschrak ich über die Kälte ihrer Stimme. Meine Finger griffen daneben, und der misstönende Akkord vertrieb einige Schmetterlinge. Ich holte tief Luft, setzte meine unschuldigste Miene auf und hob den Kopf.
Felurian sah mich mit einer Mischung aus Wut und Fassungslosigkeit an. »nett?« Ich spürte, wie ich erbleichte. Ihre Stimme klang immer noch lieblich und sanft wie eine ferne Flöte, aber das hatte nichts zu bedeuten. Von weit entferntem Donner bekommt man keine tauben Ohren, man spürt ihn in der Brust. Genauso spürte ich ihre Stimme. »nett?«
»Aber das war es doch«, sagte ich, um sie zu besänftigen. Meine Unschuldsmiene war nur zur Hälfte vorgetäuscht.
Sie öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, und schloss ihn wieder. Ihre Augen schossen wütende Blitze.
»Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich hätte es gar nicht erst versuchen dürfen.« In meiner Stimme schwang eine Mischung aus Zerknirschung und gescholtenem Kind. Ich nahm die Hände von den Saiten.
Felurians Wut ließ ein wenig nach, aber ihre Stimme klang immer noch gepresst und bedrohlich. »und meine liebeskunst ist
Ich explodierte, und meine Stimme rollte wie Donner. »Aber woher zum Teufel soll ich das denn wissen? Ich habe so etwas doch noch nie getan!«
Sie zuckte erschrocken über die Heftigkeit meiner Worte zusammen, und ihre Empörung legte sich ein wenig. »wovon redest du denn?« Sie verstummte verwirrt.
»Von dem da!« Ich zeigte verlegen auf mich, auf sie, auf die Kissen und die Laube, als sei damit alles erklärt.
Da begriff sie, und ihre Empörung legte sich vollends. »du …«
»Nein.« Ich senkte den Blick und wurde rot. »Ich war noch nie mit einer Frau zusammen.« Ich hob den Kopf und blickte sie trotzig und herausfordernd an.
Felurian schwieg einen Moment, dann verzog sie den Mund zu einem schiefen Lächeln. »du erzählst märchen, mein kvothe.«