Читаем Timm Thaler Oder das Verkaufte Lachen полностью

Den Nachmittag pflegte man auf den Zimmern zu verbringen. Timm, in dessen Zimmer eine kleine deutsche Bibliothek stand, las meistens. Am liebsten waren ihm die rotbraunen Leinenbände im untersten Regal, die Werke von Charles Dickens. Er verschlang die Romane über arme unglückliche Kinder wie die Bienenstiche von Frau Bebber. Aber vor dem glücklichen Ende einer Geschichte fürchtete er sich jedesmal. Drei Romane hatte er einfach nicht weitergelesen, weil er merkte, daß die Handlung auf einen glücklichen Ausgang zusteuerte.

Dieser regnerische Nachmittag nun war wie geschaffen für das Lesen trauriger Romane. Aber Timm las diesmal nicht. Er saß in der Eckbank am Fenster, starrte in das graue Tal hinaus, über dem der Regen gleichmäßig niederrauschte, und versuchte, die Pläne der Nacht in sein Gedächtnis zurückzurufen. Aber sein Kopf war wie entleert. Er konnte nicht denken. Er sah nur den Regen und die traurigen Hunde auf der Treppe und die geschlossene Kutsche, die jeden Nachmittag mit frischen Lebensmitteln von Mosul kam.

Kurz vor fünf Uhr kam der junge Diener mit einem Regenschirm ins Zimmer und machte Miene, Timm zum Roten Pavillon zu begleiten. Aber der Junge nahm ihm den Schirm ab und machte durch Zeichen verständlich, daß er allein gehen werde.

Dann zog er einen leichten Regenmantel an (sie hatten ihn auf dem Markt von Athen gekauft) und verließ sein Turmzimmer.

Oberhalb der Treppe stand Selek Bei. Er begrüßte Timm mit einem Handschlag und drückte ihm dabei einen Füllfederhalter in die Hand. Obwohl niemand in der Nähe war, tat Selek Bei es sehr heimlich. Dabei flüsterte er: „Unterschreibe hiermit.“

Ehe Timm etwas fragen konnte, war der Alte wieder verschwunden. Der Junge ließ den Füllhalter in eine Tasche gleiten, stieg die Treppe hinunter und ging durch die Halle auf die große Schloßtür zu, die ein alter Angestellter ihm öffnete.

Aber bevor Timm hinaustreten konnte in den Regen, rief jemand: „Einen Augenblick, Herr Thaler!“

Hinter einer Säule trat Senhor van der Tholen vor. Er winkte dem alten Diener, sich zu entfernen, und fragte dann halblaut: „Haben Sie es sich überlegt, Herr Thaler? Sie versprechen mir Ihre Stimm-Aktien. Ich schenke Ihnen dafür ein großes Unternehmen.“

Fast hätte Timm gesagt: „Ich habe das Geschäft schon mit Mister Penny gemacht.“ Aber dieser traurige regnerische Nachmittag hatte wenigstens den einen Vorteil, daß er die Gedanken träge machte. So überlegte Timm erst, ehe er eine Antwort gab; und diese Antwort lautete klugerweise: „Ich kann das Geschäft nicht mit Ihnen machen, Senhor van der Tholen.“

„Schade“, sagte der Portugiese mit unbewegtem Gesicht. Mehr nicht. Dann wollte er gehen, besann sich aber noch einmal und sagte: „Kommen Sie uns wenigstens bei den Margarineplänen entgegen, Herr Thaler.“ Dann ging er endgültig.

Timm wußte sich keinen Reim auf die beiden Begegnungen zu machen. Zuerst der geheimnisvolle Füllfederhalter von Selek Bei und nun Senhor van der Tholens unerklärliche Bemerkung über Timms Mitwirkung an Margarineplanen.

„Fehlt nur noch, daß mir auch Mister Penny über den Weg läuft“, dachte Timm.

Und er tat es.

Als der Junge unter dem Regenschirm die Schloßtreppe hinabging, stand Mister Penny - ebenfalls regenbeschirmt - neben einem triefenden steinernen Windhund.

„Bitte absolute Stillschweigen über unsere kleine Vertrag von yesterday, ich meine: von gestern“, sagte er.

„Ich will mir’s merken“, sagte Timm wie schon so oft.

Mister Penny schien noch etwas auf dem Herzen zu haben, konnte sich aber anscheinend nicht entschließen, es zu sagen. Nach einem Nicken verließ er den Jungen und stieg die Treppe hinauf.

Timm war ratlos. Die Besprechung mit dem Baron mußte für die Herren der Firma eine große Bedeutung haben; sonst hätten sie ihn kaum der Reihe nach abgepaßt und angesprochen.

Sehr nachdenklich ging er zum Pavillon.

Dieser sogenannte Rote Pavillon stand auf der mittleren der Parkterrassen. Sein Name mußte wohl von dem feuerroten Hahn stammen, der das runde Dach krönte, denn der Pavillon selbst war weiß.

Die beschnittenen Bäume und Büsche sahen aus wie feine Herrschaften, die vom Regen überrascht worden waren und frierend auf Hilfe warteten. Timm ging ziemlich rasch durch die Allee, die zum Pavillon führte. Der Baron stand bereits in der halbgeöffneten Glastür und blickte ihm entgegen.

„Sie haben sich um drei Minuten verspätet“, sagte er. „Wurden Sie aufgehalten?“

„Ja“, sagte Timm, und der Baron fragte nicht weiter nach.

Im runden Pavillonzimmer standen leichte Möbel mit gestreifter Seidenbespannung in Gelb und hellem Braun. Eine Dienerin goß aus einem russischen Samowar den Tee in die Tassen und wollte den Pavillon dann verlassen. Timm sah, daß sie keinen Regenschirm bei sich hatte, und rief: „Moment!“ Als die Frau sich umdrehte, gab der Junge ihr seinen Schirm.

Die Dienerin schien darüber beinahe erschrocken zu sein. Halb bestürzt, halb fragend, blickte sie den Baron an. Aber der lachte und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, samt Regenschirm zu verschwinden. Und das tat sie sehr schnell.

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Денис Ратманов

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