Читаем Timm Thaler Oder das Verkaufte Lachen полностью

Der Junge sagte das einzige Wort Italienisch, das er kannte: Grazie! Danke! Dann verließ er den Autobus und stand verloren auf einem weiten Platz. Er erkannte jetzt, daß das große Gebäude eine Bahnhofshalle war. Die Uhr über dem Haupteingang zeigte fünf Minuten vor acht.

Unter den Menschen auf dem Platz konnte er keinen der beiden Detektive entdecken. Aber den Steuermann Jonny sah er leider auch nicht. So schlenderte er, betont langsam, hinüber zum Denkmal, umschritt es und fand hierbei den Steuermann, der in seiner ganzen Größe neben einem Palmenstamm stand.

Timm konnte ihn schwerlich übersehen. Er lief auf ihn zu und hätte ihn am liebsten umarmt, wenn Jonny nicht so ungewöhnlich groß gewesen wäre.

„Ich bin entkommen, Jonny“, sagte er atemlos. „Der Baron hat mir Detektive auf den Hals gehetzt. Aber... “

„Der Baron?“ unterbrach ihn scharf der Steuermann. „Ich dachte, der wäre tot!“

„Er hat sich in seinen angeblichen Zwillingsbruder verwandelt.“

Jonny pfiff durch die Zähne. Dann nahm er Timms Hand und sagte: „Wir setzen uns in eine kleine Kneipe. Dort findet er uns nicht so schnell.“ Und er zog den Jungen durch etliche Gassen hinter sich her.

Das, was Jonny „Kneipe“ genannt hatte, verdiente eigentlich einen besseren Namen. Es war ein langer Schlauchraum, der sich nach hinten in ein halbdunkles, fast quadratisches Gastzimmer verbreiterte. Der Fußboden bestand aus gehobelten Brettern, und an sämtlichen Wänden standen bis hinauf zur Decke Flaschen aller Formen und Farben auf dunkelbraunen Holzregalen. Es sah fast feierlich aus; wie eine Kathedrale aus Flaschen.

Der Steuermann zog Timm an einen unbesetzten Tisch in einer Ecke des hinteren Raumes. Hier konnten sie von der Tür aus nicht gesehen werden. Als der Kellner kam, bestellte Jonny zwei Viertel Rotwein. Dann zog er links und rechts aus den inneren Brusttaschen seiner Joppe zwei Flaschen Rum hervor, stellte sie unter Timms Stuhl und sagte: „Hier ist dein Wettlohn. Ich verstecke ihn wegen des Kellners. Er könnte glauben, wir wollten hier mitgebrachte Getränke süffeln.“

Timm zog jetzt auch etwas aus seiner Brusttasche. Es war der Brief an Herrn Rickert.

„Würdest du ihn mit nach Hamburg nehmen, Jonny? Ich habe Angst, ihn der Post anzuvertrauen.“

„Wird gemacht, mein Junge!“ Der Brief wechselte hinüber in die Steuermannsjoppe. Dann sagte Jonny: „Du siehst jetzt wie ein richtiger feiner Pinkel aus, Timm. Reichseinmachtwohl Spaß?“

„Es ist ein bißchen mühsam“, antwortete Timm. „Aber man kann sich benehmen, wie man will. Man braucht nie zu lachen, wenn man nicht mag - außer vielleicht beim Photographen - und das hat viel für sich.“

„Hast du denn was dagegen, wenn man lacht?“ fragte Jonny verblüfft.

Timm merkte, daß er sich verplappert hatte. Er durfte ja niemandem verraten, daß er sein Lachen verkauft hatte. Aber ehe er seinen Fehler durch irgendeine harmlose Erklärung wieder gutmachen konnte, redete Jonny schon weiter. Der Steuermann schien bei dem Thema Lachen in seinem Fahrwasser zu sein; denn er sprach glatter und sogar ein bißchen feiner als sonst.

„Ich gebe zu“, sagte er, „daß das Lachen aus Höflichkeit einem auf die Nerven gehen kann. Nichts ist gräßlicher als ein Seemannsheim, in dem dich von früh bis spät alte Tanten anlächeln. Sie lächeln, wenn sie dich vor dem Alkohol warnen; sie lächeln, wenn sie dir Sauerkraut auf den Teller tun; sie lächeln, wenn sie dich zum Beten ermahnen; sie lächeln sogar, wenn sie dir den Blinddarm aus dem Bauch schneiden. Lächeln, lächeln, morgens, mittags und bei Nacht. Wahrhaftig, das ist unausstehlich! Aber... “

Der Kellner kam mit dem Wein und lächelte die beiden geschäftsmäßig an. Timm sah mit zuckenden Lippen auf die Tischplatte nieder, und Jonny merkte verwundert, daß der Junge dem Weinen nahe war. Deshalb schwieg er, als der Kellner wieder gegangen war. Er hob nur das Glas und sagte: „Prosit, Timm! Auf dein Glück!“

„Prosit, Jonny!“

Timm nippte nur von dem Wein, der säuerlich schmeckte.

Beim Niedersetzen des Glases brummte Jonny: „Wenn ich doch herausbekommen könnte, was los ist!“

Timm hatte den gemurmelten Satz verstanden. Er wurde plötzlich lebhaft und flüsterte: „Versuche, Kreschimir zu sprechen. Er weiß alles, und er darf es dir sagen. Ich kann es nicht. Ich darf es nicht.“

Der Steuermann sah den Jungen nachdenklich an und sagte schließlich: „Ich glaube, ich weiß, mit wem du es zu tun hast.“ Dann beugte er sich über den Tisch zu Timm vor und fragte eindringlich: „Hat der Kerl dir Hokuspokus vorgemacht?“

„Nein“, sagte Timm. „Vorgemacht hat er mir nichts; aber er hat mir einen alten Spruch aufgesagt.“ Und nun er«zählte der Junge dem Steuermann von dem Gespräch im Salon des Hotels, von der merkwürdigen Beschwörung und von dem heruntergestürzten Kronleuchter.

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Денис Ратманов

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