Читаем Timm Thaler Oder das Verkaufte Lachen полностью

Als er die Kaffeetasse, die nur an zwei Stellen ein bißchen übergeschwappt war, in das Steuerhaus brachte, stand der Kapitän immer noch dort. Jonny kniff hinter dem Rücken des Alten grinsend ein Auge zu. Timm tat das gleiche, aber mit ernster Miene. Dann sprang er hinunter aufs Oberdeck. Am liebsten hätte er laut gelacht. Aber sein Mund formte nur die Grimasse des Lachens. Kein munterer Gluckser kam aus dem Bauch herauf.

Eine kleine ältere Holländerin, die dem Jungen auf Deck entgegenkam, war erschrocken über den wilden Ausdruck seines Gesichts. Sie sagte später zu ihrer Kabinennachbarin: „In diesem Knaben steckt der Teufel. Schließen Sie nachts Ihre Kabinentür zu.“

Timm verkroch sich in seiner Aufregung hinter der Ankerwinde am Heck, hockte sich auf einen Haufen eingerollter Taue und war entschlossen, hier bis zur Ankunft in Genua sitzen zu bleiben. Er hatte gehört, daß es in Genua ein berühmtes Marionettentheater gäbe. Dorthin wollte er gehen, um zwischen lachenden Leuten ein lachender Junge zu sein. Noch schöner aber war die Vorstellung, in den Straßen spazierenzugehen und irgendeinem netten unbekannten Menschen zuzulächeln, einem kleinen Mädchen oder einer alten Frau. Timm verkroch sich förmlich in diese Vorstellung einer Welt voll Sonne und Freundlichkeit. Daß ihm hierbei vom blauen Himmel herab die Sonne ins Gesicht brannte, machte die Träume nur noch faßbarer und wahrscheinlicher.

Durch das Bordmikrophon kam mit scheppernder Stimme eine Durchsage, auf die Timm nicht achtete. Er träumte.

Nach kurzer Zeit wurde die Durchsage wiederholt. Bei der Nennung seines Namens horchte Timm auf und bekam so den Schluß der Durchsage noch mit:

„... Thaler sofort zum Kapitän ins Steuerhaus!“

Wie Seifenblasen zerplatzten die Träume. Plötzlich erschien ihm die Sonne beinahe düster in ihrer heißen Heftigkeit. Der Kapitän hatte sich in seiner mürrischen Gleichgültigkeit noch nie um Timm gekümmert. Es mußte also ein außergewöhnlicher Anlaß sein, der ihn nach dem Jungen rufen ließ.

Timm hinter der Ankerwinde erhob sich, tappte über das Deck und stieg zum drittenmal an diesem Morgen über die Eisensprossen zum Bootsdeck hinauf. Die Hände, mit denen er das Eisengeländer um faßte, waren schweißnaß.

Im Steuerhaus sah ihn der Kapitän merkwürdig und gar nicht gleichgültig wie sonst an. Der Steuermann stierte geradeaus und wandte nicht einmal den Kopf zur Seite.

„Du heißt...“ Der Kapitän unterbrach sich räuspernd und fing noch einmal an: „Sie heißen Timm Thaler?“

„Ja, Herr Kapitän!“

„Sie sind geboren am... in... “

Von einem Blatt in seiner Hand las der Kapitän die Lebensdaten des Jungen ab, und Timm bestätigte jedes Datum mit einem: „Ja, Herr Kapitän.“ Dabei trat ihm vor gespannter Erwartung Wasser in die Augen.

Als das kurze Verhör zu Ende war, ließ der Kapitän das Blatt sinken, und eine merkwürdige Stille trat ein. Auf dem Fußboden zitterten Sonnenkringel, und Timm betrachtete den breiten Nacken des Steuermanns, der immer noch unverwandt geradeaus starrte.

„Dann darf ich Sie wohl als erster beglückwünschen“, unterbrach der Kapitän die Stille.

„Wozu, Herr Kapitän?“ Timm hatte eine ganz dünne piepsige Stimme.

„Hierzu!“ Der Kapitän deutete mit einer Kopfbewegung auf das Papier in seiner Hand. Gleichzeitig fragte er: „Sind Sie verwandt mit dem Baron Lefuet?“

„Nein, Herr Kapitän.“

„Aber Sie kennen ihn persönlich?“

„Ja, das schon. . . “

„Also dann lese ich Ihnen den Funkspruch vor:

baron lefuet verstorben stop mitteilt timm thaler dass er zum alleinerben eingesetzt stop zwillingsbruder des verstorbenen neuer baron lefuet übernimmt Vormundschaft bis zur Volljährigkeit stop phoenix reederei der lefuet ag genua gezeichnet grandizzi direktor.“

Timm starrte immer noch steinernen Gesichts auf den Nacken des Steuermanns. Die unmöglichste Wette der Welt war gewonnen. Für eine einzige Flasche Rum. Er, ein vierzehnjähriger Junge, war in diesem Augenblick zum reichsten Menschen der Erde geworden. Aber sein Lachen war mit dem Baron gestorben und würde mit ihm begraben werden. Der reichste Mensch der Welt war der ärmste unter den Menschen. Er hatte für immer sein Lachen verloren.

Der Nacken des Steuermannes bewegte sich. Ganz langsam drehte Jonny den Kopf herum. Fremde, erstaunte Augen sahen Timm an. Aber der Junge sah sie nur für einen kurzen bangen Moment. Gerade noch rechtzeitig fingen Jonnys Arme den bewußtlosen Timm auf.

<p><emphasis>Fünfzehnter Bogen. </emphasis>Verwirrung in Genua</p>

Zwei freundliche blaue Augen in einem unrasierten starkknochigen Gesicht sahen auf Timm nieder.

„Hörst du mich?“ fragte eine leise Stimme.

„Ja, Steuermann“, flüsterte Timm.

Eine Hand hob seinen Kopf ein wenig an, und langsam und vorsichtig wurde ihm Wasser in den Mund geträufelt. Dabei fragte die Stimme an seinem Ohr: „Wieso habe ich in Genua fliegende Straßenbahnen gesehen? Wieso ist der Baron so pünktlich gestorben? Wieso freust du dich über verlorene Wetten und wirst ohnmächtig, wenn du sie gewinnst?“

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Денис Ратманов

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