Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

»Er bemüht sich jedenfalls«, sagte Vashet, deren Augen noch vom Weinen gerötet waren. Augenzwinkernde Belustigung. »Aber er macht auch wirkliche Fortschritte.«

Shehyn nickte. Kleine Anerkennung. »Einige von uns werden morgen kämpfen. Vielleicht bringst du ihn zum Zuschauen mit.«

Vashet machte einige Gebärden von solcher Eleganz, dass mir wieder einmal klar wurde, wie wenig ich von den Feinheiten dieser Zeichensprache verstand. Verbindlichsten Dank und ergebenste Zustimmung.

»Du kannst stolz sein«, sagte Vashet munter. »Zuerst ein Gespräch mit Shehyn und dann die Einladung, ihr beim Kämpfen zuzusehen.«

Wir waren zu dem Tal unterwegs, in dem wir immer den Ketan und den waffenlosen Kampf übten.

Doch mich beschäftigten in diesem Moment einige andere, unvermeidliche und unangenehme Gedanken. Ich musste daran denken, wie eifersüchtig die Menschen doch ihre Geheimnisse hüten. Was hätte Kilvin getan, wenn ich einen Fremden ins Handwerkszentrum mitgebracht und in die Sygaldrie für Blut, Knochen und Haare eingeführt hätte?

Ich stellte mir vor, wie wütend der Meister des Handwerks gewesen wäre, und erschauerte. Natürlich wusste ich, welche Strafe mich erwartet hätte. Sie war in den Statuten der Universität festgelegt. Aber was hätte Kilvin mit demjenigen getan, dem ich die Geheimnisse verraten hatte?

Vashet schlug mit dem Handrücken an meine Brust, um mich aus meinen Gedanken zu wecken. »Ich sagte, du kannst stolz sein«, wiederholte sie.

»Das bin ich auch.«

Sie ergriff mich an der Schulter und drehte mich zu sich her. »Aber du bist in Gedanken anderswo.«

»Was passiert mit Tempi, falls das hier mit mir ein böses Ende nimmt?«, fragte ich unverblümt.

Vashet wurde ernst. »Er verliert seine Uniform, sein Schwert und seinen Namen und wird vom Latantha abgeschnitten.« Sie atmete langsam ein. »Und wahrscheinlich würde ihn dann auch keine andere Schule mehr aufnehmen. Er müsste Ademre also verlassen und in die Verbannung gehen.«

»Aber in meinem Fall wäre das keine Lösung«, erwiderte ich. »Mich zu verbannen würde das Problem nur verschlimmern, nicht wahr?«

Vashet schwieg.

»Am Anfang hast du mich aufgefordert, zu gehen. Aber hätte man mich überhaupt gehen lassen?«

Ihr langes Schweigen genügte mir als Antwort. Doch dann sagte Vashet trotzdem noch: »Nein.«

Ich war ihr dankbar, dass sie keine Ausflüchte machte. »Wie würde ich also bestraft? Mit Gefängnis?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Es wäre zu umständlich, mich jahrelang hier einzusperren.« Ich sah sie an. »Also wie?«

»Es geht uns nicht um Strafe«, sagte Vashet. »Schließlich bist du ein Barbar und konntest nicht wissen, dass du etwas Falsches tust. Es geht uns darum, zu verhindern, dass du das, was du gestohlen hast, an andere weitergibst oder zu deinem eigenen Vorteil verwendest.«

Sie hatte meine Frage nicht beantwortet und ich sah sie eindringlich an.

»Einige meinen, es wäre am besten, dich zu töten«, sagte sie freimütig. »Aber die meisten meinen, dass es im Widerspruch zum Lethani stünde. Shehyn meint das und ich meine es auch.«

Ich atmete ein wenig auf. Immerhin. »Und ein Versprechen meinerseits würde wahrscheinlich nichts helfen?«

Vashet lächelte mitfühlend. »Dass du Tempi hierher begleitet hast, spricht für dich. Und auch, dass du geblieben bist, als ich dich vertreiben wollte. Doch das Versprechen eines Barbaren zählt in so einer Sache nichts.«

»Was soll dann geschehen?« Ich ahnte, wie die Antwort ausfallen würde, und sie gefiel mir nicht.

Vashet holte tief Luft. »Man könnte verhindern, dass du dein Wissen weitergeben kannst, indem man dir die Zunge oder das Augenlicht nimmt«, sagte sie offen. »An der Ausübung des Ketan könnte man dich hindern, indem man dich zum Krüppel schlägt. Man könnte deine Fersensehne durchtrennen oder das Knie deines bevorzugten Beines zertrümmern.« Sie zuckte mit den Schultern. »Mit einem lahmen Bein kann man allerdings immer noch kämpfen. Es wäre also sinnvoller, dir den Ringfinger und den kleinen Finger der rechten Hand abzuschneiden. Dann wäre …«

Sie sprach vollkommen ruhig und sachlich. Wahrscheinlich wollte sie mich damit beruhigen und trösten, doch das Gegenteil war der Fall. Ich konnte nur noch daran denken, dass sie mir seelenruhig die Finger abtrennen würde, wie man etwa ein faules Stück von einem Apfel abschneidet. So lebhaft war die Vorstellung, dass die Ränder meines Gesichtsfeldes zu flimmern begannen und mein Magen rumorte. Ich glaubte schon, ich müsste mich übergeben.

Doch Schwindel und Übelkeit vergingen. Ich kam wieder zu Sinnen und merkte, dass Vashet zu Ende gesprochen hatte und mich anstarrte.

Ich wollte etwas sagen, doch sie hob die Hand. »Ich sehe schon, du bist heute zu nichts mehr zu gebrauchen. Ich gebe dir den restlichen Abend frei. Ordne deine Gedanken, übe den Ketan oder betrachte den Schwertbaum. Morgen machen wir weiter.«

Перейти на страницу:

Все книги серии Die Königsmörder-Chronik

Похожие книги

Неудержимый. Книга I
Неудержимый. Книга I

Несколько часов назад я был одним из лучших убийц на планете. Мой рейтинг среди коллег был на недосягаемом для простых смертных уровне, а силы практически безграничны. Мировая элита стояла в очереди за моими услугами и замирала в страхе, когда я выбирал чужой заказ. Они правильно делали, ведь в этом заказе мог оказаться любой из них.Чёрт! Поверить не могу, что я так нелепо сдох! Что же случилось? В моей памяти не нашлось ничего, что бы могло объяснить мою смерть. Благо судьба подарила мне второй шанс в теле юного барона. Я должен восстановить свою силу и вернуться назад! Вот только есть одна небольшая проблемка… как это сделать? Если я самый слабый ученик в интернате для одарённых детей?Примечания автора:Друзья, ваши лайки и комментарии придают мне заряд бодрости на весь день. Спасибо!ОСТОРОЖНО! В КНИГЕ ПРИСУТСТВУЮТ АРТЫ!ВТОРАЯ КНИГА ЗДЕСЬ — https://author.today/reader/279048

Андрей Боярский

Попаданцы / Фэнтези / Бояръ-Аниме