Читаем Wie der Soldat das Grammofon repariert полностью

Auf dem Rückweg durch die Stadt biegt er zur Polizeiwache ab. Die Polizisten begrüßen ihn mit »Miki«. Jeder grüßt. Ohne anzuklopfen, betritt er ein kleines Büro, Pokor zieht sofort die Füße vom Tisch und legt die Zeitung weg. Schlüssel, sagt mein Onkel, und Pokor reicht ihm einen großen Bund.

Alles klar, Miki?, aber Onkel würdigt ihn keines Blickes mehr.

In den Zellen ist niemand. Miki schließt die größte Zelle auf, und legt den verrußten Stein aus Kosovo Polje auf die enge Liege, sagt: mach mal schnell das mit dem Studium fertig und sieh zu, dass du an Kohle kommst.

Miki hat Listen gemacht. Miki fährt mit mir zur Feuerwehrstation. Er geht vor dem Garagentor in die Hocke. Dahinter standen früher die beiden großen, roten Wagen, für die ich keine kindliche Begeisterung aufbringen konnte. Miki faltet die Hände im Schoß und sieht mich von unten an. Auch ich gehe in die Hocke, aber er behält seinen Blick dort, wo kurz zuvor noch mein Kopf gewesen ist. Dein Vater und Bora halten es nicht für nötig, sagt er und zieht scharf die Luft durch die Nase ein, ihre eigene Mutter zu besuchen. Vielleicht meinen sie, Geld schicken, das reicht schon. Es reicht aber nicht. Sie ist unsere Mutter und wäre ohne mich allein. Und das sind keine guten Zeiten, um allein zu sein. Miki spricht mit ruhiger Stimme, seine Hände trennen sich und kommen wieder zusammen. Dein Vater und Bora haben mit mir ein Problem. Das ist eine Sache unter uns, das hat mit unserer Mutter nichts zu tun. Sag ihnen das.

Vater hat gesagt, sie planen …, setze ich an, aber Miki unterbricht mich und findet auf Anhieb meine Augen: dein Vater hat seit sieben Jahren kein Wort mit mir gesprochen. Dein Vater schickt Geld und Fotos von einem Schwimmbad und von deiner Mutter im Badeanzug. Für deinen Vater bin ich weniger wert als ein ausgespuckter Kaugummi. Miki spricht gelassen, ich blicke zu Boden. Aber das geht so nicht!, schreit er plötzlich, das geht so nicht!, schreit er, das geht nicht, so nicht!, schreit er, schreit er, schreit er, das geht so nicht, nicht so! Miki hämmert mit der Faust gegen das Tor, hinter dem die Feuerwehrwägen parken, es ist ein einzelner Hieb.

Ich nehme meinem Körper die Bereitschaft, sich aufzulehnen, nicht ab. Ich vertraue meinem Mund nicht, nachzufragen, erlaube meinen Augen keinen herausfordernden Blick, meinem Gesicht keine strenge Miene, den Händen keine geballte Wut. Ich bin überragend im Beschreiben von Gesten.

Miki fährt mit mir nach Hause. Oma trinkt Kaffee mit den Nachbarinnen. Frau Popović und Teta Magda tragen Schwarz und kritisieren die heraufziehenden Wolken. Frau Popović bedankt sich bei mir, dass ich vorbeigekommen sei, ich frage, wofür, sie sagt, ihr Mann spiele den ganzen Morgen Klavier, Regenstücke, ich sage: damit habe ich nichts zu tun – ich auch nicht, sagt sie.

Oma möchte vorne fahren, Miki parkt aus, sie sagt: einmal hat Slavko für mich die Wohnung in Blumen gelegt, einmal hat er vor dem ZK, statt einer Rede, Rotkäppchen in einer eigenen Fassung vorgetragen, einmal hat er prophezeit, es kann nicht gut ausgehen, dass wir alle nur Ideale haben, aber keine Alternativen zu den Idealen, und einmal hat er darüber nachgedacht, mich zu betrügen, ich habe es an seinen Küssen geschmeckt.

Kaum haben wir die asphaltierte Straße verlassen, gibt es kein Vorankommen mehr. So, sagt Miki und zieht die Handbremse. Die Löcher im Boden sind so zahlreich und so tief, dass auch das Laufen schwer fällt. Von den Seiten greifen Brombeerranken und wildes Gestrüpp nach uns, dornige Ranken, sogar Rosenstöcke, nur ein schmales Spalier bleibt, darüber haben junge Eichen ihre Zweige gekreuzt. Es wird schnell warm im Pflanzenkanal, der Wind trägt süß riechende Verwesung heran. Über uns schließen sich die Wolken zu einem regenschweren, grauen Mosaik.

Es ist unglaublich, sage ich und schlage nach dem Summen um meinen Kopf, so viele Insekten im März.

Ja, unglaublich, keucht Oma Katarina und zeigt auf das Gebüsch vor uns. Ich bleibe stehen. In das Dickicht gepackt, zwei, drei Meter über uns: die Karosserie eines gelben Yugos. Oma und Onkel laufen an dem gestrandeten Wagen vorbei, den allein Schlingen, Äste und Lianen in der Luft halten. Ich nähere mich vorsichtig dem in Dornenranken geschnürten Wagen und reiße mir einen blutigen Striemen in den Unterarm, als ich ein paar Zweige zur Seite drücke, um einen Blick auf das Kennzeichen zu werfen. Unser alter Yugo, der ausnahmslos jedes Mal auf dieser Strecke stehen geblieben ist, Esel, Idiot, Kretin von einem Auto, wie ihn Vater dann nannte, hat seinen letzten Parkplatz gefunden. Ein Auto verliebt in einen Weg – anders kann ich mir das, was ich sehe, nicht erklären.

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