Читаем Wie der Soldat das Grammofon repariert полностью

Das Licht im Treppenhaus flackert, als es das dritte Mal kracht, eine nahe Enge, Polierte. Durch die Flure laufen Menschen in Pyjamas in den Keller. Teta Magda rettet den Kaffee auf einem großen Tablett. Sie flucht heftig und tritt mehrmals mit der Schuhspitze gegen die Tür von Teta Amelas Wohnung, Amela-a, nimm Zucker mit, soll Gott dir geben, dass dir Glück begegnet! Amela-a!

Aziz winkt uns wie ein Verkehrspolizist durch, ich bleibe stehen und frage: Čika Aziz, ist das nicht ein bisschen gefährlich, mit dem Zahnstocher im Mund zu schlafen? Dabei schiebe ich meinen Zahnstocher von links nach rechts.

Rasiert sieht Aziz unsoldatiger aus.

Im Keller an den Sperrholzplattentischen: Fremde. Sie fragen nicht, ob sie bleiben dürfen, was gut ist, weil ich das selbstverständlich finde. Milica kümmert sich um sie, redet mit jedem, zieht ihre roten Stöckelschuhe aus, hilft barfuß, das Gepäck zu sortieren.

Zoran sagt: kommt mal mit, nein, Marija, du darfst nicht.

Mit vereinten Kräften lässt sich das Lüftungsgitter hochstemmen und zur Seite schieben. Habt ihr Angst?, fragt Zoran. Wer würde das jetzt zugeben, und schon sind wir draußen, durchqueren den Hof. Wir bleiben vor dem Kiosk auf der Tito-Straße stehen. Niemand ist zu sehen. In der Ferne – Explosionen.

Nicht schlecht, sagt Zoran und zeigt uns auf Seite vier die blonde Frau im tarngrünen Höschen und sonst nichts. Den Stein, mit dem er die Trafikscheibe eingeschlagen hat, steckt er in die Hosentasche. Wehe euch, Trafiken, wenn ein Walross in der Nähe ist!

Edin liest die Titelseite der Zeitung von gestern. Kein Krieg, sagt er, nur Barrikaden und Sport. Eine Zeitmaschine müsste man haben, es blitzt, und wir fahren zurück zur letzten Woche und warnen alle. Und keiner glaubt uns, weil wir nicht mal wissen, wofür die Barrikaden da sind.

Doch, ich weiß es, sage ich, aber bevor ich es erklären kann, pfeift es schrill über uns, blitzt es wirklich, Glas birst, ein Stoß in den Rücken, der mich zu Boden drückt. Ich berge mein Gesicht in den Händen, Scherben rieseln auf mich nieder, ein gläserner Hagel, jemand schreit.

Aus dem Asphalt steigt Rauch auf. Zoran und Nešo liegen ausgestreckt auf der Straße. Edin steht immer noch da mit der Zeitung in den zitternden Händen. So blass ist Edin, so blass ist er, und aus seiner Nase rinnt Blut, dass ich glaube, sein ganzes Blut aus dem Gesicht kommt jetzt durch die Nase heraus. Ich versuche, aufzustehen, mein Rücken fühlt sich kalt an, ich habe etwas im Auge.

Fick doch die Matrosin, faucht Zoran und schiebt hektisch das Heft mit den ungewöhnlichen Frauenberufen unter sein Hemd. Nešo richtet sich langsam auf, er blutet aus der Hand und zählt die Finger nach. Am Haus gegenüber hat es alle Fenster erwischt, auch das große Schaufenster am Schuhladen im Erdgeschoss. Edin sagt: ich höre alles und nichts auf einmal. Er leckt mit der Zunge das Blut von der Oberlippe. Das Trafikfenster hinter ihm ist durchlöchert, faserige Risse haben sich ins Glas gesaugt.

Ich komme auf die Knie hoch, Zoran reicht mir die Hand.

Ein großes, nach unten zugespitztes Dreieck löst sich verspätet aus dem Schaufensterrahmen und zerspringt auf dem Bürgersteig, ein Startschuss: wir rennen los, vier Carl Lewise, zwei im Pyjama, zwei blutend. Habt ihr Angst gehabt?, fragt Zoran erneut, und man gibt es vor Zoran trotz allem nicht zu.

Steckt mir Glas im Rücken?, frage ich.

Edin klopft sich mit dem Finger an die Schläfe: ich höre so einen Ton, sagt er, so einen ganz, ganz hohen Ton höre ich.

Die Berliner Mauer in meiner Hosentasche hat gehalten.

Ist Ema in Sicherheit?, frage ich nicht, nachdem wir in den Keller zurückgeschlichen sind, und uns hinsetzen, als sei nichts gewesen.

Ich male mit zitternder Hand einen schlanken Onkel Bora.

Blute ich?

Ich male eine Wunde ohne Blut.

Was, falls dieser Mann wirklich unseren Staudamm sprengt, wie er es im Radio fluchend verspricht, obwohl der andere Mann zu ihm sagt: alle Ehre, aber das mach bitte nicht! Der Mann am Staudamm hat auch Ivo Andrićs Statue im Park vor der Brücke mit einem Vorschlaghammer zertrümmert. Ihm ist alles zuzutrauen.

Ich male eine Eidechse mit Schwanz.

Was, wenn jemand herausfindet, dass wir in die Trafik eingebrochen sind?

Wie viel Dynamit braucht es für so einen Staudamm und was würden sich die Drina und die Fische denken?

Ich male einen Moment der Ruhe.

Dort liest ein Baby in Militärjacke Zeitung.

Dort zieht sich ein Junge mit Goldzahn eine Rolex an.

Dort rührt ein einäugiger Riese mit einem Kreuz am Halsband und einem Halbmond am Armband in einem Topf.

Dort hantiert ein Zahnarzt im Mini-Rock mit einem Bohrer.

Hier, auf der Treppe zum Keller: ich. Hier, neben mir: Asija. Asijas lange Fingernägel.

Dort füttert eine Frau in Küchenschürze einen Hund mit Miniaturen einer Frau in Küchenschürze.

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