Читаем Timm Thaler Oder das Verkaufte Lachen полностью

Kaum hatte Timm das letzte Wort gesagt, als Lefuet seinen Kopf wieselflink unter das schwarze Tuch steckte. Es war wie in der Kasperlkomödie. Timm fühlte eine unbezwingbare Lust zu lachen und - lachte. Das kullerte aus dem Bauch herauf, kitzelte in der Kehle und entlud sich in einem so fürchterlichen Gelächter, daß der Bauch schmerzte und die Augen sich mit Wasser füllten. Der Pavillon dröhnte von Timms Lachen, der Stuhl neben dem Jungen bebte, als lache er mit. Die Welt schien sich wieder in ihr Gleichgewicht einzupendeln. Timm Thaler lachte.

Der Baron blieb unter dem schwarzen Tuch verborgen und wartete das Gelächter ab. Seine Hand, die sich am Blitzlicht zu schaffen machte, zitterte.

Timm, der sich nur langsam beruhigte, zog nun eine fröhliche Grimasse und fragte: „Ist dies das Margarine-Lächeln, das Sie brauchen, Baron?“ Ihm war leicht, heiter, übermütig zumute. Der Baron kam ihm immer noch wie ein Kasperl vor. Er glaubte nicht an die halbe Stunde; er war überzeugt, sein Lachen für ewig wiederzuhaben. Für Lefuet unter dem schwarzen Tuch, für den Baron ohne Lachen, fühlte er fast eine Art Mitleid. Selbst die gequetschte Stimme, mit der Lefuet dem Jungen jetzt Anweisungen gab, erregte eher Timms Mitleid als seinen Spott. Gehorsam stellte er das rechte Bein vor, neigte den Kopf etwas zur Seite, lächelte, sagte auf Lefuets Bitte das Wort „Bienenstich“ (in seinem Gedächtnis klingelte dabei eine Glocke), nahm den Fuß wieder zurück und lachte erleichtert auf, als das Blitzlicht flammte.

„Hoffentlich ist es ein gutes Photo geworden, Baron!“ Timm streckte sich nach dem anstrengenden Stillstehenmüssen ausgiebig und grinste fröhlich in die Optik des Photoapparates. Lefuet blieb unter dem schwarzen Tuch verborgen. Er erklärte mit verdecktem Kopf, auf eine Aufnähme allein könne man sich nicht verlassen. Er müsse mindestens noch drei Aufnahmen machen.

„Und das alles für ein bißchen Margarine“, lachte Timm. Aber er sperrte sich nicht, sondern ließ sich gehorsam wie zuvor korrigieren und mit lachendem Mund photographieren.

Nach der vierten und letzten Aufnahme war Timm so steif vom Posieren und Stillstehen, daß ihm schien, es müsse mindestens eine Stunde vergangen sein. Daß in Wirklichkeit immer noch zwei Minuten an der versprochenen halben Stunde fehlten, ahnte der Junge nicht. Er begriff auch nicht, warum Lefuet den Kopf immer noch unter dem Tuch verborgen hielt. Deshalb ging er hin, schlug das Tuch zurück und fragte unter Lachen: „Stellen Sie etwa im Verborgenen schon Margarine her, Baron?“

Aber das Lachen verging ihm, als das enthüllte Gesicht ihn von unten herauf ansah, ein böses schmallippiges Gesicht mit schwarzen Gläsern, das Gesicht des karierten Herrn!

Timm begriff, daß sein eigenes Lachen ihn getäuscht hatte: Dieser Mann gab ihm die lachende Freiheit nicht zurück. Dieser Mann war fürchterlich.

Aber noch einmal täuschte das Gelächter im Bauch den Jungen, drängte nach oben und ließ Timm spöttisch ausrufen: „Spielen Sie nicht den Teufel, Baron! Ihr Spiel ist ausgespielt. Sie sehen mich nicht wieder.“

Mit einem Sprung war der Junge an der Glastür. Er riß sie auf und rannte in einem alten Pullover unter strömendem Regen auf die Parkterrasse hinaus.

Obwohl ihm der Baron nicht folgte, stürzte Timm wie besessen in einen schmalen Gang hinein, den hohe Eibenhecken begrenzten. Dieser Gang lief in ein Gewirr anderer Gänge aus.

Timm lief einmal nach links, dann wieder nach rechts, stand plötzlich vor einer dicken, undurchdringlichen grünen Wand, rannte zurück, landete wieder in einer Sackgasse, stürzte abermals zurück, wischte sich den Regen aus den Augen und verlief sich hoffnungslos in diesen seltsamen Gängen, die nur einen einzigen Ausgang zu haben schienen: den Eingang.

Mit einem Male fühlte Timm sich schwer werden, als stiege schwarzes Wasser in seinen Gliedern auf. Er spürte körperlich, daß ihn sein Lachen verließ. Er stand, tropfend zwischen tropfenden grünen Gefängniswänden, wie ein Gelähmter. Der Regen kullerte in die Pfützen zu seinen Füßen. Rings ein einziges Rinnen, Platschen und Herunterfallen, ein großes, endloses Weinen. Und mitten darin der sehr kleine Timm mit seinem ernsten traurigen Gesicht.

Aber plötzlich war sein Lachen wieder da, das Lachen mit dem Schlucker, wie es sich gehörte. Der Junge wußte nicht: Hatte er selbst gelacht, oder steckte sein Lachen zwischen den Eibenwänden?

Die Erklärung war viel einfacher: Lefuet stand hinter dem Jungen.

„Sie sind in ein sogenanntes Labyrinth geraten, Herr Thaler, in einen Irrgarten. Kommen Sie, ich führe Sie hinaus.“

Willig ließ Timm dem Baron eine Hand, willig ließ er sich im Pavillon trockenreiben und umkleiden, willig ließ er sich von einem Bedienten unter dem Regenschirm ins Schloß geleiten.

Erst im Turmzimmer kam er langsam wieder zu sich. Und diesmal erleichterten keine Tränen den Jungen. Diesmal packte ihn eine kalte Wut. Ein hochstieliges rotes Glas, das auf einem Regal stand, zerdrückte er mit solchem Ingrimm, daß die Hand zu bluten begann.

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Денис Ратманов

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