Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

»Er war aus Paris, Max, ein langer Brief, viele Seiten, handgeschrieben. An den General persönlich adressiert, nicht an Miller. An General Wladimir, streng persönlich. Auf dem Umschlag stand geschrieben: >streng persönlich<, auf französisch. Ich sperr den Brief in meinen Schreibtisch, und um elf Uhr kommt er wie immer daher: >Mikhel, ich grüße Sie.< Manchmal, glauben Sie mir, salutierten wir sogar voreinander. Ich geb ihm den Brief, er setzt sich« - er deutete in Elviras Richtung -, »er setzt sich da hinten hin, öffnet ihn ganz lässig, als erwarte er sich nichts davon, und ich sehe, wie der Brief ihn zunehmend beschäftigt. Gefangen nimmt. Ich möchte sagen, fasziniert. Ja, sogar aufwühlt. Ich spreche ihn an. Er antwortet nicht. Ich versuche es nochmals. - Sie kennen ja seine Art - er ignoriert mich völlig. Er geht weg auf einen Spaziergang. >Ich komme wieder<, sagt er.«

»Und nahm den Brief mit?«

»Natürlich. Wenn er ein großes Problem im Kopf wälzte, dann machte er immer einen Spaziergang. Wie er wiederkommt, bemerkte ich eine tiefe Erregung an ihm. Eine Spannung. >Mikhel.< Sie wissen ja, wie er sprach. Alles hört auf mein Kommando. >Mikhel, schalten Sie den Fotokopierer an. Legen Sie Papier für mich ein. Ich muß ein Schriftstück ablichten.< Ich frag ihn, wie oft. >Einmal<. Ich frag ihn, wieviele Blätter. >Sieben. Bitte halten Sie sich in fünf Schritten Entfernung, während ich den Apparat bediene<, sagt er zu mir. >Ich kann Sie in diese Sache nicht mit hineinziehen.<«

Wieder deutete Mikhel auf die Stelle, als beweise sie die absolute Wahrheit seiner Geschichte. Der schwarze Fotokopierer stand auf einem eigenen Tisch, wie eine alte Dampfmaschine, mit Rollen und mit Löchern zum Eingießen der verschiedenen Chemikalien. »Der General war technisch unbegabt. Ich schalte die Maschine für ihn ein, stelle mich dann - so - hier hin und rufe ihm meine Anweisungen durch den Raum zu. Wie er fertig ist, beugt er sich über die Kopien, während sie trocknen, faltet sie zusammen und steckt sie ein.«

»Und das Original?«

»Steckt er auch ein.«

»Sie haben also den Brief nie gelesen?« sagte Smiley im Ton leichten Bedauerns.

»Nein, Max. Tut mir leid, habe ich nicht.«

»Aber Sie haben den Umschlag gesehen. Sie hatten den Brief ja hier für ihn verwahrt, bis er kam.«

»Sagte ich Ihnen schon, Max. Er war aus Paris.«

»Welches Arrondissement?«

Wieder das Zögern.

»Das fünfzehnte«, sagte Mikhel. »Ich glaube, es war das fünfzehnte. Wo immer viele unserer Leute gewohnt haben.«

»Und das Datum. Könnten Sie das näher präzisieren? Sie sagten, vor etwa zwei Monaten.«

»Anfang September. Ich würde sagen, Anfang September. Möglicherweise Ende August. Vor rund sechs Wochen.«

»Die Adresse auf dem Umschlag war auch mit der Hand geschrieben?«

»Richtig, Max. Richtig.«

»Welche Farbe hatte der Umschlag?«

»Braun.«

»Und die Tinte?«

»Blau, nehme ich an.«

»War er versiegelt?«

»Wie bitte?«

»War der Umschlag mit Wachs oder mit einem Klebeband versiegelt? Oder war er nur auf die übliche Art zugeklebt?«

Mikhel zuckte die Achseln, als seien derartige Details unter seiner Würde.

»Aber der Absender war vermutlich außen angegeben?« beharrte Smiley leichthin.

Wenn dem so war, dann gab Mikhel es nicht zu.

Einen Augenblick ließ Smiley seine Gedanken zu dem braunen Umschlag in der Herrentoilette des Savoy abschweifen und zu dem leidenschaftlichen Hilferuf, den er enthielt.

Heute morgen hatte ich den Eindruck, sie versuchten, mich umzubringen. Könnten Sie mir nicht nochmals Ihren Freund, den Magier schicken? Poststempel Paris, dachte er. Fünfzehntes Arrondissement. Nach dem ersten Brief gab Wladimir dem Schreiber seine Privatadresse, dachte er. So wie er Willem seine private Telefonnummer gegeben hatte. Nach dem ersten Brief wollte er Mikhel umgehen.

Das Telefon läutete. Mikhel meldete sich sofort mit einem kurzen >Ja< und hörte dann zu.

»Dann fünf auf beide«, murrte er und legte mit herrischer Würde wieder auf.

Je mehr er sich dem Hauptzweck seines Besuchs näherte, desto behutsamer ging Smiley zu Werk. Mikhel hatte vor seinem Eintritt in die Pariser Gruppe die Hälfte aller Verhörzentren Osteuropas von Innen kennengelernt, und Smiley erinnerte sich, daß er immer dann auf stur schaltete, wenn man ihm zusetzte, eine Eigenheit, durch die er seinerzeit die Sarratt-Inquisitoren beinahe in den Wahnsinn getrieben hätte.

»Darf ich Sie etwas fragen, Mikhel?« sagte Smiley und wählte einen Annäherungsweg, der schräg zur Hauptbohrrichtung verlief.

»Bitte sehr«.

»An dem Abend, als er hierher kam, um sich Geld von Ihnen zu leihen: Ist er da geblieben? Haben Sie ihm Tee gemacht? Vielleicht eine Partie Schach mit ihm gespielt? Könnten Sie diesen Abend ein bißchen für mich ausmalen?«

»Wir haben Schach gespielt, aber unkonzentriert. Er war in Gedanken, Max.«

»Hat er noch etwas über den großen Fisch gesagt?«

Die halb geschlossenen Augen sahen ihn seelenvoll an.

Wie bitte, Max?«

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