Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

»Ein langer Brief«, wiederholte er. »Viele Seiten. Otto ist beim Lesen ganz aufgeregt geworden. >Claus<, hat er gesagt. >Leih mir ein bißchen Geld. Ich muß nach Paris.< Ich leih ihm ein bißchen Geld, fünfhundert Mark, kein Problem. Danach hab' ich längere Zeit nicht viel von ihm gesehen. Ein paarmal kommt er hierher und telefoniert. Ich hör nicht hin. Vor einem Monat ist er dann zu mir gekommen.« Wieder unterbrach er sich und wieder spürte Smiley sein inneres Zögern. »Ich will ganz offen sein«, sagte er, als wolle er Smiley nochmals zur Geheimhaltung vergattern. »Er war, nun, ich würde sagen, aufgeregt.«

»Er wollte Ihren Nachtklub für seine Zwecke benutzen«, sprang Smiley hilfreich ein.

»>Claus<, sagte er. >Tu, was ich verlange, und du hast deine Schuld mir gegenüber abgetragen.< Er nannte es eine Sex-Falle. Er wollte einen Mann in den Klub mitbringen, einen Iwan, den er gut kannte, den er sich seit Jahren warm hielt, ein ganz besonderes Schwein. Dieser Mann war das Ziel. Er nannte ihn: >Das Ziel<. Er sagte, es sei die Chance seines Lebens, alles, worauf er seit jeher gewartet habe. Die besten Mädchen, der beste Champagner, die beste Show. Für eine Nacht, gratis und franko von Kretzschmar. Die Krönung seiner Bemühungen, sagte er. Die Gelegenheit, alte Schulden abzutragen und ein bißchen Geld zu machen. Er habe gesät, sagte er. Jetzt würde er ernten. Er versprach, daß keinerlei Folgen zu befürchten seien. Ich sagte >kein Problem<. >Also, Claus, ich möchte, daß du uns fotografierst<, sagt er zu mir. Ich sage wieder >kein Problem<. Dann ist er gekommen und hat sein >Ziel< mitgebracht.«

Herrn Kretzschmars Erzählweise war plötzlich ungewöhnlich schmucklos geworden. Abgehackt. In eine der Pausen ließ Smiley eine Frage gleiten, die weit über den Gegenstand hinauspeilte, den sie betraf.

»In welcher Sprache unterhielten sie sich denn?«

Herr Kretzschmar zögerte, zog die Stirn kraus und antwortete schließlich:

»Zuerst gab sein Ziel vor, Franzose zu sein, aber die Mädchen konnten nur ein paar Brocken französisch, also sprach er deutsch mit ihnen. Aber mit Otto sprach er russisch. Er war unangenehm, dieses Ziel. Er stank furchtbar, er schwitzte furchtbar und war auch in gewissen anderen Beziehungen kein Gentleman. Die Mädchen wollten nicht bei ihm bleiben. Sie sind zu mir gekommen und haben sich beklagt. Ich hab' sie zurückgeschickt, aber sie murrten.«

Es schien ihm peinlich zu sein.

»Noch eine kleine Frage«, sagte Smiley, als wieder ein Augenblick der Verlegenheit eintrat.

»Bitte.«

»Wie konnte Otto Leipzig versprechen, daß keine Folgen zu befürchten seien, wo doch das Ganze vermutlich auf eine Erpressung hinauslief.«

»Das Ziel war nicht der Zweck«, sagte Herr Kretzschmar, wobei er die Lippen schürzte, um diesem Punkt Nachdruck zu verleihen. »Er war das Mittel.«

»Das Mittel, zu jemand anderem zu gelangen?«

»Otto drückte sich nicht klar aus. >Eine Sprosse auf der Leiter des Generals< war seine Rede. >Für mich, Claus, genügt das Ziel. Das Ziel und später das Geld. Aber für den General ist er nur eine Sprosse auf der Leiter. Für Max auch.< Aus Gründen, die ich nicht verstand, hing die Bezahlung des Geldes auch davon ab, ob der General zufrieden sein würde. Oder vielleicht auch Sie.« Er machte eine Pause, als hoffe er, Smiley würde ihn aufklären. Was Smiley nicht tat. »Ich wollte weder Fragen noch Bedingungen stellen«, fuhr Herr Kretzschmar fort und wählte seine Worte mit noch strengerer Sorgfalt. »Otto und sein Ziel wurden durch den Hintereingang eingelassen und direkt in ein Separee geführt. Wir haben dafür gesorgt, daß nirgends der Name des Etablissements erschien. Kürzlich ist ein Nachtklub am anderen Ende der Straße bankrott gegangen«, sagte Herr Kretzschmar in einem Ton, der anzudeuten schien, daß ihm dieses Ereignis nicht völlig das Herz gebrochen hatte. »Ein Lokal namens >Freudenjacht<. Ich hatte bei der Versteigerung ein paar Dinge gekauft. Zündhölzer. Teller. Wir haben sie über die Separees verteilt.«

Smiley erinnerte sich an die Buchstaben ACHT auf dem Aschenbecher des Fotos.

»Können Sie mir sagen, worüber sich die beiden Männer unterhielten?«

»Nein.« Er korrigierte seine Antwort. »Ich kann nicht russisch«, sagte er. Wieder machte er mit der Hand diese wegwischende Bewegung. »Auf deutsch sprachen sie über Gott und die Welt. Alles und jedes.«

»Verstehe.«

»Das ist alles, was ich weiß.«

»Wie hat Otto sich verhalten? War er immer noch so aufgeregt?«

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