Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

»Einer unserer Geschäftszweige war der Verkauf von Informationen. Wie Sie ganz richtig bemerkten, war Information damals eine geschätzte Handelsware. Wir hörten zum Beispiel von einem Flüchtling, der gerade von drüben gekommen war und den die Alliierten noch nicht ausgequetscht hatten. Oder vielleicht von einem russischen Deserteur. Oder dem Kapitän eines Frachters. Wir hören von ihm, wir fragen ihn aus. Wenn wir es schlau anstellen, können wir den gleichen Bericht in verschiedenen Fassungen an zwei oder drei Käufer absetzen. Die Amerikaner, die Franzosen, die Briten und die Deutschen, die schon wieder fest mitmischten, jawohl. Manchmal- wenn er nur vage genug war, sogar an fünf Käufer.« Er lachte herzlich. »Aber nur, wenn er vage war, okay? Bei anderen Gelegenheiten haben wir, wenn uns die Quellen ausgingen, einfach erfunden - ohne Frage. Wir hatten Landkarten, eine gute Phantasie, gute Kontakte. Mißverstehen Sie mich nicht: Kretzschmar ist ein Kommunistenfeind. Wir sprechen von alten Geschichten, wie Sie sagten, Herr Max. Es war eine Frage des Überlebens. Otto hatte die Idee, Kretzschmar tat die Arbeit. Otto hat die Arbeit nicht erfunden, möchte ich sagen.« Herr Kretzschmar runzelte die Stirne. »Aber in einer Hinsicht kannte Otto keinen Spaß. Er hatte eine Schuld zu kassieren. Davon hat er öfter gesprochen. Der Schuldner war vielleicht der Bursche, der ihn verraten und sein Mädchen umgebracht hat, vielleicht aber auch die ganze menschliche Rasse. Was weiß ich? Er mußte einfach aktiv sein. Politisch aktiv. Dazu fuhr er nach Paris, sooft sich eine Gelegenheit bot. Immer wieder.«

Herr Kretzschmar gestattete sich eine kurze Denkpause.

»Ich werde ganz offen sein«, verkündete er.

»Und ich werde Ihr Vertrauen zu würdigen wissen«, sagte Smiley.

»Ich glaube Ihnen. Sie sind Max. Der General war Ihr Freund, das weiß ich von Otto. Otto ist einmal mit Ihnen zusammengekommen, er bewunderte Sie. Schön. Ich will Ihnen gegenüber ganz offen sein. Vor vielen Jahren ist Otto für mich ins Gefängnis gegangen. Damals war ich keine Respektsperson. Heute hab ich Geld und kann es mir leisten, eine zu sein. Wir haben gemeinsam etwas gestohlen, er wurde gefaßt, er hat gelogen und alles auf sich genommen. Ich wollte ihn dafür entschädigen. Er sagte: >Was soll der Quatsch? Wenn man Otto Leipzig ist, ist ein Jahr Gefängnis der reinste Urlaub.< Ich besuchte ihn jede Woche, ich habe die Wärter bestochen, damit sie ihm anständiges Essen und einmal sogar ein Mädchen besorgten. Als er herauskam, versuchte ich wieder, ihn mit Geld zu entschädigen. Er hat meine Angebote abgelehnt. >Eines Tages werd' ich dich um etwas bitten<, sagte er. >Vielleicht um deine Frau.< >Ich geb sie dir<, sagte ich zu ihm. >Kein Problem.< Herr Max, ich nehme an, Sie sind Engländer. Sie werden meine Lage verstehen.«

Smiley sagte, er verstehe.

»Vor zwei Monaten - was weiß ich, kann länger, kann kürzer zurückliegen - ruft der alte General an. Er brauche dringend den Otto. >Nicht morgen, sondern heute abend.< Manchmal hatte er so von Paris aus angerufen, mit Codenamen und all diesem Blödsinn. Der alte General ist ein Geheimniskrämer. Otto ebenfalls. Wie Kinder, verstehen Sie? Wie dem auch sei.«

Herr Kretzschmar fuhr sich mit seiner großen Hand nachsichtig über die Stirn, als wolle er Spinnweben wegwischen.

»>Hören Sie<, sage ich zu ihm. >Ich weiß nicht, wo Otto ist. Als ich das letzte Mal von ihm gehört habe, steckte er wegen irgendwelcher Geschäfte in einer üblen Klemme. Ich muß ihn zuerst finden, und das kann etwas dauern. Vielleicht morgen, vielleicht in zehn Tagen.< Der alte Mann sagt zu mir: >Ich schicke Ihnen einen Brief für ihn. Behüten Sie ihn mit Ihrem Leben.< Am nächsten Tag kommt der Brief, per Eilboten für Kretzschmar, abgestempelt in London. Drinnen ein zweiter Umschlag. >Dringend und streng geheim< für Otto. Streng geheim, verstehen Sie. Der Alte ist verrückt. Sei's drum. Sie kennen ja seine große Handschrift, energisch wie ein Heeresbefehl.«

Smiley kannte sie.

»Ich finde Otto. Er ist wieder mal in Geldschwierigkeiten und versteckt sich. Hat nur einen einzigen Anzug, ist aber gekleidet wie ein Filmstar. Ich gebe ihm den Brief des Alten.«

»Ein dicker Brief«, meinte Smiley und dachte dabei an die sieben Seiten Fotokopierpapier. An Mikhels schwarze Maschine, die wie ein alter Tank in der Bibliothek stand.

»Sicher. Ein langer Brief. Er hat ihn in meiner Gegenwart aufgemacht -«

Herr Kretschmar unterbrach sich, starrte auf Smiley, und in seinen Zügen schien sich das unwillkürliche Eingeständnis einer gewissen Hemmung zu spiegeln.

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