Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

Die flache See dahinter schien zu zerbrechlich für die Last so vieler Schiffe. Er schaute in den Rückspiegel und sah die Turmspitzen einer Hafenstadt wie auf einem alten Stich halb ins Bild hineinragen. Er schaute aufs Meer hinaus und sah durch den Nebel eine Linie aus Bojen und Baken, die die Wassergrenze zu Ostdeutschland markierte und den Beginn von siebeneinhalbtausend Meilen Sowjetimperium. Dahin sind die Reiher geflogen, dachte er. Er fuhr im Kriechtempo zwischen weiß-roten Richtungskegeln auf einen Container-Parkplatz zu, auf dem Wagenreifen und Holzbalken gestapelt waren. >Links vom Container-Parkplatz<, hatte Herr Kretzschmar gesagt. Gehorsam bog Smiley nach links ab und hielt nach einem alten Haus Ausschau, obgleich ein altes Haus auf diesem hanseatischen Schuttabladeplatz ein Ding der Unmöglichkeit schien. Aber Herr Kretzschmar hatte gesagt: >Halten Sie Ausschau nach einem alten Haus, auf dem >Büro< steht<, und Herr Kretzschmar irrte sich nie.

Er rumpelte über ein Bahngleis und hielt auf die Frachter zu. Die Morgensonne war durch den Nebel gebrochen und ließ den weißen Anstrich der Schiffe aufblitzen. Er fuhr in eine Allee aus Kransteuerwarten ein, die alle wie moderne Stellwerke aussahen, mit grünen Hebeln und großen Fenstern. Und da, am Ende der Allee, stand, genau wie Herr Kretzschmar versprochen hatte, das alte Wellblechhaus mit einem hohen Blechgiebel, der einer Laubsägearbeit glich und von einem abblätternden Flaggstock gekrönt war. Die elektrischen Versorgungsleitungen schienen das Haus aufrecht zu halten. Neben der Kate stand ein alter, tröpfelnder Brunnen mit einem angeketteten Blechkrug. Auf der Holztür stand in verblaßten gotischen Lettern das Wort >Bureau<, in französischer Schreibweise, nicht in deutscher, und darüber eine Inschrift neueren Datums >P. K. Bergen, Import-Export<. Er arbeitet dort nachts, hatte Herr Kretzschmar gesagt. Was er tagsüber treibt, das wissen nur Gott und der Teufel.

Er drückte auf die Klingel und trat dann gebührend zurück, so daß er gut sichtbar war. Er steckte die Hände nicht in die Taschen und sorgte dafür, daß sie außerdem noch gut sichtbar waren. Er hatte seinen Mantel bis oben zugeknöpft. Er trug keinen Hut. Den Wagen hatte er seitlich vom Haus geparkt, so daß man von drinnen sehen konnte, daß er leer war. Ich bin allein und unbewaffnet, versuchte er zu sagen. Ich stehe nicht auf Seiten der anderen, sondern auf Ihrer. Er läutete nochmals und rief »Herr Leipzig!« Oben ging ein Fenster auf, und eine hübsche Frau sah heraus. Sie hatte schwarze Ringe unter den Augen und eine Decke um die Schultern geschlungen.

»Verzeihen Sie bitte«, rief Smiley höflich zu ihr hinauf. »Ich suche Herrn Leipzig. Es ist sehr wichtig.«

»Nicht hier«, antwortete sie und lächelte.

Ein Mann trat an ihre Seite. Er war jung und unrasiert und trug Tätowierungen auf den Armen und der Brust. Sie sprachen einen Augenblick miteinander in einer Sprache, die Smiley für polnisch hielt.

»Nix hier«, bestätigte der Mann vorsichtig. »Otto nix hier.«

»Wir sind nur Gelegenheitsmieter«, rief das Mädchen hinunter.

»Wenn Otto pleite ist, zieht er in seine Stadtvilla und überläßt uns die Wohnung.«

Sie wiederholte das Ganze für ihren Freund, der diesmal lachte. »Nix hier«, wiederholte er. »Kein Geld. Niemand hat Geld.«

Sie genossen die Morgenfrische und die Gesellschaft.

»Wann haben sie ihn das letzte Mal gesehen?« fragte Smiley. Neuerliche Beratung. War es an diesem Tag oder an jenem? Smiley hatte den Eindruck, daß sie außerhalb der Zeit lebten.

»Donnerstag«, verkündete das Mädchen und lächelte wieder.

»Donnerstag«, wiederholte der Mann.

»Ich habe gute Nachrichten für ihn«, erklärte Smiley fröhlich, ganz auf ihren Ton eingestimmt. Er klopfte auf seine Brieftasche. »Geld, Pinkepinke. Alles für Otto. Ist seine Provision für ein Geschäft. Ich hatte es ihm für gestern versprochen.«

Das Mädchen verdolmetschte das alles, die beiden redeten hin und her, und das Mädchen lachte wieder.

»Mein Freund sagt, Sie sollen es Otto nicht geben, sonst kommt er zurück und wirft uns raus, und wir haben wieder nichts, wo wir miteinander schlafen können.«

Versuchen Sie es mal mit dem Campingplatz am See, schlug sie vor und streckte den nackten Arm aus. Zwei Kilometer die Hauptstraße entlang, über die Eisenbahnlinie und an der Windmühle vorbei, dann rechts - sie schaute auf ihre Hände, bog dann eine anmutig zu ihrem Liebhaber hin -, ja, rechts; rechts, auf den See zu, aber den sehen Sie erst, wenn Sie direkt davor stehen. »Wie heißt der Ort?«

»Hat keinen Namen«, sagte sie, »es ist einfach nur ein Ort. Fragen Sie nach >Ferienhäuser zu vermieten<, und fahren Sie dann auf die Boote zu. Fragen Sie nach Walter. Wenn Otto in der Gegend ist, dann weiß Walter, wo man ihn finden kann.«

»Walter weiß alles«, rief sie. »Er ist der reinste Professor.«

Перейти на страницу:

Похожие книги

100 знаменитых харьковчан
100 знаменитых харьковчан

Дмитрий Багалей и Александр Ахиезер, Николай Барабашов и Василий Каразин, Клавдия Шульженко и Ирина Бугримова, Людмила Гурченко и Любовь Малая, Владимир Крайнев и Антон Макаренко… Что объединяет этих людей — столь разных по роду деятельности, живущих в разные годы и в разных городах? Один факт — они так или иначе связаны с Харьковом.Выстраивать героев этой книги по принципу «кто знаменитее» — просто абсурдно. Главное — они любили и любят свой город и прославили его своими делами. Надеемся, что эти сто биографий помогут читателю почувствовать ритм жизни этого города, узнать больше о его истории, просто понять его. Тем более что в книгу вошли и очерки о харьковчанах, имена которых сейчас на слуху у всех горожан, — об Арсене Авакове, Владимире Шумилкине, Александре Фельдмане. Эти люди создают сегодняшнюю историю Харькова.Как знать, возможно, прочитав эту книгу, кто-то испытает чувство гордости за своих знаменитых земляков и посмотрит на Харьков другими глазами.

Владислав Леонидович Карнацевич

Неотсортированное / Энциклопедии / Словари и Энциклопедии