Diese vier Wesensmerkmale der Lage des Arbeiters unter den Bedingungen des Privateigentums faßte Marx unter dem Begriff oder der Kategorie entfremdete, entäußerte Arbeit zusammen. Die entfremdete Arbeit charakterisierte er als das bestimmende und wesentliche Verhältnis der bürgerlichen Gesellschaft. Sie bestimme nicht nur das subjektive, sondern auch das objektive Wesen des Privateigentums, das Kapitalverhältnis, erklärte Marx 1844. Sie erzeuge das Verhältnis der Privateigentümer zur Produktion des Arbeiters, die Herrschaft der Privateigentümer über das Produkt der Arbeit und die Arbeit selbst, das Verhältnis der Kapitalisten zu den Arbeitern. Daraus schlußfolgerte er, daß das Privateigentum «das Produkt, das Resultat, die nothwendige Consequenz d[er]
Bereits kurze Zeit später, allerdings nach sehr umfangreichen Studien, konnte Marx erkennen, daß die gesetzmäßigen sozialen und ökonomischen Zusammenhänge der kapitalistischen Produktionsweise nicht mit der Kategorie der entfremdeten Arbeit zu erfassen sind. Vor ihm lag noch ein weiter Weg intensiver Forschungen, bevor er den komplizierten Prozeß der kapitalistischen Produktion als Erzeugung von Gebrauchswert und Wert, als konkrete, Gebrauchswert schaffende und abstrakte, Wert schaffende Arbeit, als Arbeits- und Verwertungsprozeß wissenschaftlich exakt analysieren und den Mehrwert entdecken konnte. Die Analyse von 1844 jedoch erbrachte wesentliche Einsichten.
Marx verarbeitete mit der Kategorie der entfremdeten Arbeit Erkenntnisse der historischen Geschichtsdialektik Hegels und der materialistisch-humanistischen Philosophie Feuerbachs. Diese Verbindung von Philosophie und Ökonomie ermöglichte es Marx, seine ersten ökonomischen Studien theoretisch auf einer qualitativ neuen Grundlage zu verallgemeinern. Dadurch gelangte er zu wichtigen Ergebnissen. Sie sind ein fruchtbarer Ansatz seiner künftigen ökonomischen Lehre. Aber vor allem kristallisierte Marx mit der Kategorie der entfremdeten Arbeit wichtige Elemente der dialektisch-materialistischen Geschichtsauffassung heraus. Es war ein erster Versuch, auf einer dialektisch-materialistischen Grundlage die ökonomische Struktur der bürgerlichen Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu erfassen, die Beziehungen der Menschen in der materiellen Produktion aufzudecken, wie sie sich unter den Bedingungen des Privateigentums notwendig und gesetzmäßig gestalten. Von der Position der Arbeiterklasse aus charakterisierte Marx mit der entfremdeten Arbeit wesentliche gesellschaftliche Beziehungen in der materiellen Produktion und bezeichnete diese als die grundlegenden sozialen Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft, die die Lebenssituation der Menschen und die zwischenmenschlichen Verhältnisse überhaupt bestimmen. Marx vermied mit der Kategorie der entfremdeten Arbeit eine metaphysische Trennung von Kapital und Arbeit, wie dies Proudhon getan hatte, einen mechanischen Determinismus bei der Bestimmung des Verhältnisses von Privateigentum und bürgerlicher Gesellschaft. Er bewahrte auf der Grundlage der materialistischen Weltanschauung seine tiefverwurzelte Auffassung vom Menschen als aktive schöpferische Kraft.
Bedeutsam sind einige politische Schlußfolgerungen, die Marx aus der entfremdeten Arbeit zog. Er bewies, daß eine Erhöhung des Arbeitslohns oder die Gleichheit der Arbeitslöhne die soziale Lage der Arbeiter nicht zu ändern vermag, weil damit das bestimmende Verhältnis, die entfremdete Arbeit, nicht aufgehoben würde. Mit der Kategorie der entfremdeten Arbeit vertiefte er wesentlich die Begründung der historischen Rolle des Proletariats. «Aus dem Verhältniß der entfremdeten Arbeit zum Privateigenthum folgt ferner, daß die Emancipation der Gesellschaft vom Privateigenthum etc, von der Knechtschaft in der