Der äußere Anlaß zur Niederschrift dieser umfangreichen Textergänzungen waren möglicherweise Diskussionen im «Vorwärts!», nicht zuletzt die Diskussion über die «humanistische Schule» im Juni und Juli 1844, die in der Frage gipfelte, was an die Stelle des Bestehenden gesetzt werden soll. Ruge hatte den Standpunkt der «Deutsch-Französischen Jahrbücher» als «humanistische Schule» charakterisiert (Ruge: An die Redaction der «deutschen Schnellpost für europäische Zustände, öffentliches und sociales Leben Deutschlands» in New-York. In: Vorwärts! Paris. Nr. 49, 19. Juni 1844). Darauf wurde er gefragt, was er an die Stelle des Bestehenden setzen wolle, ob er nicht auf den Menschenrechten basiere, Marx dagegen darüber hinaus ginge (Heinrich Börnstein: Offener Brief an Herrn Dr. Arnold Ruge. (Zur Verständigung.) In: Vorwärts! Paris. Nr. 50, 22. Juni 1844). Ruge antwortete darauf mit einer Definition aus Marx’ Artikel «Zur Judenfrage», wonach die menschliche Emanzipation erst dann vollbracht sei, wenn der Mensch seine «forces propres» als gesellschaftliche Kräfte erkannt und organisiert habe (siehe S. 162.38 – 163.3). Ruge solidarisierte sich mit dieser Bestimmung und deklarierte sie als «neue Organisation der Arbeit» (Ruge: Offene Antwort an Herrn Heinrich Börnstein. In: Vorwärts! Paris. Nr. 54, 6. Juli 1844), ein von den Utopisten viel gebrauchter Begriff, den Marx selbst nicht verwandte. Die gesamte Diskussion im «Vorwärts!» wurde unter dem unmittelbaren Eindruck des Aufstandes der schlesischen Weber geführt.
Auch in der «Allgemeinen Literatur-Zeitung» war mit indirekter Anspielung auf Marx’ Beitrag «Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung» die Auffassung von der historischen Rolle des Proletariats angegriffen worden. Besonders geschah dies in Edgar Bauers Auseinandersetzung mit Proudhon ([Edgar Bauer:] Proudhon. In: Allgemeine Literatur-Zeitung. Charlottenburg. 1844. H. V. S. 37 – 52). Hier nahm die Frage nach dem Wesen der bürgerlichen Gesellschaft, nach dem Charakter und den Merkmalen der neuen Gesellschaft breiten Raum ein. Diese Diskussion könnte Marx ebenfalls angeregt haben, diese umfangreiche Ergänzung vorzunehmen.
Marx integrierte in seine Darstellung über die ausbeutungsfreie Gesellschaft eine zusammenfassende Kritik am utopischen Sozialismus und Kommunismus und versuchte, diese Anschauungen in eine gesetzmäßige ideengeschichtliche Entwicklung einzuordnen. Dieses Herangehen hatte Marx bereits im Sommer 1843 zu eigenwilligen Einschätzungen geführt. Nunmehr gestaltete er es auf einer entwickelteren Stufe der Auseinandersetzung mit diesen Lehren weiter.
Marx’ Versuch, die neue Gesellschaftsordnung, ihren Werdegang und ihre Wesensmerkmale zu charakterisieren, war gekennzeichnet durch das Bemühen, die bürgerliche Gesellschaft als historisch notwendig zu begründen und auf der Basis der Zuspitzung des Gegensatzes von Kapital und Arbeit deren historische Überlebtheit nachzuweisen. In den materiellen Elementen, der Entwicklung der Industrie und der Fabrikarbeit, suchte Marx die objektiven Voraussetzungen für den Kommunismus. Er wollte die neue Gesellschaft nicht als fertiges Dogma dem Bestehenden gegenüberstellen, sondern sie aus den bestehenden Voraussetzungen innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft entwickeln und ihr Entstehen selbst als langwierigen Prozeß darstellen. Marx wandte seine historisch-dialektische Auffassung von der Entwicklungsgeschichte der Menschheit auf der Grundlage der neuen ökonomischen Erkenntnisse an und entwickelte sie weiter.
Das Neue bei Marx war, daß er in erster Linie die Arbeit als das Verhältnis des Menschen zur Natur, als Produktionstätigkeit, als Wesensmerkmal der Gattungstätigkeit des Menschen, als Beziehung zum anderen Menschen charakterisierte und sie als das Primäre und revolutionäre Element in der menschlichen Entwicklung bestimmte.