Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Sie war nur mäßig groß, wie ich es von vielen Adem kannte, und hatte die gleiche helle Haut und die gleichen hellgrauen Augen. Ihr Haar war eine Spur heller als das von Tempi, und sie hatte es zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Von nahem sah ich, dass sie sich offenbar einmal die Nase gebrochen hatte. Sie war zwar nicht krumm, aber der kleine Höcker wirkte in dem ansonsten so ebenmäßigen Gesicht merkwürdig fehl am Platz.

Sie begrüßte mich mit einem breiten Lächeln, so dass ich ihre weißen Zähne sah. »So«, sagte sie in tadellosem Aturisch, »jetzt gehörst du mir.«

»Du sprichst Aturisch«, sagte ich dümmlich überrascht.

»Die meisten von uns sprechen es.« Um ihren Mund und an den Augenwinkeln sah ich einige kleine Falten. Sie mochte zehn Jahre älter sein als ich. »Wie soll man es in der Welt zu etwas bringen, wenn man diese Sprache nicht beherrscht? Man braucht sie für Geschäfte.«

Jetzt erst fiel mir mein Benehmen ein, und ich bekundete förmlichen Respekt. »Gehe ich recht in der Annahme, dass du Vashet bist?«

Wieder erschien das Lächeln auf ihren Lippen. Vashet erwiderte meine Geste ein wenig übertrieben, so dass ich das Gefühl hatte, als mache sie sich über mich lustig. »Stimmt. Ich soll dich unterrichten.«

»Und Shehyn? Ich dachte, das Unterrichten sei ihre Sache.«

Vashet hob die Augenbrauen, auf dem Gesicht einer Adem ein geradezu exaltierter Ausdruck. »Allgemein gesagt stimmt das auch. Aber konkret ist Shehyn viel zu wichtig, um ihre Zeit mit jemandem wie dir zu verbringen.«

Ich machte eine höfliche Handbewegung. »Ich war mit Tempi sehr zufrieden.«

»Das spielte vielleicht eine Rolle, wenn deine Zufriedenheit unser Ziel wäre«, sagte Vashet. »Tempi hat mehr Ähnlichkeit mit einem Segelboot als mit einem Lehrer.«

»Er ist mein Freund, wie du sicher weißt«, erwiderte ich ein wenig gereizt.

Sie kniff die Augen zusammen. »Vielleicht übersiehst du als Freund seine Schwächen. Tempi ist ein tüchtiger Krieger, aber nicht mehr. Er spricht deine Sprache kaum, kennt sich in der Welt nur wenig aus und ist offen gesagt auch nicht der Hellste.«

»Verzeihung«, sagte ich. Bedauern. »Ich wollte dich nicht kränken.«

»Entschuldige dich nur, wenn du es ernst meinst.« Sie musterte mich weiter mit zusammengekniffenen Augen. »Auch wenn du dein Gesicht zu einer Maske machst – deine Augen sind wie hell erleuchtete Fenster.«

»Tut mir leid«, sagte ich ernst. Entschuldigung. »Ich wollte einen guten ersten Eindruck machen.«

»Warum?«, fragte Vashet.

»Damit du eine gute Meinung von mir hast.«

»Dazu bräuchte ich einen Grund.«

Ich beschloss, zu einem unverfänglicheren Thema zu wechseln. »Tempi nannte dich den ›Hammer‹. Warum?«

»Weil ich so heiße. Vashet. Hammer, Lehm, Spinnrad.« Sie sprach den Namen dreimal mit jeweils verschiedener Betonung aus. »Ich bin das, was formt und schärft oder zerstört.«

»Und der Lehm?«

»Der bin ich auch. Nur was sich biegt, kann lehren.«

Ihre Worte weckten freudige Erwartung in mir. »Es ist natürlich schön«, sagte ich, »dass meine Lehrerin dieselbe Sprache spricht wie ich. Es gab tausend Fragen, die ich nicht stellen konnte, weil Tempi sie nicht verstanden hätte. Und selbst wenn er sie verstanden hätte, wäre ich aus seinen Antworten nicht schlau geworden.«

Vashet nickte und setzte sich auf eine Bank. »Sich verständigen zu können ist ebenfalls eine Fähigkeit des Lehrers«, sagte sie. »Aber jetzt such bitte ein Stück Holz und bring es mir. Dann fangen wir mit dem Unterricht an.«

Ich ging in den Wald. Vashets Bitte schien eine tiefere Bedeutung zu haben, deshalb wollte ich nicht mit dem erstbesten Zweig zurückkehren, den ich auf dem Boden auflas. Ich brach schließlich von einer Weide einen biegsamen Ast ab, der länger war als mein Arm und so dick wie mein kleiner Finger.

Ich kehrte zu Vashet zurück und gab ihr den Ast. Sie zog ihr Schwert über die Schulter und begann die kleineren Nebenzweige abzuschneiden.

»Du sagtest, nur was sich biege, könne unterrichten«, bemerkte ich. »Deshalb erschien mir dieser Weidenast passend.«

»Für den Unterricht heute mag er genügen«, sagte Vashet und entfernte die letzte Rinde, bis nur noch eine schlanke, weiße Gerte übrig war. Sie wischte das Schwert an ihrem Kittel ab, steckte es in die Scheide und stand auf.

Dann schwang sie den Ast hin und her und zog ihn mit einem zischenden Geräusch ein paar Mal durch die Luft.

Aus der Nähe fiel mir auf, dass Vashet zwar die mir vertrauten roten Kleider trug, sie im Unterschied zu Tempi und vielen anderen aber nicht mit Riemen an Arme, Beine und Brust gebunden hatte, sondern mit blutroten Seidenbändern.

Sie sah mich an. »Ich werde dich jetzt schlagen«, sagte sie ernst. »Steh still.«

Langsam ging sie im Kreis um mich herum und schwang die Gerte weiter durch die Luft. Hinter mir blieb sie stehen. Sie nicht sehen zu können machte alles noch schlimmer. Sie schwang die Gerte schneller und das Zischen wurde höher. Ich zuckte nicht zusammen.

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Андрей Боярский

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