Ich wurde knallrot. »Aber ich habe den Mond seit …« Ich verstummte. Wie sollte ich die Zeit schätzen? »… schon lange nicht mehr gesehen. Außerdem habt ihr andere Sterne, und da dachte ich, vielleicht habt ihr auch einen anderen Mond.«
Felurian fuhr mir zärtlich durchs Haar. »du dummerjan, es gibt nur einen mond. und wir warten schon auf ihn. er wird uns helfen, deinen
Ich setzte mich auf einen Stein am Ufer und ließ die Füße im Wasser baumeln. Das Wasser war so warm wie in einer Badewanne. »Warum scheint hier der Mond, wenn es doch ein anderer Himmel ist?«, fragte ich.
»wir haben nur eine schmale sichel«, erwiderte Felurian. »der größere teil ist in der welt der sterblichen.«
»Aber wie geht das?«, fragte ich.
Felurian hörte auf zu schwimmen, ließ sich auf dem Rücken treiben und blickte zum Himmel empor. »ach mond«, sagte sie ein wenig traurig. »ich vergehe vor sehnsucht nach einem kuss. warum hast du mir einen philosophen geschickt, wo ich doch einen mann wollte?« Sie seufzte tief.
Ich ließ mich ebenfalls ins Wasser gleiten. Vielleicht war ich nicht so geschmeidig wie ein Otter, dafür küsste ich besser.
Später lagen wir auf einem breiten, vom Wasser glatt geschliffenen Felsen in Ufernähe. »danke, mond«, sagte Felurian und blickte zufrieden zum Himmel auf. »danke für diesen lieben und munteren kleinen mann.«
Im Teich schwammen handgroße Leuchtfische mit farbig glimmenden Streifen oder Punkten. Ich sah sie aus den Verstecken auftauchen, in die sie sich erschreckt durch das aufgewühlte Wasser zurückgezogen hatten. Sie leuchteten orange wie glühende Kohlen, gelb wie Butterblumen und blau wie der Mittagshimmel.
Felurian glitt wieder ins Wasser und zog mich am Bein. »komm, mein küssender philosoph, dann zeige ich dir, wie das mit dem mond geht.«
Ich folgte ihr in den Teich, bis wir schultertief im Wasser standen. Die Fische kamen neugierig näher, und einige besonders mutige schwammen sogar zwischen uns hindurch. Sie umrundeten Felurian, und ihre Bewegungen ließen Felurians Körper im Wasser erahnen. Obwohl ich jeden Winkel davon bereits eingehend erkundet hatte, faszinierten mich plötzlich ihre nur angedeuteten Formen.
Die Fische kamen noch näher. Einer streifte mich, und ich spürte ein sanftes Knabbern auf der Haut. Ich zuckte zusammen, obwohl das Knabbern nicht stärker gewesen war als ein klopfender Finger. Dann sah ich zu, wie immer mehr Fische uns umkreisten und ab und zu an uns knabberten.
»sogar die fische küssen dich gern«, sagte Felurian und drückte ihren nassen Leib an mich.
Ich blickte auf die Fische hinab. »Wahrscheinlich mögen sie das Salz auf meiner Haut.«
Felurian schob mich ärgerlich weg. »vielleicht mögen sie den geschmack von philosophen.«
Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, sah sie mich ernst an, streckte die Finger und tauchte sie zwischen uns ins Wasser ein.
»es gibt nur einen mond«, sagte sie, »und er bewegt sich zwischen deinem himmel und meinem hin und her.« Sie drückte ihre Hand an meine Brust und dann an ihre. »hin und her.« Sie brach ab und sah mich stirnrunzelnd an. »pass auf meine worte auf!«
»Mach ich doch«, log ich.
»nein, du denkst nur an meine brüste.«
Sie hatte recht. Das Wasser spielte um ihre Brüste und bewegte sie sanft. »Sie sind die Aufmerksamkeit aber auch wert«, protestierte ich. »Sie nicht zu beachten wäre eine schreckliche Kränkung.«
»aber ich spreche von wichtigen dingen, die du wissen musst, wenn du wohlbehalten zu mir zurückkehren willst.« Felurian seufzte ungeduldig. »wenn ich dich eine berühren lasse, hörst du mir dann zu?«
»Ja.«
Sie nahm meine Hand und zog sie auf ihre Brust. »mache die wellen der lilie.«
»Du hast mir noch nicht gezeigt, wie das geht.«
»dann kommt das eben später.« Sie tauchte ihre Hand wieder zwischen uns ins Wasser ein, seufzte leise und schloss die Augen halb. »ah«, murmelte sie. »oh.«
Die Fische kamen wieder aus ihren Verstecken.
»mein kleiner philosoph, der sich so leicht ablenken lässt«, fuhr sie schließlich fort. Es klang nicht unfreundlich. Sie tauchte zum Grund hinunter und kehrte mit einem glatten, runden Kiesel zurück. »jetzt höre mir gut zu: ich bin die fee, der sterbliche bist du.« Sie schloss unser beider Handflächen um den Kiesel und verschränkte unsere Finger miteinander. »er ist fest mit der nacht der fae und der nacht der sterblichen verbunden.«
Sie trat einen Schritt auf mich zu und drückte den Stein in unseren Händen an meine Brust. »so bewegt sich der mond«, sagte sie und schloss die Finger fester um meine. »blicke ich jetzt nach oben, ist der geliebte mond nicht zu sehen. stattdessen bescheint er, der offenen blüte gleich, deine welt, der sterblichen reich.«