Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Ich antwortete ihm, so gut ich konnte, und schließlich lehnte er sich in seinem Sessel zurück und nickte. »Es ist ein gutes Zeichen, wenn ein Student loszieht, um dem Wind nachzujagen, und ihn dann tatsächlich auch fängt«, sagte er anerkennend. »Nun hast du ihn schon zweimal gerufen. Ab jetzt kann es nur noch einfacher werden.«

»Dreimal«, sagte ich. »Zum dritten Mal, als ich in Ademre war.«

Er lachte. »Du bist ihm bis an den Rand der Landkarte nachgejagt!«, sagte er und machte mit der gespreizten linken Hand eine weit ausholende Geste. Verblüfft erkannte ich, dass er damit in der Gebärdensprache der Adem Erstaunen und Respekt zum Ausdruck brachte. »Was war es für ein Gefühl? Glaubst du, du könntest den Namen nötigenfalls wieder finden?«

Ich konzentrierte mich und versuchte, meinen Geist in das Kreiselnde Blatt zu versetzen. Ein Monat und tausend Meilen lagen zwischen diesem und meinem letzten Versuch, und es fiel mir schwer, die eigenartige, trudelnde Leere in meinem Geist zu erzeugen.

Doch schließlich schaffte ich es. Ich sah mich in dem kleinen Gastraum um und hoffte, den Namen des Windes wie einen alten Freund zu erblicken. Aber da war nichts – nur die Staubpartikel, die in einem schräg durchs Fenster hereinfallenden Sonnenstrahl schwebten.

»Also?«, sagte Elodin. »Könntest du ihn rufen, wenn du müsstest?«

Ich zögerte. »Vielleicht.«

Elodin nickte, als hätte er verstanden. »Aber eher nicht, wenn dich jemand dazu auffordert?«

Ich nickte, aufrichtig enttäuscht.

»Lass dich nicht entmutigen. Das gibt uns etwas, auf das wir hinarbeiten können.« Er lächelte fröhlich und klopfte mir auf den Rücken. »Aber ich glaube, in deiner Geschichte steckt mehr, als dir selbst bewusst ist. Du hast mehr als den Wind gerufen. Nach dem, was du mir erzählt hast, glaube ich, dass du auch Felurians Namen gerufen hast.«

Ich dachte daran zurück. Meine Erinnerungen an die Zeit im Reich der Fae waren eigenartig lückenhaft, ganz besonders die an meine Auseinandersetzung mit Felurian, die etwas geradezu Traumhaftes hatte. Wenn ich versuchte, mich an die Einzelheiten zu erinnern, kam es mir fast vor, als hätte das alles jemand anderes erlebt. »Das ist durchaus denkbar.«

»Es ist mehr als nur denkbar«, versicherte er mir. »Ich bezweifle sehr, dass sich ein so altes und mächtiges Wesen wie Felurian mit weiter nichts als dem Wind unterwerfen ließe. Ich will deine Leistung damit keineswegs schmälern«, beeilte er sich hinzuzufügen. »Den Wind herbeizurufen, das schafft allenfalls einer von tausend Studenten. Aber den Namen eines Lebewesens zu rufen, und dann auch noch eines Lebewesens aus dem Reich der Fae …« Er sah mich mit erhobener Augenbraue an. »Das ist noch einmal etwas ganz anderes.«

»Und wieso ist der Name einer Person so etwas Besonderes?«, fragte ich und beantwortete es mir dann selbst: »Die Komplexität.«

»Genau«, sagte er. Mein Verständnis schien ihn zu begeistern. »Um etwas bei seinem Namen zu rufen, muss man es vollkommen verstehen. Ein Stein oder ein bestimmter Wind sind da schon schwierig genug. Aber eine Person …«

»Ich könnte nicht behaupten, dass ich Felurian verstanden hätte«, sagte ich.

»Etwas in dir hat sie verstanden«, beharrte er. »Dein schlummernder Geist. Das ist etwas sehr Seltenes. Wenn dir bewusst gewesen wäre, wie schwierig es ist, hättest du es niemals geschafft.«

Da mich kein Geldmangel mehr zwang, Akkordarbeit im Handwerkszentrum zu leisten, stand es mir frei, breiter gefächert zu studieren als zuvor. Ich nahm meine Seminare in Sympathie, Medizin und magischer Handwerkskunst wieder auf und schrieb mich zusätzlich in Chemie, Pflanzenkunde und Vergleichender weiblicher Anatomie ein.

Die Begegnung mit der Lockless-Kassette hatte meine Neugier angestachelt, und ich versuchte, etwas über die Geschichtenknoten der Yller zu erfahren. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass die meisten Bücher zum Thema Yll keine sprachkundlichen Werke waren, sondern historische, die keinerlei Aufschluss darüber boten, wie diese Knoten zu entziffern waren.

Daher suchte ich das tote Verzeichnis danach ab und stieß schließlich in einer jener unangenehm niedrigen Abteilungen in den unteren Untergeschossen auf ein einzelnes Regalfach voller ausgemusterter Bücher zum Thema Yll. Als ich nach einer Stelle suchte, an der ich mich hinsetzen und lesen konnte, entdeckte ich hinter einem Regal einen kleinen Raum.

Es war kein Lesezimmer, wie ich angenommen hatte. Vielmehr standen darin Hunderte große Holzspulen, die mit geknoteten Schnüren umwickelt waren. Es waren gewissermaßen yllische Bücher. Auf all dem lag eine dünne Staubschicht, und ich nahm an, dass seit Jahrzehnten niemand mehr diesen Raum betreten hatte.

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Андрей Боярский

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