Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Gegen Mitte des Trimesters hörte ich mehr und mehr Geschichten, die mir bekannt vorkamen. Geschichten über einen gewissen rothaarigen Abenteurer, der eine Nacht mit Felurian verbracht hatte. Geschichten über einen wagemutigen jungen Arkanisten, der über die gleichen Kräfte wie Taborlin der Große gebot. Es hatte ein paar Monate gedauert, aber schließlich hatten sich meine Heldentaten in Vintas bis zur Universität herumgesprochen.

Es mag schon sein, dass ich, als ich von diesen Geschichten erfuhr, meinen Shaed ein bisschen länger und öfter trug als zuvor. Es mag auch sein, dass ich in den nun folgenden Spannen peinlich viel Zeit in irgendwelchen Kaschemmen verbrachte, darauf erpicht, Geschichten mit anzuhören. Es mag sogar sein, dass ich so weit ging, selbst die eine oder andere Andeutung fallen zu lassen.

Schließlich war ich jung, und es war nur natürlich, dass ich mich meiner Berühmtheit erfreute. Ich dachte, das würde schnell wieder vergehen. Warum sollte ich die Seitenblicke meiner Kommilitonen nicht genießen? Warum sollte ich mich nicht daran erfreuen, so lange es währte?

Viele der Geschichten drehten sich darum, dass ich Banditen jagte und Jungfrauen rettete. Keine aber kam der Wahrheit allzu nah. Geschichten, die tausend Meilen weit von Mund zu Mund weitergetragen werden, machen zwangsläufig Verwandlungen durch.

Zwar unterschieden sich die Einzelheiten, doch das grundlegende Muster blieb meist gleich: Es galt, junge Frauen zu retten. Manchmal heuerte mich ein Adliger dazu an, in anderen Fällen ein verzweifelter Vater oder ein besorgter Bürgermeister.

Meistens rettete ich zwei Mädchen. Manchmal auch nur eins, manchmal sogar drei. Sie waren Freundinnen. Oder Mutter und Tochter. In einer Geschichte, die ich hörte, waren es sogar sieben – sieben Schwestern, die alle wunderschöne Prinzessinnen und Jungfrauen waren.

Vor wem ich die Mädchen rettete – darüber gingen die Meinungen weit auseinander. Oft waren es Banditen, aber man sprach auch von bösen Onkeln, Stiefmüttern und Butzemännern. In einer Geschichte rettete ich sie kurioserweise ausgerechnet vor Adem-Söldnern. Ein oder zwei Mal war sogar von einem Oger die Rede.

Zwar befreite ich die Mädchen hin und wieder aus der Gewalt einer fahrenden Theatertruppe, aber voller Stolz kann ich vermelden, dass ich nie eine Geschichte hörte, in der sie von Edema Ruh entführt worden wären.

Für das Ende der Geschichte gab es im Allgemeinen zwei Varianten. In der ersten stürmte ich wie ein edler Ritter mit meinem Schwert in die Schlacht und focht, bis entweder alle tot oder geflohen waren oder auf angemessene Weise ihre Reue bekundeten. Die zweite Variante war beliebter. In dieser rief ich Feuer und Blitz vom Himmel herab, wie Taborlin der Große.

In der mir liebsten Version der Geschichte begegnete ich unterwegs auf der Straße einem hilfsbereiten Kessler. Ich teilte mein Abendessen mit ihm, und er erzählte mir von zwei Kindern, die von einem nahen Bauernhof entführt worden seien. Bevor ich wieder aufbrach, verkaufte er mir ein Ei, drei Eisennägel und einen schäbigen Umhang, der mich unsichtbar machen konnte. All diese Gegenstände nutzte ich sodann auf äußerst einfallsreiche Weise dazu, die Kinder aus den Fängen eines verschlagenen, hungrigen Trolls zu retten.

Viel populärer aber als diese Geschichte in all ihren Versionen war die Geschichte rund um Felurian. Das Lied, das ich geschrieben hatte, hatte ebenfalls die weite Reise gen Westen zurückgelegt. Und da sich Lieder besser überliefern lassen als Geschichten, entsprachen die Einzelheiten meiner Begegnung mit ihr wenigstens ansatzweise der Wahrheit.

Als Wil und Sim mich bedrängten und unbedingt mehr darüber erfahren wollten, erzählte ich ihnen die ganze Geschichte. Ich brauchte eine Weile, bis ich sie davon überzeugt hatte, dass sie der Wahrheit entsprach. Besser gesagt, brauchte ich bei Sim dazu eine ganze Weile. Wil war aus irgendeinem Grund sofort bereit, die Existenz der Fae zu akzeptieren.

Ich konnte es Sim nicht verübeln. Bevor ich sie mit eigenen Augen sah, hätte ich viel Geld darauf gewettet, dass es Felurian nicht gab. Sich an einer Geschichte zu erfreuen, ist das eine, anzuerkennen, dass es sich dabei um die Wahrheit handelt, etwas ganz anderes.

»Die eigentliche Frage ist doch«, sagte Sim nachdenklich, »wie alt du in Wirklichkeit bist.«

»Das weiß ich«, sagte Wilem mit dem Eifer eines Mannes, der unbedingt beweisen will, dass er überhaupt nicht betrunken ist. »Siebzehn.«

»Ahhhh …« Sim reckte dramatisch einen Zeigefinger in die Höhe. »Sollte man meinen, nicht wahr?«

»Worüber redest du überhaupt?«, fragte ich.

Sim beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Du bist ins Reich der Fae gereist und hast dort einige Zeit verbracht, und als du wiederkamst, hast du festgestellt, dass inzwischen nur drei Tage vergangen waren«, sagte er. »Bedeutet das nun, dass du währenddessen nur drei Tage älter geworden bist? Oder bist du weiter gealtert, während du dort warst?«

Ich schwieg einen Moment lang. »Das hatte ich noch gar nicht bedacht«, gestand ich.

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Андрей Боярский

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