Читаем Timm Thaler Oder das Verkaufte Lachen полностью

Zu seinem Glück - oder besser: zu seinem Unglück - sah Timm ihn nicht. Er schlief.

Eine scharfe Stimme weckte ihn wieder auf. Es war die Stimme ebenjenes karierten Herrn. Er stand zu Timms Füßen auf der Wiese, sah den Jungen an und fragte nicht gerade freundlich: „Ausgeschlafen?“

Timm nickte, noch benommen von Schlaf, richtete sich auf und tastete vorsichtshalber die Tasche seines Jacketts von außen ab. Sie fühlte sich merkwürdig leer an. Schnell fuhr der Junge mit der Hand in die Tasche hinein und war plötzlich hellwach: Die Jackentasche war wirklich leer. Das Geld war verschwunden.

Der karierte Herr grinste.

„Ha - ha - haben Sie das Geld?“ stotterte Timm.

„Nein, du Schlafmütze! Das Geld hat einer der drei Gauner, mit denen du vorigen Sonntag gezecht hast. Er ist dir nachgeschlichen. Es scheint mein Schicksal zu sein, daß ich immer zu spät komme. Als er mich kommen sah, rannte er weg. Dadurch habe ich dich entdeckt.“

„Wohin ist er gelaufen? Wir müssen die Polizei holen!“

„Ich mag keine Blauröcke“, sagte der Fremde. „Sie sind mir nicht fein genug. Und der Gauner ist sowieso schon über alle Berge. Aber jetzt steh endlich auf, Junge! Und dann, marsch, nach Haus. Und komm nächsten Sonntag wieder!“

„Ich glaube, ich werde nicht wieder hierherkommen“, meinte Timm. „So oft hat man kein Glück. Ich weiß das von meinem Vater.“

„Man sagt, Glück und Pech kommen immer dreimal hintereinander, Timm! Und du wolltest dir doch sicherlich einige Sachen kaufen, stimmt’s?“

Timm nickte.

„Nun, das alles kannst du haben, wenn du nächste Woche wiederkommst und ein Geschäft mit mir machst!“

Der Unbekannte sah auf seine Uhr und schien es plötzlich sehr eilig zu haben. „Auf Wiedersehen am nächsten Sonntag“, sagte er. Dann ging er schnell davon.

Mit krausen Gedanken im Kopf wanderte Timm nach Haus, wo ihn eine Tracht Prügel und die Schadenfreude seines Stiefbruders erwarteten.

Und wieder schlich eine lange Woche durch die Gasse.

Aber in dieser Woche war Timm erstaunlich munter. Obwohl der karierte Herr ihm nicht geheuer schien, war er fest entschlossen, ein Geschäft mit ihm zu machen. Denn ein Geschäft, dachte der Junge, ist etwas Ordentliches und Gesetzliches. Da bekommt man keine Reichtümer für ein gefundenes Fünfmarkstück, sondern jeder gibt und nimmt etwas, und jedem steht sein Teil zu. Es ist vielleicht merkwürdig, daß ein junge im fünften Schuljahr so etwas denkt; aber in den engen armen Gassen, wo man sparen muß, um leben zu können, lernen schon die Kinder, Geld und Geschäfte wichtig zu nehmen.

Der Gedanke an den folgenden Sonntag half Timm über alle Verdrießlichkeiten der Woche hinweg. Manchmal überlegte er sich, ob der Vater den karierten Herrn vielleicht gebeten habe, auf Timm achtzugeben, falls ihm etwas zustoßen sollte. Aber dann schien ihm, daß der Vater sich dafür wohl einen netteren, freundlicheren Herrn ausgesucht hätte.

Trotz allem: Timm war zu dem Geschäft mit dem Fremden bereit, und der Gedanke daran machte ihm Spaß. Er lachte plötzlich wieder sein altes Kinderlachen. Und allen Leuten gefiel das Lachen. Er hatte mit einem Male mehr Freunde als je zuvor.

Es war kurios: Dieser Junge, der sich durch leidenschaftlieh ernste Annäherungsversuche und durch Hilfsbereitschaft und freiwillige Botengänge keine Freunde hatte schaffen können, dieser selbe Junge gewann durch nichts als sein Lachen beinahe jedermann zum Freund; zumindest mochte man ihn gern. Man verzieh ihm jetzt sogar Unarten, die man vorher getadelt hatte. So mußte Timm mitten in einer Rechenstunde plötzlich daran denken, wie er vor lauter Eifer gegen den karierten Herrn angerannt war. Bei dieser Erinnerung lachte er unvermittelt sein kullerndes Lachen mit dem Schlucker am Schluß. Gleich darauf, als ihm das Ungehörige seines plötzlichen Lachens bewußt wurde, nahm er vor Schreck eine Hand vor den Mund. Aber der Lehrer war weit davon entfernt, mit ihm zu schimpfen. Das Gelächter kam so unerwartet und wirkte so drollig, daß die ganze Klasse lachen mußte, einschließlich des Lehrers. Der hob nur den Finger und sagte: „Lachkanönchen sind die einzigen Kanonen, die ich schätze, Timm! Aber laß deine Salven nicht gerade in der Stunde los!“

Nun wurde Timm das „Lachkanönchen“ genannt, und es gab Mitschüler, die in den Pausen nur noch mit ihm spielen wollten. Selbst die Stiefmutter und Erwin wurden jetzt manchmal von Timms Lachen angesteckt.

Es war unbegreiflich, was der karierte Herr mit Timm angestellt hatte, aber diese neue Unbegreiflichkeit wurde dem Jungen nicht bewußt. .

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Денис Ратманов

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