»Dann gingen die verdammten Palastkämpfe los«, sagte Connie, unvermittelt das Thema wechselnd. »Die Große Debatte um die Leitung von London Station. Debatte, daß ich nicht lache. Sie, George, waren im Ausland, Saul Enderby setzte einen manikürten Huf hinein, und allen übrigen fiel prompt das Herz in die Hosen - und das war's dann.« Wieder ihre Barons-Stimme: »>Otto Leipzig nimmt uns auf die Schippe . . . Wir haben die Operation nicht mit den Fröschen abgeklärt . . . Foreign Office beunruhigt über mögliche Weiterungen . . . Kirow ist ein Ablenkungsmanöver . . . Die Riga-Gruppe eine total unrealistische Basis für ein Unternehmen dieses Ausmaßes . . .< Wo waren Sie übrigens damals? In Berlin, nicht wahr?«
»Hongkong.«
»Ach, dort«, sagte sie vage und sank in ihrem Stuhl zusammen, während ihre Lider sich nahezu schlossen.
Smiley hatte Hilary gebeten, Tee zu machen, und sie klapperte am anderen Ende des Zimmers mit dem Geschirr. Er warf einen Blick zu ihr hinüber, weil er überlegte, ob er sie nicht rufen sollte und sah sie genauso dastehen, wie er sie zuletzt im Circus gesehen hatte, in jener Nacht, als er zu Hilfe gerufen wurde - stocksteif, die Fingerknöchel der geballten Fäuste auf den Mund gepreßt, um einen lautlosen Schrei zu ersticken. Er hatte noch gearbeitet - es war um etwa diese Zeit gewesen; ja, er hatte seine Abreise nach Hongkong vorbereitet-, als plötzlich sein Haustelefon klingelte und er eine sehr erregte Männerstimme hörte, die ihn bat, unverzüglich in den Chiffrierraum zu kommen, Mr. Smiley, Sir, es ist dringend. Sekunden später eilte er einen kahlen Korridor entlang, flankiert von zwei besorgten Wachposten. Sie stießen die Tür vor ihm auf, er trat in den Raum, sie blieben draußen. Er sah die zertrümmerten Apparate, die Akten und Karteikarten und Telegramme auf dem Boden verstreut wie Abfall auf einem Fußballplatz, er sah die obszönen Graffiti mit Lippenstift an die Wand geschmiert. Und in der Mitte des Ganzen sah er Hilary, die Täterin -genau, wie sie jetzt dastand -, verzweifelt durch die dicken Netzgardinen in den freien weißen Himmel hinausstarren: Hilary, unsere Vestalin, so wohlerzogen; Hilary, unsere Circus-Braut.
»Was zum Teufel treibst du, Hils?« fragte Connie barsch aus ihrem Schaukelstuhl.
»Tee machen, Con. George möchte eine Tasse Tee.«
»Zum Teufel damit, was
Sie tranken den Tee. Ein Regenguß setzte ein. Die ersten harten Tropfen hämmerten bereits auf das Holzdach.
Smiley hatte sie bezaubert, Smiley hatte ihr geschmeichelt, Smiley hatte bewirkt, daß sie weitermachte. Schon hatte sie den Faden halbwegs ausgesponnen. Er war entschlossen, daß sie ihn bis zum Ende ausspinnen müsse.
»Ich muß das Ganze haben, Con«, wiederholte er. »Ich muß alles und jedes hören, so, wie Sie sich daran erinnern, auch wenn das Ende schmerzlich ist.«
»Das Ende