Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

Er stand an der Stelle, die der alte Mann seine Küche genannt haben würde: am Fenstersims mit dem Gaskocher darauf und dem selbstgebastelten Vorratskästchen, in das Luftlöcher gebohrt waren. Wir Männer, die unsere Kocherei selber besorgen müssen, sind Halb-Menschen, dachte er, als er die zwei Regale musterte, den Topf und die Bratpfanne herauszog, zwischen Cayenne-Pfeffer und Paprika herumstocherte. Überall sonst im Haus - sogar im Bett - kann man sich einigeln, seine Bücher lesen, sich einreden, daß der Mensch am besten allein sei. Doch in der Küche sind die Zeichen der Unvoilständigkeit zu augenfällig. Ein halber Laib Schwarzbrot. Eine halbe Mettwurst. Eine halbe Zwiebel. Eine halbe Flasche Milch. Eine halbe Zitrone. Ein halbes Päckchen schwarzer Tee. Ein halbes Leben. Er öffnete alles, was sich öffnen ließ, grub mit einem Finger im Paprika. Er entdeckte eine lose Kachel und krallte sie heraus, er schraubte den Holzgriff der Bratpfanne ab. Als er den Kleiderschrank aufmachen wollte, hielt er mitten in der Bewegung inne, als lausche er wieder, doch diesmal hatte er etwas gesehen, nicht gehört.

Auf dem Vorratsschränkchen lag eine Stange Gauloises Caporal, Wladimirs Lieblingszigaretten, wenn er keine russischen kriegen konnte. Er las die verschiedenen Aufdrucke. »Duty Free«, »Filtre«, ferner »Exportation« und »Made in France«. In einer Zellophanhülle. Er nahm sie herunter. Von den ursprünglichen zehn Päckchen fehlte eines. Im Aschenbecher drei ausgedrückte Stummel derselben Marke. Er schnüffelte, und jetzt erst gewahrte er, neben dem Geruch nach Essen und Gipsmörtel, ganz schwach das Aroma französischer Zigaretten in der Luft.

Und keine Zigaretten in der Tasche, erinnerte er sich.

Smiley hielt die blaue Packung in beiden Händen, drehte sie langsam und versuchte, hinter ihren tieferen Sinn zu kommen. Sein Instinkt - besser gesagt, eine noch unterschwellige Wahrnehmung - signalisierte ihm eindringlich, daß an diesen Zigaretten irgendetwas faul war. Nicht das Äußere. Nicht die Füllung, kein Mikrofilm oder Sprengstoff oder Dumdum-Geschoße oder ähnlich abgedroschenes Zeug.

Nur die Tatsache, daß sie hier waren, hier und nirgendwo anders, war faul.

So neu, so staubfrei, ein fehlendes Päckchen, drei Zigaretten geraucht.

Und keine Zigaretten in der Tasche.

Er arbeitete jetzt rascher, wollte möglichst schnell weg. Die Wohnung lag zu hoch oben. Sie war zu leer und zu voll. Er hatte immer mehr das Gefühl, daß irgendetwas nicht stimmte. Warum hatten sie die Schlüssel nicht genommen? Smiley öffnete den Schrank. Er enthielt Kleidung und Schriften, doch Wladimir besaß von beiden nicht sehr viel. Die Schriften waren meist hektographierte Pamphlete in Russisch und Englisch oder in etwas, das Smiley für eine der baltischen Sprachen hielt. Da war ein Ordner mit Briefen aus dem alten Pariser Hauptquartier der Gruppe und eine Anzahl Plakate mit Aufschriften wie »DENKT AN LETTLAND«, »DENKT AN ESTLAND«, »DENKT AN LITAUEN«, vermutlich zum Aushang bei öffentlichen Veranstaltungen. Da war eine Schachtel Schulkreide, gelb, aus der zwei Stücke fehlten. Und Wladimirs heißgeliebtes Norfolk-Jackett, vom Haken auf den Boden gefallen. Vielleicht heruntergerutscht, als Wladimir die Schranktür ein bißchen zu hastig geschlossen hatte.

Wladimir, der so eitel war? dachte Smiley. So militärisch in seiner Erscheinung? Und sein bestes Jackett liegt zusammengeknüllt auf dem Schrankboden? Oder hatte eine achtlosere Hand als die Wladimirs es nicht wieder über den Bügel gehängt?

Smiley hob das Jackett auf, durchsuchte die Taschen, hing es dann wieder in den Schrank zurück und schlug die Tür zu, um zu sehen, ob es herunterfallen würde.

Was es tat.

Sie haben die Schlüssel nicht genommen, und sie haben seine Wohnung nicht durchsucht, dachte er. Sie haben Wladimir durchsucht, wurden jedoch, nach Meinung des Superintendent, dabei gestört.

Sagen Sie ihm, ich habe zwei Beweise und kann sie mitbringen. Er ging wieder ins Küchenrevier zurück, stellte sich vor das Schränkchen und betrachtete nochmals eingehend die blaue Pakkung, die obenauf lag. Dann schaute er in den Papierkorb. Wiederum nachdenklich auf den Aschenbecher. Dann in den Abfalleimer, ob das fehlende Päckchen vielleicht zerknüllt darin liege. Er fand nichts, und aus irgendeinem Grund freute er sich darüber.

Zeit zu gehen.

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