Читаем Die Töchter des Drachen полностью

»Sie haben es gewagt«, sagte Karan. Seine Stimme bebte. »Sie haben das heilige Gesetz der Gastfreundschaft gebrochen, das in Karans Haus gilt. Sie werden dafür bezahlen.«

Tally sah den Alten verwirrt an. Was sie in Karans Stimme gehört hatte, war eindeutig Haß – ein Gefühl, das sie ihm bis zu diesem Augenblick nicht einmal zugetraut hatte. Und doch konnte sie ihn verstehen, als sie abermals zum Haus hinabsah. Durch die Fenster lohte roter Flammenschein, und davor bewegten sich Schatten. Sehr viele, sehr schwarze Schatten. Das Klicken und Rascheln horngepanzerter Glieder war selbst hier oben deutlich zu vernehmen.

Karan stand auf und ging mit zwei schnellen Schritten zur rechten Wand der Höhle. Tally sah erst jetzt, daß dort ein gewaltiger, eiserner Hebel aus dem Fels ragte.

»Waga!« befahl Karan scharf. »Hilf mir!«

Hrhon sah sie fragend an. Tally nickte. Schwerfällig ging Hrhon auf Karan zu, drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück und legte seine mächtigen Pranken auf den Hebel, bewegte ihn aber noch nicht.

»Was tust du, Karan?« fragte Tally.

»Karan tut, was Karan tun muß«, antwortete der Alte entschlossen. »Sie brechen die uralten Gesetze. Sie wollen Krieg. Sie werden ihn bekommen. Zieh den Hebel, Waga!«

Hrhon gehorchte. Seine gewaltigen Muskeln spannten sich. Der Hebel ächzte hörbar, verbog sich knirschend – und senkte sich mit einem Ruck nach unten.

Im ersten Moment geschah nichts. Dann glaubte Tally, irgendwo tief unter ihren Füßen ein mächtiges Knirschen und Rumoren zu hören, und plötzlich begann der buckelige Umriß des Hauses vor ihren Augen zu verschwimmen. Holz splitterte. Irgendwo zerbrach etwas, und die Nacht sog die Trümmer des schmalen Stegs auf, der zu Karans Haus führte.

Dann stürzte das gesamte Gebäude ab.

Es ging sehr schnell, und beinahe lautlos, aber Tally sah alles mit phantastischer Klarheit. Karans Haus zerbrach wie ein Ei, das von einem Faustschlag getroffen wird. Gewaltige Stücke lösten sich aus seinen Wänden, dann beugte sich seine gesamte westliche Hälfte grotesk langsam zur Seite, kippte in den Schlund und zerbrach in Tausende einzelner Trümmerstücke, ehe es vollends in der Nacht verschwand.

Irgendwo zwischen den Trümmern des verbliebenen Restes blitzte es auf. Ein kurzer, sonderbar trockener Knall wehte zu Tally empor, und plötzlich quoll eine Wolke aus Feuer und Rauch und zerfetzten Chitinleibern und Trümmern aus der Klippe. Ein ungeheuerliches Donnern erscholl, das noch am anderen Ende Schelfheims zu hören sein mußte.

Als es verklang, war von Karans schwebendem Haus keine Spur mehr geblieben. Wo es gewesen war, gähnte ein gewaltiges, schwarzverkohltes Loch in der Felswand. Tally stand langsam auf und drehte sich herum. Es war zu dunkel, als daß sie die anderen deutlicher denn als schwarze Schatten erkennen konnte, aber sie spürte den Schrecken, den Weller empfand, und die Betroffenheit, die von Jan Besitz ergriffen hatte. Unter ihnen war mehr zerstört worden als ein Haus. Viel mehr.

»Und nun?« fragte sie schließlich.

»Weiter«, antwortete Karan. »Dieser Ort ist nicht sicher. Sie werden nach euch und Karan suchen. Sie werden merken, daß ihr und er noch leben. Aber wir werden nicht mehr da sein. Karan bringt euch an einen Ort, an dem ihr sicher seid.«

Tally seufzte. »Ich weiß nicht, ob es mich freut, recht behalten zu haben, Karan«, sagte sie, leise und mit ehrlichem Bedauern. »Aber jetzt wirst du uns helfen müssen. Von Moment an jagen sie nicht nur mich, sondern uns alle.«

Karan schwieg.

<p>7</p>

Wie Karan versprochen hatte, führte er sie auf verborgenen Wegen tiefer in die Stadt hinein. Als sie eine oder auch zwei Stunden später, das wußte Tally nicht zu sagen, wieder ans Tages- bzw. Mondlicht heraustraten, da war nicht nur Tally zum Umfallen erschöpft. Auch die anderen wankten, und selbst Hrhon bewegte sich schleppender als gewohnt. Ihn, der die Geschicklichkeit nicht unbedingt gepachtet hatte, mußte das Gehen in den meistens nur halbhohen Gängen und Stollen besonders viel Kraft gekostet haben. Und Tally wußte nicht, was er in den Tagen zuvor durchgemacht hatte. Plötzlich spürte sie, wie sehr ihr der Waga gefehlt hatte. Sie kamen am nördlichen Ende eines großen, halbrunden Platzes heraus. Die Nacht war still, und selbst das Donnern des Wasserfalles war nicht mehr zu hören. Sie mußten sich ein gehöriges Stück vom Schlund entfernt haben. Es war sehr kalt. Das Kopfsteinpflaster glänzte vor Nässe, und in der Luft lag noch der Geruch von Regen.

»Scheint alles ruhig zu sein«, murmelte Weller. Er war der erste, der das nur von heftigen Atemzügen untermalte Schweigen brach, und seine Stimme klang matt und erschöpft. »Wo sind wir?«

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Андрей Боярский

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