George schlug die Augen auf und starrte die grellweiße Zimmerdecke an. Er erinnerte sich an alles, was geschehen war. Aber in seiner Erinnerung spielte ein anderer die Hauptrolle. Er starrte die Zimmerdecke an, bis ihm die Augen schmerzten; dann schloß er sie und dachte angestrengt nach.
Er konnte nicht beurteilen, wie lange er so seinen eigenen Gedanken nachgehangen hatte.
Dann hörte er eine Stimme. "Bist du wach?"
Und George nahm zum erstenmal wahr, daß er leise stöhnte. Hatte er auch vorher gestöhnt? Er versuchte den Kopf zu bewegen.
Die Stimme sagte: "Hast du Schmerzen, George?"
George konnte nur flüstern. "Seltsam. Ich wollte so gern von der Erde fort. Ich hatte noch nicht verstanden..."
"Weißt du, wo du bist?"
"Wieder in der... der Anstalt." George drehte sich mühsam um. Die Stimme gehörte Omani.
"Seltsam, daß ich das alles nicht vorher verstanden habe", sagte George.
Omani lächelte. "Du mußt jetzt schlafen..."
George schlief.
Und wachte kurze Zeit später wieder auf. Sein Kopf war völlig klar.
Omani saß lesend neben seinem Bett, legte aber das Buch fort, als George die Augen öffnete.
George richtete sich in eine sitzende Stellung auf. "Hallo", sagte er.
"Hast du Hunger?"
"Natürlich." Er starrte Omani neugierig an. "Ich bin ständig unter Bewachung gewesen, nicht wahr?"
Omani nickte. "Dauernd. Wir wollten dich mit Antonelli zusammenbringen, damit du deinen Aggressionstrieb befriedigen konntest. Wir waren der Meinung, daß du dann größere Fortschritte machen würdest."
"Ich habe mich geirrt", gab George verlegen zu.
"Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Als du auf dem Flughafen in San Francisco die Anzeigetafel für den Metallurgenwettbewerb anstarrtest, meldete einer unserer Leute die Namen der Teilnehmer. Wir beide hatten uns oft genug über deine Vergangenheit unterhalten, so daß ich die Bedeutung des Namens Trevelyan sofort erfaßte. Du hast dich nach dem kürzesten Weg zu dem Wettkampfort erkundigt; deshalb bestand die Möglichkeit, daß es dort zu der Krise kommen würde, auf die wir gewartet hatten. Folglich wurde Ladislaus Ingenescu in die Halle geschickt."
"Er spielt eine bedeutende Rolle innerhalb der Regierung, nicht wahr?"
"Ja."
"Und trotzdem gab er sich mit mir ab. Das läßt mich auch ein bißchen wichtig erscheinen."
"Du
Das Essen kam. George stürzte sich hungrig darauf. Omani schwieg, bis George fertig war.
Dann sagte George: "Ich bin vorher schon einmal für kurze Zeit aufgewacht."
"Ja, ich weiß", antwortete Omani. "Ich war hier."
"Richtig, jetzt erinnere ich mich wieder. Weißt du, alles war plötzlich verändert. Ich war viel zu müde und erschöpft, um mich von Gefühlen beeinflussen zu lassen. Ich konnte mich nicht einmal ärgern, sondern nur nachdenken. Als ob ich eine Spritze bekommen hätte, die alle Gefühlsregungen lähmte..."
"Du hast keine bekommen", sagte Omani. "Nur ein leichtes Beruhigungsmittel. Aber du hattest dich ausgeruht."
"Jedenfalls fiel mir zum erstenmal ein, was ich auf Novia hatte tun wollen - ich hatte junge Leute mit Hilfe von Büchern unterrichten wollen. Aber dadurch hätte ich nur eine Anstalt für Schwachsinnige ins Leben gerufen... wie hier... und auf der Erde gibt es schon einige davon... zu viele."
Omanis weiße Zähne blitzten auf, als er lächelte. "Institut für Erwachsenenbildung wäre vielleicht ein besserer Name dafür."
"Jetzt sehe ich alles so deutlich, daß ich mich geradezu über meine bisherige Blindheit wundere", fuhr George fort. "Wer erfindet denn eigentlich die neuartigen Geräte, die nur von neu ausgebildeten Technikern bedient werden können? Wer hat zum Beispiel den Beeman-Spektrographen erfunden? Ein Mann namens Beeman, vermute ich, aber er kann nicht auf die übliche Weise erzogen worden sein, denn wie hätte er dann Verbesserungen erfinden können?"
"Genau."
"Oder wer stellt eigentlich Erziehungsbänder her? Speziell für diese Aufgabe geschulte Techniker? Aber wer ist für die Bänder verantwortlich, mit denen
"Richtig, George."
George lehnte sich in die Kissen zurück und starrte Omani beunruhigt an.
"Warum hat man mir das nicht von Anfang an erzählt?"
"Wir hätten es gern getan, um uns einige Mühe zu ersparen", gab Omani bereitwillig zurück. "Wir können zwar feststellen, ob jemand sich für den Beruf eines Architekten oder eines Waldarbeiters eignet, aber die menschliche Erfindungsgabe entzieht sich jeder noch so eingehenden Untersuchung. Wir haben nur ungefähre Anhaltspunkte, mit deren Hilfe wir einzelne Menschen aussondern, denen diese Begabung unter Umständen angeboren ist.