Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

In dem zerstörten Zelt fanden wir einen Tisch, ein Feldbett, einen Schreibtisch und zwei Stühle, alles zerbrochen und zu nichts mehr zu gebrauchen. Die Schublade des Schreibtisches enthielt einige Papiere. Ich hätte viel darum gegeben, sie lesen zu können, doch die Nässe hatte ihnen zu sehr zugesetzt und die Tinte war verlaufen. Außerdem fanden wir eine Kassette aus einem schweren, harten Holz, die nur wenig kleiner war als ein Brotlaib. Der Deckel trug das Familienwappen Alverons, und sie war fest verschlossen.

Sowohl Hespe als auch Marten gaben zu, eine gewisse Erfahrung mit dem Knacken von Schlössern zu haben, und da ich neugierig auf den Inhalt der Kassette war, ließ ich sie gewähren, solange sie das Schloss nicht beschädigten. Sie versuchten es beide, doch vergeblich.

Nachdem Marten zwanzig Minuten an dem Schloss herumgefummelt hatte, warf er die Hände in die Luft. »Ich krieg es nicht hin, wie es geht.« Er streckte sich und stützte die Hände ins Kreuz.

»Dann werde ich mal mein Glück versuchen«, sagte ich. Ich hatte eigentlich gehofft, einer der beiden könnte die Kassette öffnen. Schlösser zu knacken gehört nicht zu den Fähigkeiten, derer sich ein Arkanist rühmen sollte. Es passte auch nicht zu dem Ruf, den ich mir aufzubauen hoffte.

»Im Ernst?« Hespe zog die Augenbrauen hoch. »Du bist ja wirklich ein kleiner Taborlin.«

Ich dachte an die Geschichte, die Marten einige Tage zuvor erzählt hatte. »Natürlich«, lachte ich. Dann rief ich mit meiner besten Taborlin-der-Große-Stimme »Edro!« und schlug mit der Hand auf die Kassette.

Der Deckel sprang auf.

Ich war genauso überrascht wie die anderen, verbarg es aber besser. Offenbar hatte Marten oder Hespe das Schloss bereits geknackt, aber der Deckel klemmte. Wahrscheinlich war das Holz in der tagelangen Feuchtigkeit aufgequollen und hatte sich erst auf meinen Schlag hin gelöst.

Aber das wussten die anderen nicht. Sie starrten mich an, als hätte ich die Kassette soeben vor ihren Augen in Gold verwandelt. Sogar Tempi hatte die Augenbrauen hochgezogen.

»Guter Trick, Taborlin«, sagte Hespe, offenbar unsicher, ob ich mir einen Scherz mit ihnen erlaubte.

Ich entschied mich, nichts zu sagen, und steckte meine behelfsmäßigen Dietriche wieder zurück in eine Tasche meines Mantels. Wenn ich ein Arkanist werden wollte, dann am besten gleich ein berühmter.

Mit großer Geste hob ich den Deckel und blickte hinein. Als Erstes sah ich einen dicken, zusammengefalteten Bogen Papier. Ich nahm ihn heraus.

»Was ist das?«, fragte Dedan.

Ich hielt ihn hoch, damit alle ihn sehen konnten. Es handelte sich um eine sorgfältig gezeichnete Karte der Gegend, auf der nicht nur der genaue Verlauf der Straße, sondern auch Bauernhöfe und Flüsse verzeichnet waren. Im Westen waren die Dörfer Crosson und Fenhill und das Wirtshaus ZUM GÜLDENEN PENNY eingetragen und namentlich beschriftet.

»Und was ist das?«, fragte Dedan und zeigte mit seinem dicken Finger auf ein unbeschriftetes Kreuz tief im Wald südlich der Straße.

»Ich glaube, das ist das Lager«, antwortete Marten. »Direkt an diesem Bach.«

Ich nickte. »Wenn das stimmt, liegt Crosson näher, als ich dachte. Wenn wir von hier geradewegs nach Südosten gehen, sparen wir uns mehr als einen Tagesmarsch.« Ich sah Marten an. »Einverstanden?«

»Lass mich die Karte sehen.« Ich gab sie ihm und er studierte sie aufmerksam. »Sieht so aus«, nickte er. »Ich hätte nicht gedacht, dass wir so tief im Süden sind. Auf dem direkten Weg sparen wir uns mindestens zwei Dutzend Meilen.«

»Das wäre mir sehr recht«, warf Hespe ein und rieb ihr verbundenes Bein. »Oder will einer der Herren mich tragen?«

Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder der Kassette zu. Sie war mit kleinen, fest in Stoff eingewickelten Päckchen gefüllt. Ich nahm eines heraus. Etwas glänzte golden.

Die anderen murmelten ehrfürchtig. Ich überprüfte die restlichen Päckchen. Auch sie enthielten Münzen, alle aus Gold. Die Kassette enthielt grob geschätzt gut zweihundert Royals. Ich hatte noch nie eine solche Münze in der Hand gehabt, wusste aber, dass eine einzige achtzig Bits wert war, fast so viel, wie der Maer mir für die ganze Unternehmung mitgegeben hatte. Kein Wunder, dass er den Banditen unbedingt das Handwerk hatte legen wollen.

Ich überschlug im Kopf einige Zahlen, rechnete den Inhalt der Kassette in eine mir vertrautere Währung um und kam auf über fünfhundert Silbertalente. Davon konnte man ein ganzes Wirtshaus kaufen oder einen Bauernhof mitsamt Vieh und allem Drum und Dran. Oder einen niederen Adelstitel, eine Stellung bei Hof oder ein Offizierspatent.

Ich sah, dass auch die anderen ihre Berechnungen anstellten. »Wie wär’s, wenn wir einen kleinen Teil davon unter uns verteilten?«, fragte Dedan, wenn auch nicht allzu hoffnungsvoll.

Ich zögerte und griff dann in die Kassette. »Wärt ihr mit einem Royal für jeden einverstanden?«

Die anderen schwiegen, während ich ein Päckchen auswickelte. Dedan sah mich ungläubig an. »Meinst du das im Ernst?«

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Андрей Боярский

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