Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

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Er fuhr über ein Hochplateau, und das Plateau lag über den Baumwipfeln, denn die Fichten waren drunten in der Talsenke gepflanzt worden. Es war am frühen Abend desselben Tages, und in der Ebene stachen die ersten Lichter durch die feuchte Dämmerung. Am Horizont schwamm auf dem Bodennebel die Stadt Oxfort, ein akademisches Jerusalem. Die Ansicht von dieser Seite war ihm neu, was sein Gefühl der Unwirklichkeit verstärkte, den Eindruck, daß er nicht nach eigenem Plan steuere, sondern gesteuert werde; daß nicht er selber, sondern ein anderer seine Gedanken lenke. Sein Besuch bei Toby Esterhase hatte sich, bei großzügiger Auslegung, noch innerhalb der Grenzen von Lacons rüder Anweisung bewegt; diese Reise hingegen führte, das wußte er, auf Gedeih oder Verderb ins verbotene Land seiner persönlichen Interessen.

Dennoch sah er keine Alternative und wollte auch keine. Wie ein Archäologe, der im ganzen Leben nicht fündig geworden war, hatte Smiley sich noch einen einzigen letzten Tag erbeten, diesen heutigen.

Anfangs hatte er ständig den Rückspiegel im Auge behalten, beobachtet, daß das wohlvertraute Motorrad ihm folgte, wie Möwen einem Schiff. Aber hinter der letzten Abzweigung war der Mann namens Ferguson nicht gefolgt, und als Smiley anhielt, um die Karte zu studieren, überholte ihn nichts; also hatten sie entweder sein Ziel erraten oder ihrem Mann aus unerforschlichen Verfahrensgründen verboten, die Grafschaft zu verlassen.

Unterwegs fielen ihn von Zeit zu Zeit jähe Skrupel an. Laß sie in Ruhe, dachte er. Er hatte einiges gehört, nicht viel, aber genug, um den Rest zu erraten. Laß sie, laß sie ihren Frieden finden, so gut sie kann. Aber er wußte, daß es nicht seines Amtes war, Frieden zu geben, daß der Kampf, in den er verstrickt war, immer weitergehen mußte, wenn er überhaupt Sinn haben sollte.

Das Hinweisschild des Tierheims war wie ein gemaltes Grinsen: MERRILEE HEISST IHREN LIEBLING WILLKOMMEN! EIER! Ein hingekleckster gelber Hund, der einen Zylinder trug, wies mit der Pfote den Fahrweg entlang; und der Weg, den Smiley nun einschlug, führte so steil bergab, daß die Fahrt einem freien Fall glich. Er passierte einen Leitungsmast und hörte den Wind darin heulen; er fuhr in die Baumpflanzung ein. Zuerst kam das Jungholz, dann schlössen sich die hohen Wipfel über ihm, und er war im Schwarzwald seiner deutschen Kindheit und strebte einem tief verborgenen Innern entgegen. Er schaltete die Scheinwerfer ein, bog um eine enge Kurve, eine zweite und dritte, und da war die Hütte, fast genau so, wie er sie sich vorgestellt hatte - ihre Datscha , wie sie immer gesagt hatte. Früher hatte sie ein Haus in Oxford gehabt und die Datscha als Ausweichstelle. Jetzt war nur die Datscha geblieben, die Städte hatte sie für immer verlassen. Das Häuschen stand auf einer Lichtung aus Baumstümpfen und zertrampelter Erde, hatte eine wackelige Veranda, ein Schindeldach und einen Blechkamin, aus dem Rauch aufstieg. Die Holzverschalung der Wände war schwarz geteert, ein verzinkter Futtertrog blockierte fast den Vordereingang. Auf einem kleinen Rasenfleck stand ein selbstgebastelter Vogeltisch mit genügend Brot für eine ganze Arche Noah, und rings um die Lichtung standen, wie Schreberhäuschen, die Asbestschuppen und Drahtgehege für die Hühner und die unterschiedslos willkommenen Lieblinge.

Karla, dachte er, ausgerechnet hier muß ich nach dir suchen. Er parkte den Wagen, und sofort brach die Hölle los, Hunde winselten herzzerbrechend, und dünne Wände krachten unter dem Anprall verzweifelter Leiber. Er ging auf das Haus zu, die Flaschen im Plastikbeutel schlugen ihm gegen das Bein. Trotz des Getöses hörte er, wie unter seinen Füßen die sechs Stufen der Veranda ächzten. An der Tür hing ein Zettel mit der Aufschrift: »Wenn GESCHLOSSEN, Tiere NICHT hier deponieren.«

Und darunter, offenbar in großer Erregung hinzugefügt: »Keine verdammten Affen.«

Der Klingelzug war ein Eselsschwanz aus Plastik. Er streckte die Hand danach aus, doch die Tür öffnete sich bereits, und eine zarte hübsche Frau blickte ihm aus dem dunklen Innern der Datscha entgegen. Ihre Augen waren scheu und grau, sie besaß jene altmodische englische Schönheit, die einst auch Ann ausgezeichnet hatte: verstehend und ernst. Sie sah ihn und erstarrte. »O Gott«, flüsterte sie, »herrje!«. Dann senkte sie den Blick auf ihre klobigen Schuhe, schob mit dem Finger eine Haarsträhne aus der Stirn, während die Hunde sich hinter ihrem Drahtzaun heiser bellten.

»Entschuldigen Sie, Hilary«, sagte Smiley sehr sanft. »Es dauert nur eine Stunde, Ehrenwort. Mehr will ich nicht. Eine Stunde.« Eine männlich klingende Stimme ließ sich langsam aus dem Dunkel hinter Hilary vernehmen: »Was steht ins Haus, Hils?« grollte die Stimme. »Rüsselkäfer, Wellensittich oder Giraffe?« Der Frage folgte ein dumpfer Ton, als werde ein Stück Stoff über einem Hohlraum bewegt.

»Besuch, Con«, rief Hilary über die Schulter ins Haus und widmete sich dann wieder der Betrachtung ihres derben Schuhwerks.

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