Читаем Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7) полностью

Der Korb mit den Orangen lehnte in labilem Gleichgewicht an seinen Füßen. Wenn du aufstehst, stell den Korb auf die Bank, um deinen Platz zu belegen, hatte der General gesagt. Wenn er aber umfällt? In seiner Phantasie sah er die Orangen übers ganze Deck kullern, sah den offenen gelben Umschlag die Fotos überallhin verstreuen, alles Aufnahmen von Beckie. Der Sekundenzeiger rückte über die Sechs. Er stand auf. Jetzt. Er fror in der Magengegend. Er zog die Jacke hinunter und brachte dadurch unabsichtlich das Holzkreuz seiner Mutter zum Vorschein. Er zog den Reißverschluß hoch. Schlendern. Nirgendwo hinsehen. Den Träumer spielen, hatte der General gesagt. Dein Vater hätte nicht einen Augenblick gezögert, hatte der General gesagt. So wenig, wie du zögern wirst. Behutsam hievte er den Korb auf die Bank, balancierte ihn mit beiden Händen aus und kippte ihn leicht gegen die Rückenlehne, um ihm zusätzlichen Halt zu geben. Dann prüfte er die Standfestigkeit. Und jetzt das Abendblatt. Sollte er es mitnehmen oder liegenlassen? Vielleicht hatte sein Kontakt das Signal noch nicht gesehen? Er hob die Zeitung auf und klemmte sie unter den Arm.

Er ging in die Hauptkabine zurück. Ein zweites Paar war auf dem Weg zum Heck, wahrscheinlich, um Luft zu schnappen, älter, sehr gesetzt. Das erste Paar hatte sexy ausgesehen, selbst von hinten - der kleine Mann, das gutgewachsene Mädchen, beide richtig schmuck. Ein Blick genügte, um zu wissen, daß sie im Bett Spaß aneinander hatten. Das zweite Paar kam ihm wie ein Polizistengespann vor; der junge Mann war überzeugt, daß bei ihnen von Spaß keine Rede sein konnte. Wohin gehen meine Gedanken? fragte er sich verwirrt. Zu meiner Frau Stella, war die Antwort. Zu den langen köstlichen Umarmungen, mit denen es jetzt vielleicht für immer vorbei war. Schlendernd, wie man es ihm anbefohlen hatte, bewegte er sich durch den Gang hin zu der Absperrung, wo der Kapitän saß. Niemanden anzusehen, war leicht; die Passagiere drehten ihm den Rücken zu. Er war soweit nach vorne gegangen, wie es den Fahrgästen erlaubt war. Geh zum Fenster des Kapitäns und bewundere die Aussicht. Bleib genau eine Minute dort. Das Kabinendach war hier niedriger; er mußte sich bücken. Durch die große Windschutzscheibe vorbeiziehende Bäume und Gebäude. Er sah einen Ruderachter vorüberflitzen, gefolgt von einer einsamen blonden Göttin in einem Skiff. Brüste wie eine Statue, dachte er. Der größeren Beiläufigkeit wegen stützte er einen Laufschuh auf die Estrade des Kapitäns. Gebt mir ein Weib, dachte er verzweifelt, als der Augenblick der Entscheidung kam. Gebt mir meine Stella, verschlafen und voll Verlangen im Zwielicht des Morgens. Er legte sein linkes Handgelenk auf die Reling, und sein Blick wich nicht von der Uhr.

»Wir putzen hier keine Schuhe«, grollte der Kapitän.

Hastig zog der Junge seinen Fuß zurück.

Jetzt weiß er, daß ich deutsch spreche, dachte er und fühlte, wie sein Gesicht vor Verlegenheit brannte. Aber sie wissen es ohnehin schon, dachte er dumpf, denn wozu sollte ich sonst eine deutsche Zeitung mit mir herumtragen?

Es war soweit. Schnell richtete er sich wieder zu seiner vollen Größe auf, drehte sich zu rasch um und machte sich auf den Rückweg zu seinem Platz. Die Ermahnung, nicht in die Gesichter zu starren, war jetzt zwecklos, denn die Gesichter starrten auf ihn, voller Mißbilligung über seinen zwei Tage alten Bart, seinen Trainingsanzug und seinen irren Blick. Seine Augen verließen ein Gesicht nur, um auf ein anderes zu treffen. Noch nie in seinem Leben, dachte er, hatte er einen derartigen Chor von Unwillen gesehen. Seine Trainingsbluse hatte sich wieder hochgeschoben und gab einen Strich schwarzen Haars frei. Stella wäscht sie zu heiß, dachte er. Er zog die Jacke wieder hinunter und trat ins Freie, und jetzt trug er sein Holzkreuz wie einen Orden. Nun geschahen zwei Dinge auf einmal. Auf der Bank neben dem Korb sah er die erwartete Kreidemarke. Sie lief knallgelb über zwei Latten und sagte ihm, daß die Übergabe erfolgreich vonstatten gegangen war. Dieser Anblick erfüllte ihn mit einem bisher nie gekannten Glücksgefühl; einer Befriedigung von solcher Vollkommenheit, wie keine Frau sie ihm verschaffen könnte.

Warum muß es so und nicht anders vor sich gehen? hatte er den General gefragt; warum so umständlich?

Weil das Objekt einzigartig auf der Welt ist, hatte der General erwidert. Ein unersetzlicher Schatz. Sein Verlust würde eine Tragödie für die freie Welt sein.

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