Читаем Paganinis Fluch полностью

Er hört das Messer ein zweites Mal durch die Luft fahren und wirft sich zur Seite. Diesmal kommt die Klinge fast senkrecht von oben. Joona stößt mit dem Kopf gegen die Badezimmertür und sieht, dass ein langer Holzspan aus dem Türrahmen geschnitten wird, als das Messer ins Holz eindringt. Joona stolpert und fällt hin, fährt herum, tritt in einem flachen Bogen und trifft etwas, vielleicht den Fußknöchel des Angreifers. Er rollt zur Seite und zieht und entsichert seine Pistole in einer einzigen Bewegung. Die Wohnungstür steht offen, und schnelle Schritte entfernen sich die Treppe hinunter. Joona rappelt sich auf, will den Mann verfolgen, bleibt aber stehen, als er hinter sich ein brummendes Geräusch wahrnimmt. Er begreift sofort, was er hört, und rennt in die Küche. Die Mikrowelle ist eingeschaltet. Es knistert, und hinter der Glasscheibe sieht er dunkle Funken. Die Hähne der vier Brenner des alten Gasherds sind ganz geöffnet, und Gas strömt in den Raum. Erfüllt von dem Gefühl, dass die Zeit eigentümlich zähflüssig geworden ist, stürzt Joona zur Mikrowelle. Der runde Timer tickt eifrig. Das sprühende Geräusch wird lauter. Auf der Glasplatte im Innern des Geräts rotiert eine Sprühdose mit Insektenspray. Joona reißt das Kabel aus der Steckdose, und es wird still. Nur das monotone Rauschen der offenen Gasventile am Herd ist noch zu hören. Joona dreht sie zu. Von dem chemischen Geruch wird ihm übel. Er öffnet das Küchenfenster und betrachtet anschließend die Sprayflasche in der Mikrowelle. Sie ist stark ausgebeult und könnte immer noch bei jeder kleinsten Berührung explodieren.

Joona verlässt die Küche und durchsucht eilig die Wohnung. Die Zimmer sind leer, unangetastet. Intensiver Gasgeruch hängt noch in der Luft.

Im Treppenhaus vor der Tür liegt Erixon mit einer Zigarette im Mund.

»Nicht anzünden«, ruft Joona.

Erixon lächelt und winkt abwehrend mit einer müden Hand.

»Schokoladenzigaretten«, flüstert er.

Erixon hustet schwach, und plötzlich sieht Joona die Blutlache unter ihm.

»Du blutest.«

»Halb so wild«, sagt Erixon. »Ich weiß nicht, wie er es angestellt hat, aber er hat meine Achillessehne durchtrennt.«

Joona ruft einen Krankenwagen. Er setzt sich neben seinen Kollegen. Erixon ist blass, und seine Wangen sind verschwitzt. Ihm scheint schlecht zu sein.

»Er hat zugestochen, ohne stehen zu bleiben, es war … als würde man von einer verdammten Spinne attackiert.«

Es wird still, und Joona denkt an die blitzschnellen Bewegungen hinter der Tür, an die Klinge, die sich mit einer Geschwindigkeit und Zielstrebigkeit bewegt hat, die mit nichts vergleichbar ist, was er jemals zuvor erlebt hat.

»Ist sie da drin?«, keucht Erixon.

»Nein.«

Erixon lächelt erleichtert, wird dann jedoch ernst.

»Trotzdem wollte er den Kasten in die Luft jagen?«, fragt er.

»Wahrscheinlich wollte er Spuren oder Hinweise auf irgendwelche Verbindungen beseitigen.«

Erixon versucht, das Papier von der Zigarette zu schälen, kann sie jedoch nicht festhalten. Er schließt kurz die Augen. Seine Wangen sind inzwischen gräulich weiß.

»Ich gehe mal davon aus, dass du sein Gesicht auch nicht gesehen hast?«, sagt Joona.

»Nein«, antwortet Erixon schwach.

»Aber irgendetwas haben wir gesehen, man sieht immer etwas …«

Spende Boerse

18

Der Brand

Die Rettungssanitäter versichern Erixon ein weiteres Mal, dass sie ihn nicht fallen lassen werden.

»Ich kann gehen«, sagt Erixon und schließt die Augen.

Sein Kinn zittert bei jeder Treppenstufe.

Joona kehrt in Penelope Fernandez’ Wohnung zurück. Er öffnet sämtliche Fenster, bis sich das Gas verflüchtigt hat, und setzt sich auf die bequeme aprikosenfarbene Couch.

Wäre die Wohnung explodiert, hätte man die Sache aller Wahrscheinlichkeit nach als Gasunfall abgeschrieben.

Joona denkt, dass kein Erinnerungsfragment verschwindet, nichts, was man einmal gesehen hat, geht jemals verloren, es kommt nur darauf an, diese Erinnerungen aus der Tiefe aufsteigen zu lassen wie Wrackteile.

Aber was habe ich gesehen?

Er hat nichts gesehen, nur schnelle Bewegungen und eine weiße Messerklinge.

Genau das habe ich gesehen, denkt Joona plötzlich. Ich habe nichts gesehen.

Er sagt sich, dass gerade dieses Fehlen von Beobachtungen sein Gefühl bestätigt, dass sie es mit keinem gewöhnlichen Mörder zu tun haben.

Es handelt sich um einen Berufskiller, einen »trouble-shooter«, einen Profi.

Der Gedanke ist ihm auch vorher schon gekommen, aber nach seiner Begegnung mit dem Mann fühlt er sich endgültig bestätigt.

Er ist sich sicher, dass der Mann, dem er im Flur begegnet ist, identisch ist mit Violas Mörder. Sein Ziel ist es gewesen, Penelope zu töten, die Motorjacht zu versenken und das Ganze wie einen Unfall aussehen zu lassen. Bevor er überrascht wurde, ist er hier nach dem gleichen Muster vorgegangen. Er will unsichtbar bleiben, seine Tat begehen, sie aber vertuschen.

Joona schaut sich langsam um und versucht, seine Beobachtungen zu einem Ganzen zusammenzufügen.

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