Читаем Paganinis Fluch полностью

Claudia Fernandez weint am Telefon, versucht sich zu beherrschen, bittet hastig um Entschuldigung und beendet das Gespräch.

Dem Angelsportladen gegenüber liegt das Haus Sankt Paulsgatan 3, in dem Penelope Fernandez wohnt. Joona geht auf Erixon zu, der vor einem Schaufenster voller Bilder mit japanischen Schriftzeichen und Mangas wartet. In den Regalen des Ladens drängen sich hunderte Hello-Kitty-Puppen mit großen, unschuldigen Gesichtern. Das ganze Geschäft bildet einen verblüffenden, jäh bunten Kontrast zur schmutzig braunen Farbe der Fassade.

»Kleiner Körper, großer Kopf«, sagt Erixon und zeigt auf eine Hello-Kitty-Puppe, als Joona neben ihm stehen bleibt.

»Ganz süß«, murmelt Joona.

»Ich habe da wohl was verwechselt, ich setze auf einen großen Körper und einen kleinen Kopf«, scherzt Erixon.

Joona schenkt ihm ein Lächeln und öffnet die breite Eingangstür für ihn. Sie steigen die Treppe hinauf und betrachten die Namensschilder, die leuchtenden Schalter für die Flurbeleuchtung und die verschlossenen Müllschlucker. In dem Treppenhaus riecht es nach Staub und Schmierseife. Erixon stützt sich so auf den blank gewetzten Handlauf, dass die Schrauben und Verankerungen knirschen, während er Joona keuchend folgt. Sie erreichen die dritte Etage und sehen sich an. Erixons Gesicht zittert vor Anstrengung, er nickt und wischt sich den Schweiß aus der Stirn, während er Joona entschuldigend zuflüstert:

»Bedauere.«

»Es ist schwül heute«, sagt Joona.

An der Klingel finden sich einige Aufkleber, ein Anti-Atomenergie-Symbol, das Fair-Trade-Logo und ein Peace-Zeichen. Joona wirft Erixon einen kurzen Blick zu, und seine grauen Augen werden schmaler, als er ein Ohr an die Tür legt und lauscht.

»Was ist?«, flüstert Erixon.

Joona klingelt und horcht. Er wartet einen Moment und zieht dann ein Etui aus der Innentasche seines Mantels.

»Es war vielleicht gar nichts«, sagt er und öffnet mit seinem Dietrich behutsam das simple Schloss.

Joona öffnet die Tür, scheint es sich dann jedoch anders zu überlegen und schließt sie wieder. Er weist Erixon mit Gesten an, zu bleiben, wo er ist, ohne eigentlich zu wissen, warum er dies tut. Auf der Straße ertönt die Melodie eines Eiswagens. Erixon wirkt besorgt, er streicht sich mit der Hand unter dem Kinn entlang. Joonas Arme bekommen eine Gänsehaut. Doch schließlich öffnet er mit entspannter Ruhe die Tür und tritt ein. Tageszeitungen, Reklame und ein Brief von der Linkspartei liegen im Wohnungsflur auf dem Boden. Die Luft steht, riecht schlecht. Vor dem Kleiderschrank hängt ein Samtvorhang.

Es rauscht tief unten in den Leitungen und tickt anschließend schnell in der Wand.

Joona weiß nicht, warum seine Hand zur Dienstwaffe im Halfter wandert. Er berührt sie unter seinem Jackett mit den Fingerspitzen, lässt sie dann jedoch stecken. Sein Blick schweift über den blutroten Vorhang und anschließend zur Küchentür. Er atmet verhalten und versucht, durch die geriffelte Glasscheibe und die Glastür zum Wohnzimmer zu sehen.

Joona machte einen Schritt nach vorn, würde die Wohnung im Grunde aber lieber verlassen, denn sein Instinkt sagt ihm, dass er besser Verstärkung anfordern sollte. Hinter dem geriffelten Glas entsteht ein Schatten. Ein Windspiel aus kleinen, herabhängenden Messingstäben schaukelt, ohne zu erklingen. Joona sieht Staubkörner in der Luft die Richtung wechseln, einer neuen Luftbewegung folgen.

Er ist nicht allein in Penelopes Wohnung.

Joonas Herz schlägt schneller. Jemand bewegt sich durch die Zimmer. Er spürt es und wendet den Blick der Küchentür zu.

Dann geht alles sehr schnell. Der Holzboden knarrt. Man hört ein rhythmisches Geräusch, ein schnelles, leises Klicken. Die Tür zur Küche steht halb offen. Joona sieht die Bewegung zuerst im Spalt an den Türangeln. Er presst sich wie in einem Eisenbahntunnel an die Wand. Jemand bewegt sich geschmeidig durch die Dunkelheit des langen Flurs. Ein Rücken, eine Schulter, ein Arm. Die Gestalt nähert sich schnell und fährt herum. Joona sieht das Messer nur kurz, als weiße Zunge. Es schießt von schräg unten wie ein Projektil nach oben. Der Winkel ist so überraschend, dass ihm keine Zeit mehr bleibt, die Klinge abzuwehren. Das scharfe Messer durchschneidet seine Kleider, und seine Spitze trifft Joonas Dienstwaffe. Joona schlägt nach dem Unbekannten, verfehlt ihn jedoch.

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