Читаем Paganinis Fluch полностью

Plötzlich klingelt es an der Tür.

Penelope zuckt zusammen, ihr Herz schlägt schnell und fest.

Sie geht zum Monitor und drückt den Knopf der Türsprechanlage. Die Polizistin in der Schleuse blickt in die Kamera hinauf und teilt mit, dass ihre Mutter gekommen ist.

»Penny, Penny?«, fragt ihre Mutter besorgt hinter der Wache.

Penelope dreht am Türknauf, hört den Mechanismus mit einem Klicken reagieren und öffnet die schwere Stahltür.

»Mama«, sagt sie in dem Gefühl, dass ihre Stimme nicht die kompakte Stille übertönen kann, die in der Wohnung herrscht.

Sie lässt ihre Mutter herein, schließt und verriegelt die Tür, bleibt dann jedoch an ihr stehen, presst die Lippen zusammen und spürt, dass sie anfängt zu zittern, zwingt sich jedoch, jede Gefühlsregung aus ihrem Gesicht zu verbannen.

Sie sieht ihre Mutter nur flüchtig an, wagt es nicht, ihrem Blick zu begegnen. Sie weiß, dass sie ihr vorwerfen wird, ihre Schwester nicht beschützt zu haben.

Claudia Fernandez macht ein paar vorsichtige Schritte in den Flur hinein und sieht sich abwartend um.

»Kümmert man sich um dich, Penny?«, fragt sie.

»Mir geht es gut.«

»Aber sie müssen dich beschützen.«

»Das tun sie, hier bin ich sicher.«

»Das ist das Einzige, was zählt«, sagt Claudia fast lautlos.

Penelope versucht, die Tränen herunterzuschlucken. Ihr Hals spannt sich schmerzhaft an.

»Es gibt so viel zu erledigen«, fährt ihre Mutter fort und wendet das Gesicht ab. »Ich … ich kann nicht fassen, ich kann es einfach nicht fassen, dass ich Violas Beerdigung planen muss.«

Penelope nickt sachte. Plötzlich streckt ihre Mutter die Hand aus und berührt sanft ihre Wange. Penelope zuckt unwillkürlich zusammen, und ihre Mutter zieht hastig ihre Hand zurück.

»Sie sagen, dass es bald vorbei sein wird«, erklärt Penelope. »Die Polizei will diesen Mann fassen … der … Viola und Björn umgebracht hat.«

Claudia Fernandez nickt und wendet sich ihrer Tochter zu. Ihr Gesicht ist schutzlos. Erstaunt sieht Penelope, dass ihre Mutter lächelt.

»Welch ein Glück, dass du lebst«, sagt Claudia Fernandez. »Welch ein Glück, dass ich dich habe, das ist das Einzige, was zählt, das Einzige …«

»Mama.«

»Mein kleines Mädchen.«

Claudia streckt erneut ihre Hand aus, und diesmal zuckt Penelope nicht zurück.

Spende Boerse

77

Der Einsatz

Im Erker einer Wohnung im dritten Stock in der Nybrogatan 4a sitzt Einsatzleiterin Jenny Göransson und wartet. Die Stunden vergehen, aber niemand meldet etwas. Alles ist ruhig. Sie blickt auf den Platz hinunter, zum Dach über Penelopes Wohnung hinüber, zum Dach von Sibyllegatan 27, von wo einige Tauben auffliegen.

Dort ist Sonny Jansson postiert. Wahrscheinlich hat er sich bewegt und so die Vögel aufgeschreckt.

Jenny nimmt Kontakt zu ihm auf, und er bestätigt, dass er seine Position gewechselt hat, um in eine Wohnung hineinsehen zu können.

»Ich dachte, ich hätte eine Schlägerei gesehen, aber sie spielen nur Wii und stehen fuchtelnd vor dem Fernseher.«

»Zurückkehren«, bemerkt Jenny trocken.

Sie greift nach ihrem Fernglas und sucht erneut das dunkle Gelände zwischen Kiosk und Ulme ab, das sie als unsichere Zone betrachtet.

Blomberg, der braune Joggingkleidung trägt und die Sibyllegatan hinaufläuft, meldet sich bei ihr.

»Ich sehe etwas auf dem Friedhof«, sagt er.

»Was sehen Sie?«

»Jemand bewegt sich zwischen den Bäumen, ungefähr zehn Meter vom Zaun zur Storgatan entfernt.«

»Sehen Sie nach, Blomberg, aber seien Sie vorsichtig«, sagt sie.

Er läuft an der Pferdetreppe vorbei, die vor der Fassade des Militärmuseums steht, und begibt sich langsam auf das Friedhofsgelände. Die Sommernacht ist lau und üppig grün. Lautlos geht er neben dem Kiesweg über das Gras, überlegt, dass er bald irgendwo stehen bleiben und vermeintlich Dehnübungen machen könnte, schleicht aber weiter. Es raschelt leise zwischen den Blättern. Der helle Himmel wird von Ästen verdeckt, und zwischen den Grabsteinen ist es dunkel. Plötzlich sieht er, nahe dem Erdboden, ein Gesicht. Es ist eine Frau Anfang zwanzig. Sie hat kurze, rot gefärbte Haare, und ihr olivgrüner Rucksack liegt neben ihrem Kopf. Sie lächelt glücklich, während eine zweite Frau ihr lachend das T-Shirt auszieht und anfängt, ihre Brüste zu küssen.

Blomberg zieht sich vorsichtig zurück, ehe er Jenny Göransson Bericht erstattet:

»Falscher Alarm, ein Liebespaar.«

Drei Stunden sind vergangen, Blomberg schaudert, es wird allmählich kühl, der Tau tritt aus dem Boden, und die Temperatur fällt. Er umrundet den kurvigen Kiesweg und steht plötzlich vor einer Frau mittleren Alters mit verlebten Gesichtszügen. Sie scheint sehr betrunken zu sein, steht mit zwei Pudeln an der Leine wankend vor ihm. Die Hunde schnüffeln eifrig, wollen weiter, aber sie reißt die Tiere wütend zurück.

Am Rand des Friedhofs geht eine Frau vorbei, die wie eine Stewardess gekleidet ist, die Räder ihrer marineblauen Kabinentasche rattern über den Asphalt. Sie wirft Blomberg einen teilnahmslosen Blick zu, und er scheint sie nicht einmal zu bemerken, obwohl sie seit mehr als sieben Jahren Kollegen sind.

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