Читаем Paganinis Fluch полностью

Sie schweigen alle und betrachten den kleinen Jungen aus Bronze, Stockholms kleinstes öffentliches Kunstwerk. Joona lehnt sich vor und tätschelt seinen blanken Kopf. Nach einem ganzen Tag in der Sonne strahlt das Metall Körperwärme ab.

»Sie sind zur Stunde dabei, den Frachter im Hafen von Göteborg zu beladen«, sagt Axel Riessen leise.

»Das habe ich schon verstanden«, meint Saga. »Aber ohne Ausfuhrgenehmigung …«

»Diese Munition wird Schweden niemals verlassen«, konstatiert Axel.

»Sie haben gesagt, es wird von Ihnen erwartet, dass Sie die Ausfuhrgenehmigung heute noch unterzeichnen«, sagt Joona. »Können Sie das irgendwie hinauszögern? Es ist für unsere Ermittlungen sehr wichtig, dass Sie denen keinen Bescheid geben.«

»Sie werden nicht Däumchen drehen und warten.«

»Sagen Sie ihnen, Sie wären noch nicht ganz durch«, schlägt Joona vor.

»Okay, aber das wird schwierig. Das Geschäft hat sich meinetwegen bereits verzögert, aber gut, ich werde es versuchen«, erwidert Axel Riessen.

»Es geht mir dabei nicht nur um unsere Ermittlungen, sondern auch um Ihre Sicherheit«, sagt Joona.

Axel lächelt.

»Sie meinen, die könnten mir drohen?«

Joona erwidert das Lächeln.

»Solange diese Leute von einer positiven Entscheidung ausgehen, besteht keine Gefahr«, antwortet er. »Aber wenn Sie Nein sagen, werden einige Menschen immense Investitionen verlieren. Ich habe keine Ahnung, wie viel Schmiergelder in Kenia geflossen sind, um dort dafür zu sorgen, dass die richtigen Leute beide Augen zudrücken.«

»Ich werde meine Unterschrift nicht ewig hinauszögern können, Pontus Salman versucht schon den ganzen Tag, mich zu erreichen. Diese Leute kennen die Branche, die lassen sich nicht hinters Licht führen«, sagt Axel Riessen, und im selben Moment klingelt sein Handy.

Er wirft einen kurzen Blick auf das Display und erstarrt.

»Ich glaube, das ist wieder Pontus Salman …«

»Gehen Sie ran«, sagt Joona.

»Okay«, erwidert Axel und meldet sich.

»Ich habe schon mehrfach versucht, Sie zu erreichen«, sagt Salman mit seiner schleppenden Stimme. »Sie wissen doch … das Containerschiff ist beladen, und es kostet Geld, länger als geplant im Hafen zu liegen, der Reeder hat versucht, Sie zu erreichen, er scheint noch keine Ausfuhrgenehmigung bekommen zu haben.«

»Es tut mir sehr leid«, erwidert Axel und sieht Joona und Saga an. »Ich habe leider keine Zeit gehabt, die letzten Unterlagen zu bearbeiten, um …«

»Ich habe mit der Kanzlei des Premierministers gesprochen, Sie wollten doch heute unterschreiben.«

Axel zögert, seine Gedanken gehen in verschiedene Richtungen, am liebsten würde er das Gespräch abbrechen, stattdessen räuspert er sich jedoch leise, entschuldigt sich und lügt.

»Ein anderes Geschäft ist dazwischengekommen.«

Axel hört den falschen Klang in seiner Stimme, die Antwort kam ein wenig zu spät. Er war kurz davor, die Wahrheit zu sagen, dass es keine Ausfuhrgenehmigung geben wird, weil die Munition nach Darfur geschmuggelt werden soll.

»Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass die Angelegenheit spätestens heute erledigt sein würde«, erklärt Salman, ohne seinen Ärger zu verbergen.

»Sie sind ein Risiko eingegangen«, sagt Axel.

»Wie meinen Sie das?«

»Ohne Ausfuhrgenehmigung wird es keinen Export …«

»Aber wir haben doch … Entschuldigen Sie.«

»Sie haben die Erlaubnis bekommen, die Munition herzustellen, Sie haben einen positiven vorläufigen Bescheid erhalten, und ich habe wohlwollend reagiert, aber das ist auch alles.«

»Es steht viel auf dem Spiel«, sagt Salman gefügiger. »Kann ich dem Reeder irgendetwas ausrichten? Können Sie in etwa abschätzen, wie lange es noch dauern wird? Er muss wissen, wie lange sein Schiff noch im Hafen liegen muss, es geht um die ganze Logistik.«

»Ich stehe dem Export nach wie vor positiv gegenüber, werde aber alles noch ein letztes Mal durchsehen und Ihnen danach Bescheid geben«, sagt Axel.

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75

Köder

Saga Bauer ist in der Turnhalle der Polizei fünfzig Minuten Seil gesprungen, als ein besorgter Kollege zu ihr kommt und sie fragt, wie es ihr geht. Ihr Gesicht ist schweißgebadet und verbissen, aber ihre Füße tanzen scheinbar unbeeindruckt von dem schnellen, vorübersausenden Seil.

»Du bist zu hart gegen dich selbst«, sagt der Mann.

»Nein«, widerspricht sie und springt weiter mit zusammengepressten Kiefern.

Fünfundzwanzig Minuten später kommt Joona Linna in die Turnhalle, geht zu ihr und setzt sich auf eine schräge Hantelbank.

»Was für eine Scheiße«, sagt sie und springt weiter. »Sie werden Darfur mit Munition vollpumpen, und wir können nichts dagegen tun.«

»Jedenfalls wissen wir jetzt, worum es geht«, erwidert Joona. »Wir wissen, dass sie den Umweg über Kenia nehmen wollen und …«

»Aber was zum Teufel sollen wir tun?«, fragt sie, während sie weiterspringt. »Diesen Dreckskerl Pontus Salman zu einer Vernehmung einbestellen? Wegen Raphael Guidi Europol einschalten?«

»Wir haben nach wie vor keine Beweise.«

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