»Die Leute oben leiden immer«, antwortete Zebuiah. »Es gibt nichts, was
Er drehte sich um und schlug die klapprige Tür beim Hinausgehen hinter sich zu.
Tika starrte dem Mann unsicher nach, fragte sich, ob sie ihm nicht nachlaufen und ihn festhalten sollte. Er war offenbar ihre einzige Verbindung zu der Welt
»Tika…«
»Caramon!« Zebuiah vergessend, lief Tika zu dem Krieger, der gerade versuchte, sich aufzurichten.
»Wo im Namen der Hölle sind wir?« fragte er und sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. »Was ist passiert? Das Schiff…«
»Ich… ich weiß es nicht genau«, stammelte Tika. »Fühlst du dich kräftig genug, um zu sitzen? Vielleicht solltest du lieber liegen…«
»Mir geht es gut«, schnappte Caramon. Als sie vor seiner Grobheit zusammenzuckte, streckte er seine Arme aus und zog sie an sich. »Es tut mir leid, Tika. Verzeih mir. Es ist nur… ich…« Er schüttelte den Kopf.
»Ich verstehe«, sagte Tika leise. Sie legte ihren Kopf an seine Brust und erzählte ihm von Zebuiah und den Meer-Elfen. Caramon hörte zu, blinzelte verwirrt, während er langsam die Neuigkeiten verdaute. Mit finsterem Blick sah er zur Tür.
»Ich wünschte, ich wäre wach gewesen«, murmelte er. »Dieser Zebuiah kennt mit großer Wahrscheinlichkeit den Weg nach oben. Ich hätte ihn schon dazu gebracht, ihn uns zu zeigen.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Tika zweifelnd. »Er ist ein Zauberkundiger wie…« Sie brach eilig ab. Als sie den Schmerz in Caramons Gesicht sah, schmiegte sie sich enger an ihn und streichelte sein Gesicht.
»Weißt du, Caramon«, sagte sie leise, »irgendwie hat er recht. Wir
Tika verstummte. Sie spürte Caramons Arme um ihren Körper. Seine Lippen fuhren über ihr Haar. Ihre Liebe zu ihm wallte in ihr auf, ließ ihr Herz vor Schmerz und Verlangen fast stillstehen. Schnell schlang sie ihre Arme um ihn, hielt ihn fest, spürte sein Herz gegen ihr Herz schlagen.
»O Caramon!« flüsterte sie atemlos. »Laß uns glücklich sein! Bitte! Ich… ich weiß, daß wir irgendwann gehen müssen. Wir müssen die anderen finden und zu der Welt nach oben zurückkehren. Aber jetzt, laß uns allein sein – nur du und ich!«
»Tika!« Caramon umklammerte sie, drückte sie an sich, als ob er ihre Körper zu einem verschmelzen wollte, zu einem einzigen Lebewesen. »Tika, ich liebe dich! Ich… ich habe dir schon einmal gesagt, daß ich erst mit dir Zusammensein kann, wenn ich mich völlig dir hingeben kann. Ich kann es nicht noch nicht.«
»Doch, du kannst!« sagte Tika heftig. Sie schob sich von ihm fort und sah ihm in die Augen. »Raistlin ist nicht mehr da, Caramon! Du kannst jetzt dein eigenes Leben führen!«
Caramon schüttelte sanft den Kopf. »Raistlin ist immer noch ein Teil von mir. Er wird es immer sein, so wie ich immer ein Teil von ihm sein werde. Kannst du das verstehen?«
Nein, sie konnte es nicht, aber sie nickte trotzdem, ließ ihren Kopf hängen.
Lächelnd holte Caramon Luft. Dann legte er seine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf. Ihre Augen sind wunderschön, dachte er. Grün, mit braunen Pünktchen. Jetzt schimmerten sie von Tränen. Ihre Haut war gebräunt, und sie hatte mehr Sommersprossen als sonst, und sie waren ihr lästig. Tika würde sieben Jahre ihres Lebens für eine makellose Haut, wie Laurana sie hatte, geben. Aber Caramon liebte jede Sommersprosse, er liebte ihr krauses, lockiges rotes Haar.
Tika sah die Liebe in seinen Augen. Sie hielt den Atem an. Er zog sie näher zu sich. Sein Herz klopfte schneller, als er flüsterte: »Ich gebe dir alles, was ich von mir geben kann, Tika, wenn du dich damit zufrieden gibst. Ich wünschte um deinetwillen, es wäre mehr.«
»Ich liebe dich!« sagte sie nur und umarmte ihn.
Er wollte sichergehen, daß sie verstanden hatte. »Tika…«, begann er.
»Pst, Caramon…«
15
Apoletta
Nach einer langen Verfolgungsjagd durch die Straßen einer Stadt, deren zerfallende Schönheit für Tanis ein Greuel war, betraten sie einen der Paläste im Zentrum. Sie liefen durch einen ausgestorbenen Garten und einen Korridor, bogen um eine Ecke und blieben stehen. Der rotgekleidete Mann war nirgendwo zu sehen.
»Stufen!« sagte Flußwind plötzlich. Tanis sah, daß sie oben auf einer Marmortreppe standen, die steil abfiel. Darum also hatten sie den Mann aus den Augen verloren. Weiter unten konnten sie wieder die rote Robe flattern sehen.