»Ich glaube dir nicht!« knurrte Flint. »Tanis würde niemals zulassen, daß Kitiara so etwas tut…«
»Oh, da hast du recht, Zwerg«, erwiderte Bakaris, der schnell erkannte, daß er zu weit gegangen war. »Er weiß nichts davon. Die Finstere Herrin schickte ihn vor Wochen nach Neraka, um unsere Audienz bei der Königin vorzubereiten.«
»Weißt du, Flint«, sagte Tolpan gewichtig. »Tanis
Bakaris blickte Tolpan wütend an. Dem Kommandanten gefiel es nicht, daran erinnert zu werden, wie Kitiara wirklich zu dem Halb-Elfen stand.
»Der Kender soll seinen Mund halten, General«, knurrte Bakaris, »oder der Lindwurm kann sich um ihn kümmern. Zwei Geiseln würden der Finsteren Herrin gewiß ausreichen…«
»Es ist also eine Falle«, stellte Laurana leise fest und sah sich benommen um. »Tanis liegt nicht im Sterben… er ist nicht einmal da! War ich ein Idiot…«
»Wir gehen nirgendwohin mit dir!« fiel Flint ein.
Bakaris musterte ihn kühl. »Hast du jemals beobachtet, wie ein geflügelter Lindwurm jemanden zu Tode sticht?«
»Nein«, sagte Tolpan interessiert, »aber ich habe mal einen Skorpion gesehen. Ist es so ähnlich? Nicht, daß ich es ausprobieren möchte, falls du nichts dagegen hast«, stammelte der Kender, als er Bakaris’ Gesicht sich verfinstern sah.
»Die Wachen auf den Stadtmauern können zwar deine Schreie hören«, erklärte Bakaris Laurana, die ihn anstarrte, als ob er in einer Fremdsprache reden würde. »Aber bis dahin wäre es zu spät.«
»War ich ein Idiot«, wiederholte Laurana leise.
»Sag ein Wort, Laurana!« drängte Flint dickköpfig. »Wir werden kämpfen…«
»Nein«, sagte sie mit kläglicher Stimme. »Nein. Ich werde nicht euer Leben aufs Spiel setzen. Es war meine Dummheit. Bakaris, nimm mich. Laß meine Freunde gehen…«
»Genug davon!« rief Bakaris ungeduldig. »Ich werde niemanden gehen lassen!« Er bestieg einen Lindwurm und streckte seine Hand Laurana entgegen. »Wir haben nur zwei Tiere.«
Mit ausdruckslosem Gesicht nahm Laurana Bakaris’ Hilfe an und bestieg den geflügelten Drachen. Er legte seinen gesunden Arm um sie und drückte sie grinsend an sich.
Bei seiner Berührung gewann Lauranas Gesicht wieder etwas Farbe. Wütend versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien.
»So bist du aber sicherer, General«, flüsterte Bakaris in ihr Ohr. »Ich möchte auf keinen Fall, daß du herunterfällst.«
Laurana biß sich auf die Lippe, starrte nach vorn und zwang sich, nicht zu weinen.
»Riechen diese Kreaturen
»Paß auf den Schwanz auf«, unterbrach Bakaris kühl. »Der geflügelte Drache tötet im allgemeinen nicht ohne meinen Befehl, aber sie sind sehr reizbar. Schon kleine Dinge können sie sehr aufregen.«
»Oh.« Tolpan schluckte. »Ich wollte bestimmt nicht beleidigend sein. In der Tat vermute ich, daß man sich an den Geruch gewöhnen kann, nach einer Weile…«
Auf ein Signal von Bakaris spreizten die Lindwürmer ihre ledernen Flügel aus und erhoben sich, nicht an Last gewöhnt, langsam in die Luft. Flint hielt sich an Tolpan fest und hielt ein Auge auf Laurana, die mit Bakaris vor ihnen flog. Gelegentlich sah der Zwerg, wie sich Bakaris näher zu Laurana beugte und Laurana Abstand zu halten versuchte. Das Gesicht des Zwerges wurde grimmig.
»Dieser Bakaris hat nichts Gutes im Sinn!« murmelte der Zwerg zu Tolpan.
»Was?« fragte Tolpan und drehte sich um.
»Ich sagte, dieser Bakaris hat nichts Gutes im Sinn!« schrie der Zwerg. »Und ich wette, daß das etwas anderes ist, als seine Befehle zu befolgen. Dieser Gakhan war überhaupt nicht erfreut, weggeschickt zu werden.«
»Was?« gellte Tolpan. »Ich verstehe nichts! Dieser Wind…«
»Ach, macht nichts!« Dem Zwerg wurde plötzlich schwindelig. Er konnte kaum atmen. Um sich abzulenken, starrte er düster auf die Baumspitzen, die mit der aufgehenden Sonne aus den Schatten hervortraten.