»Berem!« Maquesta stand auf dem Vorderdeck und starrte auf ihren Steuermann.
»Berem, ich rede mit dir. Sturm kommt auf. Ich will, daß das Schiff befestigt wird. Was machst du denn? Stehst hier nun und starrst auf das Meer. Übst du gerade Denkmal? Beweg dich, du Trottel! Statuen kriegen bei mir keine guten Löhne!«
Berem zuckte zusammen. Er erblaßte und wand sich vor Maquesta auf solch erbärmliche Weise, daß die Kapitänin der
Mehr ist er auch nicht, erinnerte sie sich müde. Obwohl er fünfzig oder sechzig Jahre alt sein mußte, obwohl er einer der besten Steuermänner war, die sie kennengelernt hatte, war er geistig gesehen noch ein Kind.
»Es tut mir leid, Berem«, sagte Maque seufzend. »Ich meinte es nicht so. Es ist nur der Sturm… Es macht mich nervös. Sieh mich nicht so an. Wie sehr ich mir wünschte, daß du sprechen könntest! Ich wünschte, ich wüßte, was in deinem Kopf vorgeht – wenn da irgend etwas ist! Nun gut, vergiß es. Erledige deine Aufgaben, dann geh nach unten.«
Berem lächelte sie an – das einfache, unschuldige Lächeln eines Kindes. Maquesta lächelte kopfschüttelnd zurück. Dann eilte sie weg, ihre Gedanken waren bei den Vorbereitungen, ihr geliebtes Schiff den Sturm gut überstehen zu lassen. Aus den Augenwinkeln sah sie Berem nach unten schlurfen, dann vergaß sie ihn prompt, als ihr Erster Offizier an Bord kam und ihr mitteilte, daß er den größten Teil der Mannschaft gefunden habe, von der ein Drittel so betrunken sei, daß sie nicht zu gebrauchen seien…
Berem lag in einer Hängematte auf dem Mannschaftsdeck der
»Sieh mal, Berem. Da ist ein Weg… Wie seltsam. In all den Jahren, die wir in diesem Wald jagen, haben wir ihn noch nie gesehen.«
»Das ist gar nicht so seltsam. Das Feuer hat einen Teil des Gebüsches niedergebrannt. Das ist alles. Vielleicht nur ein Tierpfad.«
»Dann laß uns ihm folgen. Wenn es ein Tierpfad ist, stoßen wir vielleicht auf einen Hirsch. Wir sind schon den ganzen Tag unterwegs und haben noch nichts erlegt. Ich möchte nicht mit leeren Händen nach Hause kommen.«
Ohne meine Antwort abzuwarten, geht sie auf den Pfad zu. Schulterzuckend folge ich ihr. Es ist angenehm, draußen zu sein – der erste warme Tag seit dem bitterkalten Winter. Die Sonne wärmt meinen Hals und meine Schultern. Man kann sich mühelos durch den vom Feuer zerstörten Wald bewegen. Keine Schlingpflanzen, die nach einem schnappen. Kein Gestrüpp, das an den Kleidern reißt. Wahrscheinlich Blitze während jenes Unwetters im vergangenen Herbst…
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Flucht aus der Dunkelheit in die Dunkelheit