Читаем Die Töchter des Drachen полностью

Sie hatte sich bisher niemals Gedanken über die Bedeutung des Wortes Hafen gemacht; irgendwie hatten sich die beiden Vorstellungen, daß Schelfheim am Schlund lag und daß Wasser prinzipiell das Bestreben hatte, bergab zu fließen, in Tallys Bewußtsein nicht zu der Unmöglichkeit vereint, die sie darstellten. Bis jetzt. Unter ihnen lag der Fluß, ein glitzerndes, eine halbe Meile breites Band, das wie mit einem ungeheuerlichen Lineal gezogen gerade nach Westen verlief, bis es sich im Häusermeer der Stadt verlor. Ein halbes Dutzend gewaltiger Brücken überspannte den Fluß. Seine Ufer waren gemauert, schräg abfallende, grünverkrustete Dämme, unter denen das Wasser mit unglaublicher Geschwindigkeit dahinschoß. Das dumpfe Donnern und Dröhnen, das sie hörte, überraschte sie jetzt nicht mehr, denn sie blickte geradewegs in den gigantischsten Wasserfall, den sie jemals gesehen hatte.

Sie waren dem Schlund jetzt sehr nahe, und eine Viertelmeile unter ihnen schoß das Wasser des Flusses schäumend und und donnernd ins Nichts, ein brüllender Strom, der mit der Geschwindigkeit eines Pfeiles in die große Leere hinausraste und zu weißglitzerndem Schaum wurde, ehe er seinen meilentiefen Sturz begann. Der Boden unter den Füßen ihres Reittieres zitterte jetzt wirklich, und die Luft war so voller Feuchtigkeit, daß ihre Kleider schon nach Augenblicken dunkel und schwer zu werden begannen. Wasser sammelte sich in winzigen glitzernden Tröpfchen auf dem Chitinpanzer des Trägers.

Tally bemerkte es nicht einmal. Wie gebannt starrte sie auf das unglaubliche Bild, das sich ihr bot.

Der Fluß hatte sich im Laufe der Jahrhunderttausende ein Stückweit ins Land hineingefressen, so daß der Wasserfall praktisch innerhalb der Stadt lag. Die Glocke aus sprühender Gischt mußte eine halbe Meile hoch sein, ein Bereich immerwährender Feuchtigkeit und nie endenden, entsetzlichen Lärms, in dem trotzdem Häuser und Straßen entstanden waren, von denen sich manche bis auf wenige Schritte an den Rand des Abgrundes herangetastet hatten.

Tally schauderte. Ein Gefühl eisiger Kälte durchflutete sie, und ganz plötzlich hatte sie Angst, panische Angst. Es war das erste Mal, daß sie den Schlund sah, wirklich sah, so nahe, daß sie nur noch wenige hundert Schritte hätte tun müssen, um ihn zu erreichen. Und obwohl ihr Leben in den letzten vierzehn Monaten keinem anderen Ziel mehr gedient hatte als genau diesen Schlund zu erreichen, entsetzte sie sein Anblick zutiefst. Vor ihr lag der Rand der Welt, das große Nichts, die Leere, aus der alles Leben kam und in die es zurückkehrte, ein Abgrund, Meilen um Meilen um Meilen tief, und mit nichts anderem als nichts gefüllt. Wo Land sein sollte, erstreckte sich eine ungeheuerliche, blaugrün gemusterte Einöde, so entsetzlich, so unbeschreiblich tief unter der Klippe liegend, daß selbst das Wasser Stunden brauchen mußte, es in seinem Sturz zu erreichen.

Für einen ganz kurzen Moment war Tally sicher, daß Maya gelogen hatte. Es war unmöglich, daß dort unten irgend etwas existierte, und wenn, war es noch unmöglicher, daß irgend etwas den Weg hinauf aus dieser Tiefe schaffte. Nicht einmal ein Drache.

Dann bewegte sich der Träger in eine weitere Gasse hinein, und mit dem unmittelbaren Anblick des Schlundes verschwand auch die Angst, mit dem er sie erfüllt hatte. Tally atmete hörbar auf. Der feine Sprühregen des Wasserfalles hatte sie bis auf die Haut durchnäßt, und plötzlich spürte sie, wie kalt es geworden war. Sie zitterte am ganzen Leib. Aber sie versuchte tapfer, sich einzureden, daß es wirklich nur an der Kälte und der alles durchdringenden Feuchtigkeit lag. Mit aller Macht kämpfte sie ihre Furcht nieder und versuchte, sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren.

Sie näherten sich jetzt dem eigentlichen Hafen, einem komplizierten System hintereinandergestaffelter riesiger Becken, deren Staumauern die Strömung des Flusses schrittweise brachen, bis sie weit genug gebändigt war, nicht jedes Schiff wie ein Spielzeug zu zermalmen. Trotzdem waren die Schiffe, die auf den Wellen schaukelten, mit gewaltigen Ketten und Tauen gesichert. Die gemauerten Ufer waren hier mit einem komplizierten System aus stacheligen Rädern und Ketten übersät, das sich so weit in den Westen zog, wie Tally sehen konnte.

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Андрей Боярский

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