Читаем Die Töchter des Drachen полностью

Tally konnte ihn gut verstehen. Was sie sah, erschreckte die Frau in ihr, und es ließ die Kriegerin vorsichtiger werden. Die Häuser waren hier allesamt alt und grau und so schmutzig, daß der Slam dagegen wie eine gepflegte Parklandschaft wirken mußte, und manche Straßen waren so mit Abfällen übersät, daß sie über Berge von Müll und Unrat steigen mußten, wollten sie nicht große Umwege in Kauf nehmen. Es gab fast ebensoviele Ratten wie Menschen – und beinahe keine Frauen.

Es dauerte eine Weile, bis Tally dieser Umstand auffiel, und eigentlich waren es auch eher die teils verwunderten, teils aber auch eindeutig gierigen Blicke, die ihr folgten, die sie überhaupt darauf aufmerksam werden ließ, daß hier fast nur Männer zu sehen waren. Von den beiden einzigen Frauen, die ihnen in den gut zwei Stunden ihres Marsches begegnete, war die eine uralt, eine Greisin, die sich schwer auf einen Stock stützte und trotzdem kaum vorwärts kam, die andere etwa in Tallys Alter, aber in Männerkleidung gehüllt und bis an die Zähne bewaffnet. Ihr Gesicht war vernarbt und fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Sie glaubte plötzlich besser zu verstehen, warum Weller sie gewarnt hatte, in dieser Stadt offen sichtbar eine Waffe zu tragen.

Und sie sehnte sich jetzt mehr denn je danach zurück. Als sie nach einer Weile von der belebten Hauptstraße abbogen und eine Abkürzung durch eine kaum meterbreite Gasse nahmen, befahl sie Weller mit einer Geste stehenzubleiben.

»Mein Schwert«, sagte sie.

Weller zögerte. »Du erregst auch so schon genug Aufsehen«, sagte er, »Ich halte es für keine gute Idee, wenn du einen Waffe trägst.«

»Ich schon«, erwiderte Tally kurz angebunden.

»Außerdem werde ich es unter dem Mantel verstecken. Aber diese Gegend gefällt mir nicht. Hier läuft zu viel Kroppzeug herum.«

Weller lachte. »Dann warte, bis wir in der Altstadt sind«, sagte er, griff aber gehorsam unter sein Cape und zog Tallys Schwert hervor. Sie schüttelte den Kopf, als er ihr die Klinge reichen wollte.

»Das andere«, sagte sie. »Das, das ich dem Katzer abgekauft habe. Das da kannst du behalten.«

Weller gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verhehlen. »Sagtest du nicht irgend etwas von einem Geschenk für mich?« fragte er schüchtern.

»Jandhi hat das gesagt, nicht ich«, verbesserte ihn Tally. »Geh zurück und beschwer dich bei ihr.«

Weller lächelte gequält, zog die Silberklinge unter dem Umhang hervor und sah stirnrunzelnd zu, wie sie es in den Waffengurt schob und beides umband. Ihr eigenes, altes Schwert hielt sie ihm hin. Weller schüttelte den Kopf, und Tally warf die Klinge achtlos zu Boden. Sie schloß ihren Mantel sorgfältig wieder, tastete durch den schweren Stoff nach der Waffe und rückte sie zurecht, so daß sie sie mit einem Griff ziehen konnte, der Stahl sich aber nicht zu deutlich unter dem Mantel abzeichnete.

»Ich halte das für keine gute Idee«, sagte er noch einmal. »Für eine Klinge wie die da schneidet man dir hier die Kehle durch.«

»Nicht, wenn ich sie in der Hand habe«, sagte Tally trocken. Sie wollte weitergehen, blieb aber nach einem halben Schritt abermals stehen und schlüpfte aus den Folterschuhen, die sie bisher tapfer getragen hatte. Der Stein unter ihren Füßen fühlte sich eisig an. Ihre Fußsohlen begannen fast sofort vor Kälte zu prickeln. Aber zum ersten Mal seit Stunden hatte sie wieder das Gefühl, sicher auf ihren eigenen Füßen zu stehen.

Weller seufzte. »Es hat wohl wenig Sinn, dich davon abhalten zu wollen, wie?«

»Sehr wenig«, antwortete Tally. »Außerdem habe ich den Eindruck, daß ich sowieso auffalle. Also will ich mich wenigstens wehren können, wenn es sein muß.« Sie sah Weller auffordernd an. »Wie weit ist es noch?«

»Nicht sehr weit«, antwortete Weller. »Allerdings weiß ich nicht genau, wo ich ihn finde. Aber ich kenne jemanden, der uns hinführen wird«, fügte er hastig hinzu, als Tally ärgerlich die Brauen zusammenzog.

Sie gingen weiter. Die Kälte kroch eisig in Tallys nackten Beinen empor, und plötzlich hatte sie das Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können. Die Gasse schien sich rings um sie herum zusammenzuziehen, wie ein steinernes Maul, das sie verschlingen wollte. Aber das vertraute Gewicht der Waffe an ihrer Seite beruhigte sie. Und – Tally wußte nicht, warum, aber sie war absolut sicher – sie hatte das ungute Gefühl, daß sie sie brauchen würde.

Sehr bald.

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Андрей Боярский

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