Читаем Die Töchter des Drachen полностью

Hrhon und Essk hatten ihr in dieser Zeit alles erzählt, was seit ihrem Eintreffen hier geschehen war; und nicht nur ein-, sondern mindestens ein dutzendmal. Sie hatten unglaubliches Glück gehabt, den Turm trotz des tobenden Sturmes zu erreichen, und Tallys erster Gedanke, daß sie ihr Hiersein den gleichen überkochenden Naturgewalten verdankten, die sie fast umgebracht hätten, schien sich zu bestätigen: die beiden Wagas hatten weder von den entsetzlichen Werwesen noch von den tötenden Illusionen irgend etwas gesehen oder gespürt. Der Sandsturm, der sie auf den letzten zweihundertfünfzig Metern gepackt und wie bizarre Schlittschuhläufer auf einem See aus Glas direkt bis an den Fuß der Ruine geschoben hatte, hatte die tödliche Magie des Turmes besiegt.

Seine lebenden Bewohner nicht.

Die beiden Wagas hatten das schwarze Gebäude umkreist und eine schmale Treppe gefunden, die auf der windabgewandten Seite zu einem Eingang hinaufführte, und sie hatten sogar unbehelligt den geschützten Keller erreicht, in dem Tally drei Tage später aufgewacht war. Aber der Sturm hatte kaum ein wenig in seinem Wüten nachgelassen, als der erste Hornkopf in ihrem Unterschlupf erschien – ein grünschimmernder Haufen zermalmter Chitinplatten, den Essk ihr gezeigt hatte, und dessen Aussehen beim besten Willen nicht mehr erkennen ließ, zu welcher der vielen verschiedenen Insektenrassen er einmal gehört hatte. Er hatte Essk warnungslos angegriffen und war genauso warnungslos von ihr getötet worden, aber nicht, ohne ihr einen sehr tiefen, noch immer nicht ganz verheilten Schnitt im Arm beizubringen. Trotzdem hatte sein heimtückischer Angriff ihnen wahrscheinlich allen dreien das Leben gerettet; denn als seine beiden mordlustigen Kameraden und ihre menschliche Begleiterin einige Stunden später auftauchten, um nach dem vermißten Riesenetwas zu suchen, sahen sie sich unvermittelt zwei sehr vorsichtigen und wahrscheinlich höchst übellaunigen Wagas gegenüber. Das Ergebnis dieser Begegnung hatte Tally gesehen, draußen auf den ersten Stufen der Brücke.

Es tat Tally leid, daß auch das Mädchen getötet worden war. Nicht aus Menschlichkeit oder Pietät, denn die junge Frau gehörte ganz eindeutig zu ihren Feinden; aber sie hätte gerne mit ihr geredet. Es gab hunderttausend Fragen, auf die sie Antworten haben wollte, und sie hätte sie bekommen, freiwillig oder auf andere Weise; Tally war da nicht besonders wählerisch. Aber die Wagas hatten wohl keine andere Wahl gehabt, als auch sie zu töten. Essk hatte ihr das kopfgroße Loch gezeigt, das die sonderbare Waffe, die jetzt unter Tallys Gürtel steckte, in den massiven Stein der Wand geschlagen hatte.

Es war Abend, als sie wieder auf den halbzerstörten Balkon hinaustrat, eine gute Stunde vor Sonnenuntergang – was bedeutete, daß es noch immer heiß war, aber nicht mehr unerträglich.

Die schwarze, geländerlose Treppenbrücke, die die beiden ungleichen Gebäude miteinander verband, glänzte wie das Rückgrat eines absurden Riesentieres unter dem schräg einfallenden Rot der Abendsonne, und erst jetzt, beim zweiten Mal, sah Tally, wie lang sie war, und wie hoch. Der kühn geschwungene Bogen überspannte eine Strecke von einer guten halben Meile, und sein höchster Punkt – der Eingang zum eigentlichen Turm – lag sicherlich hundertfünfzig Meter über dem glasierten Boden des Todeskreises.

Tally war realistisch genug, ihre Grenzen zu erkennen – zumal sie sie wenige Tage zuvor auf recht drastische Weise vor Augen geführt bekommen hatte. Sie würde den Weg einmal schaffen, ehe die Sonne unterging, aber kein zweites Mal. Die kommende Nacht würden sie drüben verbringen müssen. Aber während des gesamten Tages hatte ein so heftiger Wind geweht, daß sie es nicht gewagt hatte, auf diesen kaum anderthalb Meter breiten, geländerlosen Steg hinauszutreten. Und die Geduld, eine weitere Nacht zu warten (was sicherlich klüger gewesen wäre), brachte sie nicht mehr auf.

Ein niemals zuvor gekanntes Gruseln ergriff Tally, als sie mit übermäßig großen Schritten an den beiden toten Hornköpfen vorbeiging und sich dem Leichnam des Mädchens näherte. Sie lag jetzt den sechsten Tag hier in der Sonnenglut, und sie sah nicht mehr halb so appetitlich aus wie zu Anfang. Die Hitze und die Luft, die hier oben so trocken war, daß sie zu knistern schien, wenn man sie berührte, hatten ihren Körper zumindest äußerlich von den Spuren irgendwelchen Verfalles bewahrt, aber ihr Haar war zu schwarzem Stroh vertrocknet, und die Haut, die sich über einem ehemals sicher sehr attraktiven Gesicht spannte, sah aus wie gelbes Sandpapier. Auf ihren weit geöffneten, starren Augen lag Staub. Vielleicht, dachte Tally, würde sie noch in hundert Jahren so hier liegen. Hrhon war gnädig genug gewesen, sie nicht zu verstümmeln, sondern mit einem blitzschnellen Hieb zu töten, so daß sie keine äußerlich sichtbaren Verletzungen aufwies. Und trotzdem erfüllte der Anblick Tally mit schierem Entsetzen.

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Андрей Боярский

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