Читаем Die Töchter des Drachen полностью

Irgendwann in der Nacht erwachte Tally für einen Augenblick. Sie hatte geträumt, etwas Entsetzliches, unbeschreiblich Grauenhaftes, aber sie erinnerte sich nicht, was. Trotzdem sah sie für einen Moment graue Spinnfäden und dunkle, widerliche Körper auf zu vielen Beinen, die über ihre Haut huschten. Sie hatte Angst. Der Sturm heulte noch immer mit ungebrochener Wucht und ließ die Wüste erzittern, und selbst durch die geschlossenen Lider hindurch sah sie die blauweißen dünnen Blitze, die seinen schwarzen Riesenleib durchzuckten, und den dünnen sichelförmigen Kranz aus rotglühendem Horn, der sie und die beiden Wagas schützte.

Sie hatte entsetzlichen Durst, aber ihr fehlte selbst die Kraft, sich mit der Zunge über die Lippen zu fahren, und sie wachte auch nicht wirklich auf. Es war, als gestatte ihr der Traum – der kein wirklicher Traum, sondern ein unbegreiflicher Teil der düsteren Magie des Turmes war – nur eine kleine Erholungspause. Vielleicht benötigte er auch einfach diese Zeit, ihre Erinnerungen zu sondieren und das Wichtigste herauszufiltern, denn wie immer erinnerte sie sich längst nicht an alles, was in jener Nacht vor fünfzehn Jahren geschehen war.

Die Kraft, die sie immer wieder zwang, jenen entsetzlichen Tag aufs Neue zu erleben, sorgte dafür, daß der Schrecken geballt kam. In dem Kaleidoskop des Terrars, in das sie der Sandsturm geschleudert hatte, waren nur die schlimmsten Facetten vorhanden. Der unsichtbare Folterknecht in ihrem Geist würde nicht gestatten, daß sie sich durch die Erinnerung an endlose Stunden der Ruhe erholte; denn das Schicksal hatte an jenem Tag noch weit mehr für sie bereit gehalten – unter anderem die Erkenntnis, daß es eine Grenze für Dinge wie Entsetzen und Furcht nicht gab, sondern eine Steigerung immer möglich war.

Dann schlief sie wieder ein. Und sie träumte weiter; Träume von grauen Spinnfäden und gewaltigen ledernen Schwingen, die die Nacht peitschten, von einem Sturm, der sich zu einer entsetzlichen Grimasse formte und sie verhöhnte, von Hraban, dessen Augen plötzlich groß und rund wurden und aus dessen Mund Blut kam.

Dann erwachte sie wirklich, und diesmal war es ein sehr langsamer, unendlich qualvoller Vorgang, nicht nur von peinigenden Visionen, sondern auch von durchaus realen körperlichen Schmerzen begleitet.

Zurück in der Gegenwart, war sie sich trotzdem im ersten Moment nicht sicher, ob sie nun wirklich erwacht war, oder ob sie nur eine besonders perfide Fortsetzung des Alptraumes erlebte. Ihr ganzer Körper war ein einziger, brennender Schmerz, und sie hatte ganz entsetzlichen Durst. Düstere Farben bewegten sich vor ihren Augen. Jemand hatte einen Dolch in ihre Beine getrieben und drehte ihn ganz langsam und mit großem Genuß herum.

Dann berührte eine Hand ihre Schulter, eine Hand, die so hart und kalt war wie Stahl, und in den wogenden Schleiern vor ihren Augen tauchte das Gesicht der häßlichsten Schildkröte auf, die jemals geboren war. Übrigens auch der größten. Sie erkannte Essk.

»Durst«, murmelte sie. Schon diese kleine Bewegung reichte, ihre Lippen aufplatzen zu lassen. Warmes Blut lief an ihrem Kinn herab. Sie hob die Hand, um es fortzuwischen, aber die Waga drückte ihren Arm mit sanfter Gewalt herunter, gab einen unidentifizierbaren Zischlaut von sich und hob Tallys Kopf und Oberkörper an. Eine Schale wurde an ihre Lippen gesetzt, und sie schmeckte köstliches, eiskaltes Wasser.

Sie trank so gierig, daß ihr übel wurde. Danach gönnte sie sich den Luxus, für endlose Augenblicke einfach mit geschlossenen Augen in Essks Arm zu liegen und beinahe gierig auf jede Regung ihres Körpers zu lauschen. Ihr Magen und jedes einzelne Organ in seiner Nähe revoltierte, und ihre Beine brannten noch immer wie Feuer, aber nach (Minuten? Stunden? Tagen?) einer Ewigkeit, in der sie keinen Körper gehabt hatte, sondern hilflose Gefangene ihrer eigenen, quälenden Erinnerungen gewesen war, genoß sie dies alles beinahe.

Das Schlimme an den Träumen war, daß sie ganz genau wußte, daß sie träumte; in jeder einzelnen Sekunde. Und daß sie auch wußte, was kommen würde. Und hilflos dagegen war. Hraban hatte es ihr einmal erklärt, vor sehr langer Zeit: Nach dem Wahnsinn und den tötenden Schatten und den Werwesen war dies die stärkste Waffe des Turmes. Er tötet dich mit deinen eigenen Erinnerungen. So mancher, der alle Fallen und Hindernisse überwunden hatte, war als sabbernder Idiot zurückgekehrt, zerbrochen an den Schrecken, die ihm sein eigenes Unterbewußtsein beschert hatte. Die Wüste war voll mit ihren Skeletten.

Ihre Hand glitt wie von selbst zwischen ihre Brüste und tastete nach dem blutfarbenen Stein. Er war nicht mehr da.

Tally fuhr mit einem erschrockenen Laut hoch und brach in Essks Armen zusammen, als ihr prompt schwindelig wurde und der Schmerz in ihren Beinen zu neuer, lodernder Glut erwachte.

»Gansss ruhig«, zischelte die Waga. »Ihr ssseid in Sssicherheit.«

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Андрей Боярский

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