Читаем Die Töchter des Drachen полностью

»Auch Weller ist Teil des Schlundes geworden«, antwortete Karan an Tallys Stelle. »Dein Mitgefühl ist verständlich, Angella, doch unbegründet. Er ist glücklich, dort, wo er jetzt ist.« Er zögerte. Dann: »Auch ihr solltet Karan folgen. Ihr wäret aller Schmerzen und Sorgen ledig.« Er lächelte, schüttelte den Kopf und beantwortete seine Frage selbst. »Aber ihr werdet es nicht tun. Auch Karan hätte es nicht getan, bevor ihr ihm die Augen geöffnet habt. Der Teil von euch, der Mensch ist, ist noch zu stark in euch.«

»Aber Weller hat... hat mich gerufen!« sagte Tally verstört. »Er hat um Hilfe geschrien, Karan. Er leidet!« Karan lächelte. Die Wunde auf seinem Arm begann sich zu schließen. »Nur ein Teil von ihm. Schmerz und Leid sind Bestandteile des menschlichen Lebens, Tally. Sie werden vergehen, wie sein Körper verging. Er wird glücklich sein.«

Er log. Tally hatte Wellers Schreie gehört, das entsetzliche Flehen und Rufen in der Nacht zuvor. Sie hatte die Furcht in seinen Augen gesehen, das namenlose Entsetzen im Blick jenes Dinges, in das er sich verwandelt hatte. Karan log, wenigstens in diesem Punkt und vielleicht nicht einmal bewußt. Aber sie sprach nichts davon aus, sondern starrte ihn nur weiter an.

Etwas geschah mit ihm, erkannte Tally schaudernd. Karans Gesicht begann sich zu verändern. Die Falten und Linien, die die Jahrzehnte hineingegraben hatten, glätteten sich zusehends; seine Haut wurde heller. Er wurde nicht etwa jünger, aber irgend etwas schien seine Persönlichkeit zu verwischen. Karan verwandelte sich nicht in ein Monster, wie Weller zuvor; er blieb Mensch, wenigstens äußerlich. Aber er war nur noch Mensch, eine bloße Erscheinungsform, ohne Persönlichkeit, ohne Individualität, eine willkürliche Form, die das Leben gewählt hatte. Plötzlich glaubte Tally zu spüren, welch ungeheure Anstrengung es ihn gekostet haben mußte, diese Erscheinung all die Zeit hindurch aufrecht zu erhalten.

»Wohin bringst du uns?« fragte sie. Ihre Stimme brach fast.

Abermals deutete Karan nach Norden. »Hinaus aus dem Wald. Dorthin, wo dein Ziel ist, Tally.«

»Und die Drachen?«

»Sie werden euch nicht folgen«, antwortete Karan.

»Nicht auf dem Weg, auf dem Karan euch führen wird.« Seine Hand deutete nach unten. Er lächelte rasch, als er Tallys und Angellas Erschrecken bemerkte. »Keine Sorge«, sagte er. »Karan wird euch schützen, so, wie er euch vor den Gefahren des Waldes beschützte.«

»Vorhin konntest du das noch nicht«, sagte Angella mißtrauisch.

»Es war der Mensch Karan, der euch nicht schützen konnte«, antwortete Karan. »Seine Furcht war zu groß. Sein Drang nach dem, was er für Leben hielt, machte ihn blind. Er fürchtete, und das machte ihn schwach. Jetzt fürchtet sich Karan nicht mehr. Aber er ist auch noch genug Mensch, euch zu beschützen. Wenn auch nicht mehr für lange Zeit.«

»Und... für wie lange?«

»Lange genug«, antwortete Karan. Sein Gesicht war verschwunden; eine ebene Fläche, aus der heraus zwei blinde Augen Tally und Angella anstarrten. »Kommt.«

Es war die Tatsache, daß die Frau aufgehört hatte zu reden, die das Mädchen weckte. Es war eingeschlafen, nicht zum erstenmal in dieser Nacht, und nicht zum letztenmal – aber das wurde ihm eigentlich erst jetzt (und mit Schrecken gemischter Verwirrung) klar – hatte die Frau weitergesprochen, war in ihrer Erzählung von Tally und ihren Abenteuern fortgefahren, und sie hatte die Worte verstanden, obwohl sie schlief. Vielleicht besser.

Es war ein sehr sonderbares Gefühl, dachte das Mädchen. Als erinnere es sich an einen Traum, nur daß es ein Traum von ungemeiner Klarheit war. Die Worte der dunkelhaarigen Frau waren von einer Eindringlichkeit, die es dem Kind immer schwerer werden ließ, sie als bloße Geschichte abzutun, obwohl gerade der letzte Teil so phantastisch war, daß er nun wirklich nichts anderes mehr sein konnte.

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Андрей Боярский

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