Читаем Die Töchter des Drachen полностью

»Karans Freunde sind keine Verräter«, unterbrach ihn Karan scharf. »Und selbst wenn«, fügte Jan hinzu, »könnte er nichts sagen. Niemand außer mir und Karan selbst weiß von dem Lagerhaus.« Er machte eine ärgerliche Handbewegung. »Wenn wir noch lange hier herumstehen und reden, finden wir sicher heraus, wer uns verfolgt. Beeilt euch – es ist nicht mehr weit.« Tatsächlich lagen die fünf hintereinandergestaffelten Hafenbecken Schelfheims unter ihnen, als sie die nächste Gasse durchquert hatten. Das Donnern des Wasserfalls, der weniger als eine halbe Meile nördlich über die Kante der Welt hinausschoß, machte eine Unterhaltung unmöglich, wenn sie nicht schreien wollten, aber Jan deutete mit dem Arm nach links, auf das kleinste, unmittelbar hinter der Klippe gelegene Becken. Tally konnte in der Dunkelheit keine Einzelheiten ausmachen, aber sie glaubte sich zu erinnern, daß es ein gewaltiges Schleusentor in der Zyklopenmauer gab, die dem Wasser seine Wucht nahm. Jetzt erblickte sie auf der landeinwärts gewandten Seite des Beckens nichts als eine kompakte, finstere Masse. Wenn Karan sie mit einem Boot aus Schelfheim herausschaffen wollte, mußte jemand die Schleuse öffnen. Aber wie?

Sie bekam keine Gelegenheit, ihre Frage in Worte zu kleiden, denn Karan führte sie in raschem Tempo weiter – eine gewundene, vom Spritzwasser schlüpfrig gewordene Steintreppe hinab, über einen kurzen Steg und eine weitere Treppe, die direkt zum Becken herunter führte, dann ein Stückweit auf den Schlund zu, bis sie auf der Krone der Staumauer entlangliefen. Der Felsen unter ihren Füßen zitterte und bebte unter den Hammerschlägen des Wassers.

Der Wasserspiegel lag gut vier Meter unter ihnen; trotzdem spritzte die Gischt so hoch, daß Tally und die anderen schon nach wenigen Schritten bis auf die Haut durchnäßt waren. Sie vermied es krampfhaft, in die Tiefe zu blicken. Trotz der Dunkelheit war das Wasser weiß, so gewaltig war der Sog, der es gegen den Damm trieb. Ein Fehltritt, dachte sie schaudernd, und sie hatte keine Zeit mehr, zu ertrinken. Wer in diesen Strudel geriet, mußte auf der Stelle zermalmt werden.

Aber sie erreichten unbehelligt das gegenüberliegende Ufer des Beckens. Tally blieb stehen, um einen Moment Atem zu schöpfen, aber Karan trieb sie unbarmherzig weiter. Das Tosen des Wassers war hier so gewaltig, daß sie sich nicht einmal mehr schreiend verständigen konnten, aber sein hastiges Gestikulieren war eindeutig genug.

Eine Reihe flacher, aus Stein gebauter Lagerhäuser tauchte vor ihnen auf, eingehüllt in sprühende Gischt und ganz offensichtlich sehr alt. Manche von ihnen waren nicht mehr als Ruinen, andere standen leer. Die großen, weit offenstehenden Türen erinnerten Tally in der Dunkelheit an aufgerissene Mäuler.

Das Laufen fiel ihr jetzt immer schwerer. Die Luft war so mit Feuchtigkeit geschwängert, daß ihre Kleider wie Zentnerlasten an ihr zerrten und sie das Gefühl hatte, Wasser zu atmen. Mehr als einmal glitt sie auf dem schlüpfrigen Stein aus und kämpfte mit grotesk hüpfenden Schritten um ihr Gleichgewicht. Aber Karan gönnte ihnen nicht die geringste Pause, sondern lief im Gegenteil eher noch schneller. Tally begann sich zu fragen, woher dieser alte Mann die Kraft nahm, nicht einfach auf der Stelle zusammenzubrechen.

Schließlich wurde auch er langsamer – wenn auch nicht vor Erschöpfung, sondern weil sie ihr Ziel erreicht hatten.

Es war ein kleiner, halb über die Kante des Hafenbeckens hinausgebauter Schuppen, zum Wasser hin nicht aus Stein, sondern aus Holz erbaut und irgendwo in der Tiefe mit den schäumenden Fluten verschmelzend: eine raffinierte Mischung aus Schuppen und Bootshaus, wie Tally beim Näherkommen feststellte.

Karan eilte zu einer schmalen Seitentür, nestelte einen Moment lang am Schloß herum und stieß die Tür auf. Er selbst verschwand als erster im Haus, hantierte einen Moment lautstark im Dunkeln herum und tauchte schließlich wieder auf, eine Fackel in der Hand, die nicht richtig brannte und mehr Ruß und Gestank als Helligkeit verbreitete. Es schien in diesem Teil der Stadt nichts zu geben, was sich nicht mit Feuchtigkeit vollgesogen hatte.

»Kommt!« sagte er ungeduldig. »Tally und Weller! Der Waga soll Wache halten.«

Hrhon gehorchte wortlos. Während sich Weller und Tally an Karan vorbei in den Schupppen zwängten, ging er ein Stückweit den Weg zurück und verschmolz mit den Schatten eines Lagerhauses. Nur Jan rührte sich nicht, sondern sah seinen Vater fragend an.

Karan erwiderte seinen Blick. Sehr lange, sehr ernst und sehr nachdenklich.

»Eine halbe Stunde«, sagte er schließlich. »Nicht früher.«

»Kein Zeichen?« Jan klang besorgt.

»Kein Zeichen. Genau in einer halben Stunde.«

Jan nickte, drehte sich herum und verschwand im Laufschritt in der Dunkelheit, während Karan seine Fackel senkte und zu Tally und Weller in den Schuppen trat. Beißender Qualm und der Gestank brennenden feuchten Holzes stieg ihnen in die Nasen. Wesentlich heller wurde es nicht.

Перейти на страницу:

Все книги серии der drachenzyklus

Похожие книги

Неудержимый. Книга I
Неудержимый. Книга I

Несколько часов назад я был одним из лучших убийц на планете. Мой рейтинг среди коллег был на недосягаемом для простых смертных уровне, а силы практически безграничны. Мировая элита стояла в очереди за моими услугами и замирала в страхе, когда я выбирал чужой заказ. Они правильно делали, ведь в этом заказе мог оказаться любой из них.Чёрт! Поверить не могу, что я так нелепо сдох! Что же случилось? В моей памяти не нашлось ничего, что бы могло объяснить мою смерть. Благо судьба подарила мне второй шанс в теле юного барона. Я должен восстановить свою силу и вернуться назад! Вот только есть одна небольшая проблемка… как это сделать? Если я самый слабый ученик в интернате для одарённых детей?Примечания автора:Друзья, ваши лайки и комментарии придают мне заряд бодрости на весь день. Спасибо!ОСТОРОЖНО! В КНИГЕ ПРИСУТСТВУЮТ АРТЫ!ВТОРАЯ КНИГА ЗДЕСЬ — https://author.today/reader/279048

Андрей Боярский

Попаданцы / Фэнтези / Бояръ-Аниме