Herrick eilte hinaus, seine Gedanken überstürzten sich. In der Offiziersmesse stieß er auf Mudge, der düster auf einen Teller Salzfleisch starrte.»Segeln wir wieder los, Mr. Herrick?»
Der mußte lächeln. In einem kleinen Schiff wurden aus Gerüchten sehr rasch Tatsachen.»Ja, Mr. Mudge. Die
Unbeeindruckt gähnte Mudge.»Nichts Neues. Wir haben früher dasselbe für die East India Company gemacht. Wenn so ein Rajah nicht recht weiß, wie er sich verhalten soll, dann sind ein paar schußbereite Rohre ein ganz gutes Argument, mit dem man ein bißchen nachhelfen kann.»
Seufzend blickte Herrick ihn an.»Also werden die Froschfresser einen bewaffneten Aufstand unterstützen, wir dagegen werden den Schutz der Handelswege übernehmen. Aber was ist mit den Menschen, die dazwischengeraten, Mr. Mudge?»
Mit Widerwillen stieß der Steuermann seinen Teller weg.»Die sind noch nie gefragt worden. «Weiter sagte er nichts.
XI Kriegsglück
Bolitho beobachtete aufmerksam den im Topp wehenden Wimpel und schritt dann nach achtern zum Kompaß. Nordwest zu West. Es war Nachmittag, und trotz des unbewölkten Himmels reichte die Brise aus, um die Hitze etwas erträglicher zu machen. Die
Aber wenn der Wind auch aufgefrischt hatte, so mußte die
«Wie lange behalten wir den Kurs bei, Sir?«fragte Herrick.
Bolitho antwortete nicht gleich. Er beobachtete aufmerksam die winzigen, dreieckigen Segel ihres eigenen Kutters, der vorsichtig zwischen ein paar felsigen Inselchen kreuzte. Dann wandte er den Blick zum Großtopp, wo Midshipman Keen saß, das eine nackte Bein herabbaumeln ließ und das Teleskop auf das ferne Boot gerichtet hielt. Davy befehligte den Kutter und würde sofort signalisieren, wenn er etwas Verdächtiges sichtete. Es hatte keinen Sinn, mit dem Schiff zu nahe heranzugehen, wenn die Sicht gut blieb.
Schließlich sagte Bolitho:»Wir haben das südwestliche Kap gerundet, soweit ich das berechnen kann. Da ist alles Marsch und Sumpf, wie Mr. Mudge und Fowlar schon sagten. Wenn Hauptmann Vegas' Informationen stimmen, müssen Muljadis Schiffe in nächster Nähe sein. «Er drehte das Gesicht in den Wind, der ihm den Schweiß auf Stirn und Hals trocknete.»Die Benua-Inseln liegen etwa hundert Meilen westlich. Das ist ein schönes Stück offenes Wasser, wenn wir das Glück haben sollten, diese Piraten zu stellen.»
Herrick sah ihn skeptisch an; aber der offenbare Optimismus seines Kommandanten machte auch ihn zuversichtlich.»Was wissen wir eigentlich von Muljadi, Sir?«fragte er.
Bolitho schritt das krängende Deck hinan zur Luvreling und zog sich das an den Rippen klebende Hemd ein Stückchen aus dem Hosenbund.»Wenig oder nichts. Er stammt aus Nordafrika — aus Marokko oder von der Barbareskenküste, heißt es. Die Spanier schnappten ihn, und er kam als Sklave auf eine ihrer Galeeren. Er konnte fliehen, wurde aber wieder gefaßt.»
Herrick stieß einen leisen Pfiff aus.»Da wird er bei den Dons einiges mitgemacht haben.»
Bolitho mußte plötzlich an den ältlichen Oberst Pastor und seine unerfüllbare Mission denken.»Sie schnitten ihm eine Hand und ein Ohr ab und setzten ihn an irgendeiner wüsten Küste aus.»
Herrick schüttelte den Kopf.»Und doch gelangte er irgendwie bis nach Indien und kann jetzt seinen ehemaligen Herren Angst einjagen.»
«Und jedem anderen«, ergänzte Bolitho unbewegt,»der sich zwischen ihn und sein Ziel stellt — was das auch sein mag.»
Da fuhren sie beide herum und blickten nach oben, denn Keen schrie:»An Deck! Der Kutter hat signalisiert, Sir! Mr. Davy segelt nach Norden.»
Bolitho griff nach einem Fernglas.»Natürlich. Das hätte ich wissen müssen. «Er richtete das Glas erst auf den Kutter und dann jenseits von diesem auf das sanft abfallende Vorgebirge. Winzige Inseln, zerbröckelnde Klippen und Felsen, und überall das ungebrochene Grün des Urwalds. Jedes kleine Fahrzeug konnte sich da hindurchwinden, genauso wie Davys Kutter es eben tat.
Herrick hieb eine Faust in die andere Handfläche.»Wir haben sie, bei Gott!»