Midshipman Armitage und Soames standen am Vormast und strichen auf ihren Listen die Geschützbedienungen ab, die Soames während der Überfahrt nach Indien neu zusammengestellt hatte. Bolitho erübrigte eine Sekunde, um sich auszumalen, was Armitages Mutter wohl sagen würde, wenn sie ihr geliebtes Söhnchen jetzt hätte sehen können: abgemagert, tief gebräunt, das Haar zu lang und ein Hemd, das eine gründliche Wäsche verdammt nötig hatte. Wahrscheinlich würde sie wieder in Tränen ausbrechen. Aber in einer Hinsicht hatte sich der junge Mann nicht verändert: er war immer noch so ungeschickt und unsicher wie an seinem ersten Tag an Bord.
Der kleine Penn dagegen, der wichtig an den Zwölfpfündern der Steuerbordbatterie entlangstolzierte und auf Leutnant Davy wartete, als dessen Adjutant er fungierte, war von diesem Fehler frei. Dafür versuchte er sich allerdings gern an Aufgaben, die für die Erfahrung seiner zwölfeinhalb Jahre ein paar Nummern zu groß waren.
Davy duckte sich unter dem schwingenden Schatten des an Bord gehievten Kutters, der schnell in seinen Halterungen auf dem Geschützdeck festgezurrt wurde, und rannte nach achtern. Er war klitschnaß vom Sprühwasser, aber äußerst zufrieden mit sich.
«Das haben Sie gut gemacht«, lobte Bolitho.»Durch Ihr schnelles Signal werden wir diese beiden Fahrzeuge vielleicht nehmen können.»
Davy strahlte.»Bißchen Prisengeld, möglicherweise?»
«Bleibt abzuwarten«, erwiderte Bolitho und verbarg ein Lächeln.
Herrick wartete, bis Davy bei seiner Geschützmannschaft war, und sagte dann:»Nur die beiden Schoner, sonst nichts weiter in Sicht. «Er rieb sich geräuschvoll die Hände.
Bolitho ließ das Teleskop sinken und nickte.»Sehr schön, Mr. Herrick. Sie können jetzt laden und ausrennen lassen. «Zum hundertsten Male blickte er nach dem Verklicker im Topp.»Wir werden gleich mehr Segel setzen und diesen Piraten zeigen, mit wem sie es zu tun haben.»
«Beide Schoner halten sich dicht unter Land, Sir. «Herrick nahm das Rohr vom Auge und wandte sich fragend zu Bolitho um.»Mit dieser Takelung können sie eben hoch am Wind segeln.»
Bolitho trat zum Kompaß und behielt das Bild der beiden Fahrzeuge scharf im Gedächtnis. Seit mehr als einer halben Stunde arbeiteten sie sich langsam und methodisch durch die kleinen Inseln voran und folgten nun der Küstenlinie in Richtung auf eine abfallende, schmale Landzunge. Dahinter lag eine weitere Bucht mit noch mehr vorspringenden Landzungen; aber die Schoner würden sich bestimmt sehr sorgfältig den rechten Moment aussuchen: rasch wenden und dann auf das offene Meer hinaus, wahrscheinlich so weit wie möglich auseinander, so daß die
Beide Schiffe wurden sehr geschickt geführt. Durchs Fernrohr erkannte Bolitho eine gemischte Auswahl von kleinen Kanonen und Drehgeschützen; die Mannschaft schien ähnlich zusammengewürfelt.
Mudge sah ihn düster an.»Der Wind hat einen Strich gekrimpt, Sir. Könnte sich eine Weile so halten.»
Bolitho wandte sich um, ließ seine Blicke langsam über das Schiff gleiten und wog dabei Risiko und Vorteil gegeneinander ab. Die grüne Landzunge schien fast den Steuerbordbug der
«Bramsegel setzen! Ruder zwei Strich Steuerbord!«befahl Bolitho.
Zweifelnd sah Herrick ihn an.»Das wird aber knapp, Sir. Wenn der Wind ausschießt, haben wir alle Hände voll zu tun, um von der Küste klarzukommen.»
Aber Bolitho antwortete nicht; und so hob der Erste mit resigniertem Seufzer seine Sprechtrompete.
«An die Brassen!»
Achtern ließen die Rudergänger das Rad spielen und schielten nach den killenden Segeln und dem kardanisch aufgehängten Kompaß, bis sogar Mudge zufrieden war.
«Nordwest zu Nord, Sir!»
«Recht so.»
Bolitho sah sich die Landzunge noch einmal genau an: eine Falle für die beiden Schoner oder die letzte Ruhestätte der
Herrick beobachtete die Männer auf den Rahen; er wartete darauf, daß die Bramsegel frei fielen und dann an den unteren Rahen festgezurrt wurden, bis sie sich wie stählerne Brustpanzer im Wind wölbten. Die
Besorgt erkundigte sich Mudge:»Glauben Sie, daß sie eine Wende versuchen werden, Sir?»