Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Am dritten Tag ging es mir deutlich besser. Die Muskeln taten mir nicht mehr so weh, und das Atmen fiel mir leichter. Mein Kopf war ganz klar und leicht wie ein im Wind schwebendes Blatt. In dieser Verfassung gingen mir die Antworten auf Tempis Fragen so leicht von der Zunge wie ein Lied.

Wieder absolvierten wir die Abfolge aus Laufen, Ketan, Marschieren und Gespräch drei Mal. Beim letzten Ketan am Straßenrand brach ich zusammen.

Tempi, der mich aufmerksam beobachtet hatte, fing mich auf, bevor ich den Boden berührte. Alles drehte sich eine Weile um mich herum, bis ich schließlich merkte, dass ich im Schatten eines Baumes neben der Straße lag. Tempi musste mich dorthin getragen haben.

Er hielt mir meinen Wasserschlauch hin. »Trink.«

Ich hatte eigentlich gar keine Lust auf Wasser, nahm aber trotzdem einige Schlucke. »Tut mir leid, Tempi.«

Er schüttelte den Kopf. »Du hast einen weiten Weg zurückgelegt, ohne dich zu beklagen, und dadurch gezeigt, dass dein Wille stärker ist als dein Körper. Das ist gut. Dass der Wille den Körper beherrscht, entspricht dem Geist des Lethani. Doch auch die eigenen Grenzen zu kennen ist Lethani. Besser man hält an, wenn es sein muss, als man geht bis zum Umfallen weiter.«

»Es sei denn, das Umfallen wäre im Geist des Lethani«, sagte ich, ohne nachzudenken. Mein Kopf schien immer noch so leicht wie ein vom Wind getragenes Blatt.

Tempi schenkte mir ein seltenes Lächeln und nickte. »Du beginnst zu verstehen, was Lethani ist.«

Ich erwiderte sein Lächeln. »Und du sprichst schon sehr gut Aturisch, Tempi.«

Er sah mich besorgt an. »Wir sprechen gerade meine Sprache, nicht deine.«

»Aber ich …«, setzte ich an und hörte die Worte, die ich sprach. Sceopa teyas. Einen kurzen Augenblick erfasste mich Schwindel.

»Trink noch etwas Wasser«, sagte Tempi. Obwohl seine Miene und Stimme keine Gefühlsregung erkennen ließen, spürte ich doch, dass er sich Sorgen machte.

Ihm zuliebe nahm ich noch einen Schluck. Dann, als habe mein Körper erkannt, dass er Wasser brauchte, hatte ich plötzlich sehr großen Durst und nahm einige große Schlucke. Ich hörte auf, bevor ich zuviel trank und Magenkrämpfe bekam. Tempi nickte, Billigung.

»Spreche ich nicht schon ganz gut?«, sagte ich, um mich von meinem Durst abzulenken.

»Für ein Kind ja und auch für einen Barbaren.«

»Nicht besser? Benütze ich die falschen Wörter?«

»Du siehst dein Gegenüber zu oft an.« Tempi riss die Augen auf und starrte mich unverwandt an. »Und die Wörter, die du benutzt, sind gut, aber einfach.«

»Dann musst du mir mehr beibringen.«

Er schüttelte den Kopf. Im Ernst. »Du weißt schon zu viele.«

»Zu viele? Ich kenne doch nur ganz wenige.«

»Es kommt nicht so sehr auf die Wörter an als auf ihre Verwendung. In Adem ist das Sprechen eine Kunst. Manche können mit einem Wort sehr vieles sagen, zum Beispiel Shehyn. Sie sagen etwas, und andere brauchen ein ganzes Jahr, um die Bedeutung auszuschöpfen.« Sanfter Tadel. »Du sagst oft mehr als notwendig. Du solltest das Ademische nicht verwenden wie das Aturische in deinen Liedern. Dort rühmst du eine Frau mit hundert Worten. Zu viele. Wir reden sparsamer.«

»Wenn ich eine Frau kennen lerne, soll ich also nur sagen: ›Du bist schön‹?«

Tempi schüttelte den Kopf. »Nein, du sagst nur ›schön‹ und lässt die Frau entscheiden, was du damit meinst.«

»Aber ist das nicht zu …« Ich kannte die Worte für »schwammig« und »ungenau« nicht und musste deshalb noch einmal neu ansetzen. »Führt das nicht zu Missverständnissen?«

»Es fördert die Aufmerksamkeit«, erwiderte Tempi entschieden. »Man deutet nur an. Man sollte beim Reden immer darauf achten, nicht zu viele Worte zu machen.« Er schüttelte den Kopf. Missbilligung. »Das ist …« Er suchte nach einem Wort.

»Unhöflich?«

Verneinung, Ungeduld. »Ich gehe nach Severen, und dort gibt es Menschen, die stinken, und welche, die nicht stinken. Beide sind Menschen, aber die, die nicht stinken, sind Menschen einer besseren Qualität.« Er klopfte mir mit zwei Fingern auf die Brust. »Du bist kein Ziegenhirte, sondern ein Schüler des Lethani. Mein Schüler. Du musst sprechen wie diese besseren Menschen.«

»Und wie steht es um die Klarheit? Wenn man etwa eine Brücke bauen will, braucht man dazu viele Teile und muss alle eindeutig benennen können.«

»Natürlich.« Zustimmung. »Manchmal ist das notwendig. Aber bei vielen anderen, wichtigen Dingen ist es besser, nur anzudeuten, sparsam zu sein.«

Tempi fasste mich an der Schulter, hob den Kopf, sah mir in die Augen und hielt meinen Blick einen kurzen Moment lang, was er sonst nie tat. Dann lächelte er still.

»Stolz«, sagte er.

Der restliche Tag galt der Erholung. Wir gingen einige Meilen, machten die Übungen des Ketan, sprachen über Lethani und gingen wieder. Abends kehrten wir in einer an der Straße gelegenen Herberge ein. Dort aß ich für drei und fiel ins Bett, noch bevor die Sonne untergegangen war.

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Андрей Боярский

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