Читаем Paganinis Fluch полностью

Zwei Stunden später wurde Penelope schlagartig wach. Sie war in ihren Kleidern eingeschlafen und horchte nun in die mächtige Nacht Darfurs hinein. Sie wusste nicht, was sie geweckt hatte. Ihr Herz beruhigte sich gerade wieder, als sie draußen plötzlich einen Schrei hörte. Penelope stand auf, ging zu ihrem kleinen vergitterten Fenster und sah hinaus. Mondlicht erhellte die Straße. Irgendwo wurde ein erregtes Gespräch geführt. Mitten auf der Straße gingen drei männliche Jugendliche. Sie gehörten unübersehbar zur Miliz der Dschandschawid. Einer von ihnen hielt einen Revolver in der Hand. Penelope hörte sie schreien, dass sie Sklaven töten würden. Ein alter Afrikaner, der Süßkartoffeln über einem Glutbett grillte und für zwei Piaster pro Stück verkaufte, saß bereits auf seiner Decke vor einer UN-Lagerhalle. Die Jungen gingen zu dem alten Mann und bespuckten ihn. Der schlaksige Junge hob den Revolver und schoss dem Mann ins Gesicht. Der Knall hallte fremdartig zwischen den Häusern. Die Jungen schrien, nahmen sich einige Süßkartoffeln, aßen ein wenig und traten den Rest in den Straßenstaub neben dem toten Mann.

Sie kehrten auf die Straße zurück, schauten sich um und bewegten sich anschließend direkt auf die Baracke zu, in der Penelope und Jane wohnten. Penelope weiß noch, dass sie die Luft anhielt, als sie die Milizionäre auf der Veranda umherlaufen, erregt miteinander sprechen und an die Tür klopfen hörte.

Sie ringt nach Luft und öffnet die Augen. Sie muss auf Ossian Wallenbergs Couch eingeschlafen sein.

Dumpf und krachend verhallt ein Donner. Der Himmel hat sich verdunkelt.

Björn steht am Fenster, und Ossian nippt an seinem Whisky.

Penelope wirft einen Blick auf das Telefon – es hat niemand angerufen.

Die Wasserschutzpolizei müsste eigentlich bald da sein.

Das Gewitter kommt rasch näher. Die Deckenlampe geht aus, die Dunstabzugshaube in der Küche verstummt, der Strom ist ausgefallen. Tropfen klatschen auf das Dach und die Fensterbleche, und von einer Sekunde zur nächsten gießt es in Strömen.

Das Handy hat kein Netz mehr.

Ein Blitz taucht das Zimmer in Licht, gefolgt von einem heftigen Knall.

Penelope lehnt sich zurück und lauscht dem Regen, spürt die kühlere Luft durchs Fenster dringen, schlummert erneut ein, wird schließlich jedoch davon geweckt, dass Björn etwas sagt.

»Bitte?«, fragt sie.

»Ein Boot«, wiederholt er. »Ein Polizeiboot.«

Sie steht schnell auf und blickt hinaus. Durch den Wolkenbruch kocht das Wasser förmlich. Das große Boot ist schon ganz nah und nimmt Kurs auf den Steg. Penelope sieht auf das Telefon. Es hat immer noch keinen Empfang.

»Beeil dich«, sagt Björn.

Er versucht, den Schlüssel in das Schloss der Terrassentür zu stecken. Seine Hände zittern. Das Polizeiboot gleitet zum Steg, gibt mit der Sirene Signal.

»Er passt nicht«, sagt Björn mit lauter Stimme. »Das ist der falsche Schlüssel.«

»Oh, oh, oje«, sagt Ossian lächelnd und zieht seinen Schlüsselbund heraus. »Dann muss es der hier sein.«

Björn holt den Schlüssel, steckt ihn ins Schloss, dreht und hört das metallische Klicken in den drehbaren Teilen der Verriegelung.

Durch den Regen ist das Polizeiboot nur schwer zu sehen, und als Björn endlich die Tür aufbekommt, treibt es bereits wieder vom Anleger fort.

»Björn«, ruft Penelope.

Der Motor dröhnt, und hinter dem Boot schäumt es weiß, Björn winkt und läuft, so schnell er kann, auf dem Kiesweg die Uferböschung hinunter.

»Hier oben«, ruft er. »Wir sind hier.«

Björns Schultern und Oberschenkel sind durchnässt. Er gelangt zum Steg und sieht die Bootsmotoren mit pulsierendem Unterwassergrollen bremsen. Auf dem Achterdeck steht ein Erste-Hilfe-Koffer. Hinter der Fensterscheibe erahnt er schemenhaft einen Polizisten. Ein weiterer Blitz erleuchtet den Himmel. Es donnert ohrenbetäubend. Der Polizist hinter der Scheibe scheint in ein Funkgerät zu sprechen. Regen prasselt auf das Dach des Boots herab. Wellen schlagen ans Ufer. Björn ruft und winkt mit dem ganzen Arm. Das Boot kehrt sanft zurück, seine Backbordseite stößt gegen den Steg.

Björn greift nach der nassen Reling, geht auf dem Vordeck an Bord und steigt in den Gang hinab, der zu einer Metalltür führt. Das Boot schaukelt in seinen eigenen Heckwellen. Er taumelt, öffnet die schwere Metalltür und tritt ein.

Ein süßer, metallischer Geruch wie von Öl und Schweiß hängt im Ruderhaus.

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