Читаем Paganinis Fluch полностью

»Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen«, erklärt Saga freundlich. »Wir sind dabei, ein Foto zu untersuchen, das wir gefunden haben, und es liegt uns viel daran, die Personen darauf zu identifizieren.«

»Drei von ihnen sind deutlich zu erkennen, aber die vierte ist leider sehr unscharf«, ergänzt Joona.

»Wir möchten, dass Sie Ihre Belegschaft einen Blick auf die Aufnahme werfen lassen, vielleicht erkennt ja jemand den Mann. Eine Hand ist zum Beispiel scharf.«

»Verstehe«, sagt Salman und spitzt die Lippen.

»Eventuell kann jemand aus dem Kontext erschließen, wer es sein könnte«, fährt Saga fort. »Einen Versuch ist es jedenfalls wert.«

»Wir sind bei Patria und Saab Bofors Dynamics gewesen«, sagt Joona. »Aber dort kannte keiner die Person.«

In Pontus Salmans abgekämpftem Gesicht lassen sich keine Gefühle ablesen. Joona fragt sich, ob er Tabletten nimmt, die dafür sorgen, dass er sich ruhig und selbstsicher fühlt. Sein Blick hat etwas eigenartig Lebloses, als gäbe es keine Beziehung zwischen Mimik und Emotionen, es gibt einen ausweichenden Kern, der den Eindruck völliger Abgewandtheit erweckt.

»Sie scheinen der Meinung zu sein, dass es wichtig ist«, sagt Salman und legt ein Bein über das andere.

»Ja«, antwortet Saga.

»Darf ich dieses seltsame Foto mal sehen?«, fragt Pontus Salman in seinem leichten, unpersönlichen Tonfall.

»Außer Palmcrona haben wir den Waffenhändler Raphael Guidi identifiziert«, erläutert Joona, »sowie Agathe al-Haji, die Sicherheitsberaterin von Präsident al-Bashir … die vierte Person hat bisher keiner erkannt.«

Joona hält Salman die Plastikhülle mit dem Foto hin. Saga zeigt auf die verschwommene Person am Logenrand. Joona sieht ihren wachen Blick, wie sie sich konzentriert, um jedes Nervenzucken, jedes Zittern bei Salman zu registrieren, falls er lügen sollte.

Salman befeuchtet erneut seine Lippen, seine Wangen erblassen, dann aber lächelt er, tippt auf das Foto und sagt:

»Das bin ja ich!«

»Sie?«

»Ja«, bestätigt er lachend, sodass seine kindlichen Schneidezähne sichtbar werden.

»Aber …«

»Wir haben uns in Frankfurt getroffen«, fährt er mit einem zufriedenen Lächeln fort. »Haben uns ein wunderbares Konzert … Ich weiß nicht mehr, was sie gespielt haben, Beethoven, glaube ich …«

Joona versucht, dieses unerwartete Geständnis zu verarbeiten, und räuspert sich kurz.

»Sie sind sich vollkommen sicher?«

»Ja«, antwortet Salman.

»Dann hätten wir das Rätsel also gelöst«, bemerkt Saga in einem Tonfall, der nicht einmal andeutungsweise ihre Enttäuschung verrät.

»Ich sollte mich vielleicht beim Staatsschutz bewerben«, scherzt Salman.

»Worum ging es bei diesem Treffen?«, sagt Joona. »Darf man das fragen?«

»Aber sicher«, antwortet Salman lachend und sieht Joona an. »Das Foto ist im Frühjahr 2008 entstanden, wir haben eine Lieferung von Munition in den Sudan besprochen. Agathe al-Haji verhandelte für die dortige Regierung. Die Region musste nach dem Friedensabkommen 2005 stabilisiert werden. Die Verhandlungen waren ziemlich weit gediehen, aber angesichts dessen, was im Frühjahr 2009 passiert ist, war dann doch alles für die Katz. Wir waren erschüttert, nun ja, Sie verstehen … Danach haben wir natürlich keinen Kontakt mehr zum Sudan gehabt.«

Joona sieht Saga an, weil er keine Ahnung hat, was im Frühjahr 2009 geschehen ist. Ihr Gesicht ist vollkommen neutral, und er beschließt, nicht zu fragen.

»Wir oft haben Sie sich getroffen?«, erkundigt sich Joona.

»Nur dieses eine Mal«, antwortet Salman. »So gesehen mag man es ein wenig verwunderlich finden, dass der Direktor der Kontrollbehörde eine Einladung zu einem Glas Champagner annimmt.«

»Finden Sie?«, fragt Saga.

»Es gab doch nichts zu feiern … aber vielleicht hatte er ja einfach Durst«, erwidert Salman.

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50

Das Versteck

Penelope und Björn wissen nicht, wie lange sie sich schon still in der tiefen Felsspalte versteckt halten. Bis zur zweiten Nacht haben sie zusammengekauert im Schatten unter dem Stamm einer umgeknickten Kiefer gesessen.

Sie hatten nicht mehr die Kraft, weiterzufliehen, ihre Körper waren völlig erschöpft, sie haben abwechselnd geschlafen und Wache gehalten.

Ihr Verfolger hatte jeden ihrer Schritte vorhergesehen, doch nun ist das Gefühl seiner unmittelbaren Nähe verschwunden, er ist lange seltsam still geblieben. Diese magnetische Wahrnehmung im Rücken, diese schauderhafte Ahnung, dass jemand dicht hinter ihnen lief, war bereits verschwunden, als sie die Straße verlassen hatten, die zu den Siedlungen führte, als sie die spontane Entscheidung trafen, sich in den Wald zu schlagen, sich von Menschen und Festland zu entfernen.

Penelope weiß nicht, ob es ihr gelungen ist, auf dem Anrufbeantworter ihrer Mutter eine Nachricht zu hinterlassen.

Aber schon bald müsste trotz allem jemand Björns Boot finden, denkt sie. Und dann wird die Polizei nach uns suchen.

Sie müssen sich nur verstecken, damit ihr Verfolger sie nicht findet.

Die runden Felsen sind mit grünem Moos bewachsen, aber in der Spalte ist der Stein nackt und an manchen Stellen sickert klares Wasser heraus.

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