Читаем Paganinis Fluch полностью

Ihre Füße hinterlassen auf den terracottafarbenen Kacheln länglich schmale Abdrücke. Ihr Körper ist schlank, und sie wirkt durchtrainiert. Ihre Art zu gehen ist eine Demonstration, als wollte sie Saga die Chance geben, sie zu beobachten.

Marie-Louise Salman nimmt ihr Glas, dreht sich um und wirft einen neugierigen Blick auf Saga, wie um sich zu vergewissern, dass deren Augen ihr gefolgt sind.

»Ein Glas Sancerre?«, fragt sie in ihrem kühlen Tonfall.

»Nein, danke«, antwortet Saga.

»Ich schwimme, um in Form zu bleiben, auch wenn ich nicht mehr so oft als Model arbeite. Man bekommt schnell eine narzisstische Störung in dieser Branche. Nun ja, aber das wissen Sie ja selbst. Es ist ein mieses Gefühl, dass einem keiner mehr Feuer anbietet.«

Marie-Louise Salman beugt sich vor und flüstert theatralisch:

»Ich habe eine Affäre mit dem jüngsten Burschen bei Chippendales. Wissen Sie, wer das ist? Egal, die sind eh alle schwul.«

»Ich bin hier, um über ein Foto zu sprechen, dass Sie …«

»Ich wusste doch, dass er den Mund nicht halten kann«, platzt Marie-Louise Salman heraus.

»Wer?«

»Jean-Paul Gaultier.«

»Der Designer?«, fragt Saga.

»Ja, der Designer mit dem gestreiften Top, der Designer mit den goldenen Bartstoppeln und dem hässlichen kleinen Mund. Er hasst mich immer noch. Ich wusste es.«

Saga lächelt Marie-Louise Salman geduldig an und reicht ihr fragend den Bademantel, als sie sieht, dass die Frau eine Gänsehaut bekommt.

»Ich friere gern … es lässt mich schön aussehen. Jedenfalls meinte Depardieu das im Frühjahr zu mir oder … jetzt erinnere ich mich nicht mehr – vielleicht war es auch dieser süße Reno, der das gesagt hat. Egal.«

Plötzlich hört man Schritte in dem Gang, der zum Pool führt. Marie-Louise Salman wirkt auf einmal nervös und sieht sich nach einem Fluchtweg um.

»Hallo?«, sagt eine Frau.

»Saga«, ruft Joona.

Saga tritt einen Schritt vor und sieht Joona und Penelope mit einer Frau um die fünfzig mit dunklen Haaren und einer eleganten Pagenfrisur in den Poolraum kommen.

»Marie-Louise«, sagt die Frau mit einem besorgten Lächeln. »Was tust du denn hier?«

»Ich wollte nur ein bisschen schwimmen«, antwortet die andere Frau. »Musste mich zwischen den Beinen ein wenig abkühlen.«

»Du weißt doch, dass du vorher anrufen sollst.«

»Stimmt, entschuldige, das hatte ich ganz vergessen.«

»Marie-Louise ist die Schwester von Pontus, meine Schwägerin«, erläutert die Frau, wendet sich anschließend Saga zu und stellt sich vor:

»Veronique Salman.«

»Saga Bauer, Staatsschutz.«

»Wir setzen uns in die Bibliothek«, sagt Veronique Salman und geht durch den Korridor zurück.

»Darf ich schwimmen, wenn ich schon einmal hier bin?«, ruft Marie-Louise.

»Aber nicht nackt«, antwortet Veronique, ohne sich umzudrehen.

Spende Boerse

90

Die Fotografin

Saga, Joona und Penelope begleiten Veronique Salman durch die verschiedenen Zimmer des Erdgeschosses in die Bibliothek. Ein relativ enger Raum mit kleinen, in Blei eingefassten Fensterscheiben in Gelb, Braun und Rosa, Büchern hinter Glas, braunen Ledermöbeln, einem offenen Kamin und einem Samowar aus Messing.

»Sie müssen entschuldigen, wenn ich Ihnen nichts anbiete, aber ich habe es ziemlich eilig, ich verreise in einer Stunde …«

Veronique Salman schaut sich nervös um und streicht mit der Hand über ihren Rock, ehe sie weiterspricht.

»Ich muss … ich sage nur, was ich sagen muss«, sagt sie gedämpft. »Ich werde nicht als Zeugin aussagen; falls Sie versuchen sollten, mich zu einer Zeugenaussage zu zwingen, werde ich ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen alles leugnen, was ich gesagt habe.«

Sie will einen Lampenschirm gerade rücken, aber ihre Hand zittert so sehr, dass der Schirm erst recht schief hängt.

»Ich reise ohne Pontus, er wird mich nicht begleiten«, sagt sie mit gesenktem Blick. Ihr Mund zittert, und sie sammelt sich einige Sekunden, ehe sie weiterspricht.

»Frau Fernandez«, sagt sie und sieht Penelope in die Augen. »Wissen Sie, ich kann verstehen, dass Pontus in Ihren Augen Abschaum ist, aber das ist er nicht, das ist er wirklich nicht.«

»Ich habe auch gar nicht gesagt …«

»Warten Sie bitte«, unterbricht Veronique Salman sie. »Ich möchte nur sagen, dass ich meinen Mann liebe, aber dass ich … dass ich nicht mehr weiß, was ich davon halten soll, was er tut. Früher habe ich mir gesagt, dass die Menschen immer schon mit Waffen gehandelt haben. Waffenhandel hat es gegeben, solange es Menschen gegeben hat. Ich meine das nicht als Entschuldigung. Ich habe mich im Außenministerium jahrelang mit Sicherheitspolitik beschäftigt. Und wenn man sich mit diesen Fragen auseinandersetzt, muss man akzeptieren, dass es noch ein weiter Weg ist bis zur Utopie von einer Welt ohne bewaffnete Konflikte. In der Praxis kommt kein Land in der Welt ohne Armee aus, aber … es gibt Nuancen, so denke ich mir das …«

Sie geht zur Tür, öffnet sie, schaut hinaus und schließt sie wieder.

»Waffen in kriegsführende Länder zu exportieren, in einen Konfliktherd, Unruhen weiter zu schüren, indem man ihnen immer mehr Waffen zuführt, so etwas darf man nicht tun.«

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