Читаем Paganinis Fluch полностью

Penelope öffnet ihre Hand und lässt die blaue Kapsel fallen.

Mit pochendem Herzen folgt sie ihm, biegt in die Gärdesgatan ein, lässt die Decke fallen, genau wie er es getan hat, und beschleunigt ihre Schritte. Als sie ihn mit müden Bewegungen zwischen die Bäume des Wäldchens direkt vor ihr eilen sieht, läuft sie los. Er wirkt schwach, leidet vermutlich unter dem Blutverlust durch die Schussverletzung an seiner Schulter, sie weiß, dass er ihr nicht davonlaufen können wird. Krähen heben von den Baumwipfeln ab und flattern davon. Penelope erreicht die Bäume, ist voller Kraft, geht mit großen Schritten durchs Gras und sieht ihn fünfzig Meter vor sich. Er stolpert und stützt sich mit einer Hand an einem Baumstamm ab. Eine Kompresse löst sich und hängt locker um seine Finger. Sie läuft ihm hinterher und sieht ihn das kleine Wäldchen verlassen und ins Sonnenlicht auf der weiten Grasfläche humpeln. Ohne stehen zu bleiben, zieht sie die Pistole, die Joona Linna an ihrem Rücken platziert hat, sieht sie an, entsichert sie, läuft zwischen den Bäumen weiter, wird langsamer und zielt mit ausgestrecktem Arm auf seine Beine.

»Stehen bleiben«, flüstert sie und drückt ab.

Der Schuss löst sich, der Rückstoß fährt durch Arm und Schulter, Pulverspritzer brennen auf ihrem Handrücken.

Die Kugel verschwindet im Nichts, und Penelope sieht, dass der Verfolger versucht, schneller zu laufen.

Du hättest meine Schwester nicht anrühren sollen, denkt sie.

Der Mann überquert einen Fußweg, bleibt stehen, hält sich die Schulter und eilt anschließend weiter über das Gras.

Penelope läuft, gelangt in die Sonne hinaus, überquert denselben Fußweg, den der Mann kurz zuvor hinter sich gelassen hat, und hebt erneut die Waffe.

»Stehen bleiben«, ruft sie.

Sie schießt und sieht die Kugel zehn Meter vor ihm die Grasnarbe aufreißen. Penelope spürt das Adrenalin in ihren Adern, ist vollkommen klar und konzentriert. Sie zielt auf seine Beine und schießt. Sie hört den Knall, spürt den Rückstoß und sieht die Kugel in seine Kniekehle eintreten und durch die Kniescheibe austreten. Er schreit vor Schmerz auf und fällt ins Gras, versucht weiterzukommen, aber sie nähert sich ihm, eilt mit großen Sätzen auf ihn zu und sieht ihn zu einer einsamen Birke kriechen.

Bleib stehen, denkt Penelope und hebt erneut die Pistole. Du hast Viola getötet, du hast sie in einem Zuber ertränkt, und du hast Björn getötet.

»Du hast meine kleine Schwester ermordet«, wiederholt sie laut und schießt.

Der Schuss trifft seinen linken Fuß, Blut spritzt ins Gras.

Als Penelope ihn erreicht, sitzt er mit dem Rücken an den Baum gelehnt, sein Kopf hängt herab, das Kinn ruht auf der Brust. Er blutet stark, atmet keuchend wie ein Tier, bleibt ansonsten jedoch stumm.

Sie bleibt im Schatten unter dem Baum breitbeinig vor ihm stehen und zielt mit der Pistole auf ihn.

»Warum?«, fragt sie leise. »Warum ist meine Schwester tot, warum ist …«

Sie verstummt, schluckt, beugt sich vor und fällt vor ihm auf die Knie, um sein Gesicht zu sehen.

»Ich will, dass du mich ansiehst, wenn ich schieße.«

Der Mann befeuchtet seinen Mund und versucht, den Kopf zu heben. Er ist zu schwer, es geht nicht. Wegen des Blutverlusts wird er jeden Moment das Bewusstsein verlieren. Sie zielt mit der Pistole auf ihn, hält erneut inne, streckt die andere Hand aus, hebt sein Kinn und betrachtet ihn. Sie muss die Zähne zusammenbeißen, als sie die müden Züge wiedersieht, das Gesicht, das sie durch den Regen auf Kymmendö gesehen hat. Jetzt entsinnt sie sich auch wieder seiner ruhigen Augen und der tiefen Narbe über dem Mund. In diesem Moment ist er genauso ruhig wie damals. Penelope denkt noch, wie seltsam es ist, dass er nicht die geringste Angst vor ihr zeigt, als er sie plötzlich angreift. Er bewegt sich überraschend schnell, bekommt ihre Haare zu fassen und reißt Penelope an sich. Es ist so viel Kraft in seinem Arm, dass sie nach vorn fällt und mit der Stirn gegen seine Brust stößt. Ehe sie sich bewegen kann, greift er um, packt ihr Handgelenk und entwindet ihr die Waffe. Mit aller Kraft stößt sie sich mit den Armen ab und strampelt, fällt im Gras nach hinten, und als sie wieder aufblickt, zielt er schon auf sie und feuert kurz hintereinander zwei Schüsse ab.

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Der weiße Stamm der Birke

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